Ekel

Aus Norder Stadtgeschichte
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Ekel

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Basisdaten
Administrativer Stadtteil Norden
Ungefähre Lage östlich des Stadtgebiets

Ekel (ursprünglich: Eckeloh) ist ein Stadtviertel von Norden und damit Bestandteil des eigentlichen Stadtgebiets. Bis 1919 war der Ort ein Teil der Gemeinde Sandbauerschaft, die im genannten Jahr nach Norden eingemeindet wurde. Seither spiel die Ortsbezeichnung nur noch im allgemeinen Sprachgebrauch eine Rolle, hat jedoch keine administrative Bedeutung mehr.

Der Name E(c)kel ist seit 1589 überliefert und geht zurück auf das Gut Ekel, eine Wehranlage sowie adeliges Gut im Besitz der Uldinga, einem einst mächtigen Häuptlingsgeschlechter. Der Name des Guts bezieht sich wiederum auf den hier einst dichten Eichenwald bezieht, dessen Früchte Eicheln genannt werden und im Niederdeuschen Eckeln heißen. Eichen heißen Eckelboomen und in ihrer Gesamtheit als Wald auch Eckeloh. Das Pendant zum Eichenbestandenen Ekel kann damit im Lindenbestandenen Lintel (ursprünglich: Linteloh) gesehen werden.

Im Laufe der Jahre, insbesondere in der Zeit nach dem Zweiter Weltkrieg, ist aus der versprengten Bauerschaft eine mit der Kernstadt von Norden verwachsene Siedlung geworden.

Geografie

Kolonialwarenhandlung Schmidt in der Zeit um 1910.
Luftaufnahme von Ekel-Ost. Aufgenommen am 20. Mai 2020.

Ekel liegt im Osten von Norden und gilt im Allgemeinen als gutbürgerliches Viertel. Die Gegend wird geprägt von Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäuser oder gar Wohnblocks finden sich nur selten (zum Beispiel am Försterpfad, Ecke Osterstraße).

Geografisch lässt sich Ekel grob in etwa wie folgt umgrenzen: Im Osten durch die Bundesstraße, im Süden durch das Norder Tief und im Westen durch die Bahnstrecke Rheine-Norddeich Mole. Nördlich ist die Grenzziehung am schwierigsten, im Allgemeinen wird hier jedoch die Ekeler Gaste herangezogen, da noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine deutliche bauliche Trennung (durch fehlende Bebauung) zwischen Ekel und Ostlintel erkennbar war.

Geschichte

Historisch war Ekel bis zur Eingemeindung nach Norden am 1. April 1919 Teil der Norder Umlandgemeinde Sandbauerschaft, einem Zusammenschluss verstreuter Kleinstsiedlungen, die sich um die Burgen und Wehrhäuser der Stadt bildeten und diese ringförmig umschlossen. Das namensgebende Steinhaus, welches nach seinen Erbauern - dem Häuptlingsgeschlecht Uldinga, auch Uldingaburg genannt wird, wurde vermutlich im 14. Jahrhundert errichtet und 1805 oder 1806 wegen Baufälligkeit abgerissen.

Die Anlagen sind anhand der über die Jahrhunderte weitestgehend unverändert gebliebenen Straßenverläufe Looger Weg, Heitsweg, Ekeler Weg, Baumstraße und Ekeler Gaste noch eindeutig auszumachen. Der zum Häuptlingssitz gehörende, von großen Wassergräben eingeschlossene Große Garten liegt noch heute weitgehend unbebaut zwischen An der Gartenallee und dem Wohnheim der Behindertenhilfe, das Haus Uldinga. Das Turmhaus, das in seinem Äußeren mit dem Alten Rathaus vergleichbar ist, lag ungefähr im Bereich der Schulstraße 9 - 11.

Zum Gut gehörten mehrere Nebengebäude und umfangreiche Ländereien, wie zum Beispiel das bis heute erhaltene Ekeler Vorwerk. Um das Gut herum entwickelte sich eine kleine Siedlung, deren Bewohner vorrangig aus Arbeitern (Gesinde) bestand, die beim oder für das Gut arbeiteten. Mit dem Wachsen der Siedlung stieg auch die Zahl anderer Betriebe. Im 19. Jahrhundert siedelte sich mit der Eisenhütte, die sich gerade noch auf dem Gebiet der Sandbauerschaft befand, erstmals Industrie an.

Für das Jahr 1848 sind gemäß statistischem Handbuch des Königreichs Hannover, zu dem Ostfriesland zu dieser Zeit gehörte, insgesamt 166 Einwohner verzeichnet, die sich auf 25 Wohngebäude verteilten.[1] Ein durchschnittlicher Haushalt bestand folglich aus sechs bis sieben Personen. Der einst dichte Wald wurde im Laufe der Jahre gerodet, zuletzt fanden 1960 größere Baumfällarbeiten und Rodungen im Bereich der Baumstraße statt. Erhalten geblieben sind nur wenige, vereinzelte Bäume.

