Bargeburer Kirche

Aus Norder Stadtgeschichte
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Bargeburer Kirche

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Basisdaten
Entstehungszeit 1680-1684
Erbauer Reformierte Gemeinde Lütetsburg-Norden
Bauweise Ziegelsteinbau
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Kirchpfad 1

26506 Norden

Die Bargeburer Kirche befindet sich zwischen der Heerstraße und dem Alten Postweg in Bargebur. Sie wurde 1684 unter dem Schutz brandenburgischer Truppen fertiggestellt. Bis 1792 wurden hier die Angehörigen der gräflichen Familie von Lütetsburg bestattet.

Die Kirche besteht aus einem Hauptgebäude und einem später errichteten Anbau, der auch Kökentje genannt wird.

Geschichte

Mit der ab 1527 auch in Norden Einzug haltenden Reformation kamen auch Glaubenskonflikte in die Stadt. Während beide evangelischen Glaubensrichtungen zunächst noch gemeinsam ihre Gottesdienste in der Ludgerikirche feierten, kam es ab 1560 zu einem ersten offenen Streit, da Pastor Ligarius den Gottesdienst nach lutheranischer Art durchführte. Der sich immer weiter verschärfende Konflikt führte schließlich dazu, dass die reformierten Christen nach Lütetsburg gingen und dort unter dem Schutz von Unico Manninga ihren Gottesdienst in der Vorburg von Schloss Lütetsburg abhielten konnten.

1680 erlaubte der damalige Graf von Lütetsburg, Dodo II. zu Innhausen und Knyphausen den Bau einer Kirche in Bargebur, das damals, wie Tidofeld, noch zu Lütetsburg gehörte. Das für den Bau notwendige Land schenkte der Graf der Gemeinde bereits 1679. Am 12. Juli 1680 begannen die Bauarbeiten. Als die Umfassungsmauern im selben Jahr schon fertiggestellt waren, stürmten aufgebrachte Norder Bürger am 24. August die Baustelle und rissen die Mauern ein. In den Augen dieser Fanatiker war der Bau der Kirche zu nah an der Stadtgrenze, was sie als Affront sahen. Erst nachdem der (ebenfalls reformierte) Große Kurfürst von Brandenburg, der zu dieser Zeit Greetsiel besetzt hielt, im Jahr 1684 Truppen zur Baustelle verlagerte, konnte der Bau am 21. Juli 1684 fortgeführt und fertiggestellt werden. Am 9. November 1684 wurde schließlich der erste Gottesdienst gefeiert.

Die Kirche wurde bereits kurz nach ihrer Erbauung auch die Kirche der Lütetsburger Grafen. So kam es, dass 1707 von Franz Ferdinand zu Inn- und Knyphausen, dem Sohn von Dodo II., ein Fürstenstuhl eingebaut wurde. Unter diesem Fürstenstuhl wurde die Familiengruft errichtet, in der die Angehörigen der Familie Inn- und Knyphausen noch bis 1792 bestattet wurden. Ihre Gebeine liegen noch heute dort.

1717 drang das Wasser des durch die Weihnachtsflut überlaufenden Norder Tiefs bis in die Kirche ein und soll hier "2 Fuß und 2 Daumen hoch" gestanden haben. Diese war nun nur mit Booten erreichbar. Ein regulärer Gottesdienst war erst wieder zu Ostern 1718 möglich. 1726 kam es zu einem Kampf zwischen Fürst Georg Albrecht und einem Teil der ostfriesischen Stände, dem sogenannten Appell-Krieg, wodurch die Kirche in Bedrängnis kam und zur Wehrkirche umgebaut wurde. Um das Gebäude wurden Verteidigungswälle errichtet. Es kam hier jedoch letztlich zu keinen Kampfhandlungen, sodass die Wälle wieder abgebaut wurden. Einige Jahre später, 1738, bekam die Kirche erstmalig eine Orgel.

1963 fanden umfassende Restaurierungsarbeiten statt. Die Kirche wurde mit der bis heute erhaltenen Farbgebung versehen, die Orgelempore wurde angehoben, ein Fußboden aus Naturstein eingebaut, flämische Kronleuchter an der Decke montiert und eine Heizung eingebaut. Auch der in früheren Jahren geschlossene Westeingang wurde wieder geöffnet. Der erste Gottestdienst nach der Restaurierung fand am 31. März 1963 statt. Weitere Restaurationsarbeiten fanden 1979 statt. Hier wurden das Dach und die Dachreiter der Kirche erneuert.

Von 2015 bis 2019 wurden erneut umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen. Die Kirche begann an der Nordwestseite abzusacken, sodass sich im Mauerwerk deutliche Risse bildeten. Eine niederländische Spezialfirma brachte sogenannte Mikropfähle unter dem Mauerwerk an, die mit einer Tragfähigkeit von 20 - 25 Tonnen pro Mikropfahl der Kirche über ein Stützkorsett wieder Stabilität verliehen. Gleichzeitig waren Arbeiten am Dach, der Glockenaufhängung und den Fenstern erforderlich. Zuletzt wurden die Wappenfenster gereinigt, repariert und wieder aufgehängt.

Beschreibung

Die Bargeburer Kirche ist eine schlichte Saalkirche, errichtet im Stile des Barock. Der Bau ist mit einem Walmdach gedeckt und weist einen Dachreiter auf. Auf dem Dach befindet sich eine Glocke.

Der Innenraum ist mit einem Holzgewölbe nach oben abgeschlossen. Der Rechteckraum besitzt an den Langseiten je vier Rundbogenfenster. An der Westseite ist ein zweiflügeliges Portal eingefügt. An der Nordwand befindet sich die Prieche (Loge) der Familie Inn- und zu Knyphausen. Unter ihr liegt die Familiengruft, in der bis 1792 alle Familienmitglieder bestattet wurden. Die Gruft ist mittlerweile verkommen und die Gebeine teilweise freiliegend.[1]

An der Südseite steht ein Anbau, der später errichtet wurde und mit einem geschwungenen Barockgiebel verziert ist. Dieser wird auch Kökentje genannt (kleine Küche), da hier früher in kalten Tagen die Stövchen für die Kirchenbesucher vorbereitet wurden.[2]

Eine erste Orgel wurde 1738 von Johann Friedrich Constabel erbaut, aber 1864 nach Hamswehrum verkauft, wo sie bis 1967 im Gottesdienst gespielt wurde. Schließlich erhielt das Instrument seinen heutigen Standort in Jennelt. Nach der Restauration durch Ahrend & Brunzema im Jahr 1970 ist wieder der ursprüngliche Klang hörbar. Sie gilt als die einzige fast vollständig erhaltene (bis auf drei Register) Orgel Constabels. Als Ersatz beschaffte sich die Gemeinde 1864 eine Orgel von W. Beckmann aus Einbeck. Sie ist im Wesentlichen erhalten, aber mehrfach verändert worden. Im 20. Jahrhundert wurde die Disposition durch Karl Puchar, Max Maucher und Alfred Führer verändert. Im Jahre 2004 wurde das Instrument durch Bartelt Immer renoviert.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Erkundung der Grabkammer durch Tim von Lindenau, abrufbar auf YouTube.de
  2. Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 40

Quellenverzeichnis

  • Geschichte der Reformierten Gemeinde Lütetsburg-Norden, abgerufen am 29. März 2021
  • Kiesow, Gottfried (2010): Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn, S. 276
  • Rödiger, Hans-Bernd / Ramm, Heinz (1983): Friesische Kirchen im Auricherland, Norderland, Brokmerland und im Krummhörn, Band 2, Jever, S. 98

Siehe auch