Erwähnenswerte Gebäude

Der ehemalige Müllberg, heute ein Naherholungsgebiet bei Hoog Ses.

Erhaltene Gebäude

Im östlichen Teil der Schulstraße befindet sich die sogenannte Finettenburg, ein dreigliedriges ehemaliges Kaufmannshaus, welches mehrfach überbaut wurde, aber bis heute noch weitestgehend originalgetreu erhalten ist. Daneben befindet sich die (ehemalige) Ekeler Schule, eine Schule mit einst vier Klassenräumen und Lehrerwohnungen, die 1898 als eine von mehreren Grundschulen von der Sandbauerschaft errichtet wurde. Ein weiteres bedeutendes Gebäude ist das Ekeler Vorwerk, das bis in die jüngere Zeit als Gastwirtschaft genutzt wurde und heute Wohnzwecken sowie dem Sitz der Freikirche Philadelphia Community dient.

An der Osterstraße befindet sich einer von zwei Standorten der Ubbo-Emmius-Klinik (früher: Kreiskrankenhaus Norden) mit mehreren Nebengebäuden. Links und rechts daneben befinden sich weitere Einrichtungen der Gesundheitsversorgung: Das Alten- und Pflegeheim Johann-Christian-Reil-Haus im Osten und das MediCenter, ein medizinisches Versorungszentrum, im Westen.

Etwas weiter gen Stadtkern befindet sich das Schulzentrum Ekel, in der sich heute eine Oberschule befindet. Neben einer Sporthalle verfügt das Schulzentrum auch über ein Theater, das ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt ist. Am Ende der Juister Straße hat der Verein für naturgemäße Lebens- und Heilweise, welcher umgangssprachlich auch Blomo genannt wird, seinen Sitz.

Seit dem 27. März 2009 ist das neue Hilfeleistungszentrum mit Gebäuden für die Freiwillige Feuerwehr und das Technische Hilfswerk am neuen Standort an der äußeren Osterstraße in Betrieb. Der Sitz der örtlichen Raiffeisenbank-Volksbank wurde in den 2010er Jahren in die neue Zentrale an die Osterstraße verlegt.

Abgebrochene Gebäude

Bis zum Jahr 1900 befand sich eine hohe Bockwindmühle (eine der ehemals acht Mühlen Nordens) an der Großen Mühlenstraße. Die bis Mitte des 20. Jahrhunderts für die Norder Wirtschaft sehr bedeutsame Eisenhütte befand sich bis zu ihrem Abbruch im Jahre 1969 auf dem Grund der ehemaligen Gemeinde Sandbauerschaft an der Kleinen Osterstraße. Die Eisenhütte wurde auf dem Grund der Osterburg (auch: Osterhus) genannt, errichtet. Beim Abriss der Eisenhütte wurde auch das bis dahin weitestgehend originalgetreu erhaltene Steinhaus mit abgerissen. Hier wurde ein Supermarkt nebst Büro- und Wohngebäude errichtet. An die alte Eisenhütte erinnert nur noch der Straßenname Glückauf.

An der heutigen Bahnstrecke Rheine-Norddeich Mole, östlich der Eisenhütte, entstand der Bahnhof Norden-Stadt, welcher 1983 aufgrund von Fahrplanänderungen der Deutschen Bundesbahn geschlossen und abgebrochen wurde.

Ein weiteres bedeutendes, nicht mehr existentes Gebäude war das Haus Philadelphia in unmittelbarer Nähe zur Ekeler Schule. Es diente lange Zeit als Wohnhaus und wurde nach einer Brandstiftung im Jahre 1991 abgebrochen. Heute stehen hier mehrere Reihenhäuser in enger Nachbarschaft zu einander.

Erwähnenswerte Plätze

Im Umfeld der Juister Straße sowie der Uferstraße befinden sich historische Folter- und Richtstätten: Der Galgenberg und der Hexenkolk.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover von 1848

Quellenverzeichnis

  • Aeils, Johann; Smidt, Jan; Stromann, Martin (2001): Steinerne Zeugen erzählen Geschichte. Auf Spurensuche nach architektonischen Schätzen der Norder Bauhistorie.
  • Beschreibung von Norden in der historischen Ortsdatenbank der Ostfriesischen Landschaft
  • Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel.
  • Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten. Im Auftrage der Stadt Norden zur 700-Jahr-Feier.
  • Preußische Grundkarte von ca. 1895 (Erste Landesaufnahme)
  • Schreiber, Gretje (2011): Heim und Herd – Beilage Ostfriesischer Kurier. Norden, 8. Januar 2011

Siehe auch