Itzendorf

Aus Norder Stadtgeschichte
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Itzendorf

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Basisdaten
Kategorie Orte in Westermarsch II
Stadtteil/-viertel Westermarsch II
Genaue Lage rund um die nördliche

Itzendorfer Straße

Itzendorf war eine Ortschaft auf dem Gebiet des heutigen Westermarsch II. Es wurde nach der Weihnachtsflut im Jahre 1717 ausgedeicht. An den Ort erinnern heute noch die Bezeichnungen Itzendorfplate und die Itzendorfer Straße. Der Kartenausschnitt rechts zeigt die ungefähre Lage des historischen (und heutigen) Itzendorfs.

Geschichte

Itzendorf auf einer Karte des Ubbo Emmius aus dem Jahr 1595.

Anfang und Ende

Ursprünglich war der Ort wohl der Stammsitz der später in Ostlintel ansässigen Idzinga. Erstmalig wird der Ort 1559 als Itzigendorp erwähnt. Es folgten Itschendorp (1595 / 1599) und Idzingdorf (1787).[1] Die Menschen hier betrieben vor allem Fischerei und Torfsalzgewinnung, wie sie auch in der Westermarsch II, zum Beispiel auf der Uden-Soltjers Warf, betrieben wurde. Hierbei wurden Torflagerstätten im Watt bei Ebbe abgebaut und der so gewonnene Torf an Land gebracht, getrocknet und anschließend verbrannt. Aus der Asche wurde dann in weiteren Arbeitsschritten ein graufarbenes Salz, welches unter der Bezeichnung Friesensalz gehandelt wurde, erzeugt. Vermutlich hat der Torfabbau die Erosion der Küste beschleunigt. Die Landfläche im Deichvorland wurde abgesenkt und diese damit den Sturmfluten stärker ausgesetzt.[2] Das Dorf galt als wohlhabend, ihre Schule blieb daher nie lange ohne Lehrer.[1]

1717 wurde der zwischen Norddeich und Utlandshörn verlaufende Westermarscher Seedeich durch die Weihnachtsflut schwer beschädigt und an sechs Stellen völlig durchbrochen. An vier Durchbrüchen bildeten sich tiefe Kolke. Vier dieser Deichbrüche befanden sich im Gebiet um den Ort, viele Einwohner fanden dabei den Tod und die Bausubstanz wurde schwer beschädigt. Zunächst versuchten die überlebenden Bewohner, ihr Dorf wieder zu sichern. Drei Jahre später richtet die Neujahrsflut vom 31. Dezember 1720 auf den 1. Januar 1721 verheerende Schäden an. Itzendorf wurde dabei völlig zerstört.[3] Nach erfolglosen Instandsetzungsversuchen wurde die alte Deichlinie 1721 endgültig aufgegeben, der südlich des Ortes gelegene Notdeich zum Seedeich ausgebaut und Itzendorf ausgedeicht, indem man den gesamten Westermarscher Seedeich von Norddeich bis Utlandshörn auf einer Strecke von 7,2 km Länge zurückverlegte. Rund 270 Hektar fruchtbares Land sind seitdem ausgedeicht.[1] Unklar ist, ob und wann der Ort eigenständig war. In jedem Fall gehörte er als Itzendorfer Rott zur einst eigenständigen Gemeinde Westermarsch II.

Fischerhausen

In unmittelbarer Nähe des untergegangenen Dorfes entstand spätestens ab 1780 ein rund 20 Meter langer Nachfolgebau für den Hafen, der bis 1840 genutzt wurde. Östlich davon entwickelte sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts dann ein weiterer Hafen, der bereits ab 1824 als Fischerhausen am sogenannten Norddeich bezeichnet wurde, die Keimzelle des heutigen Ortes Norddeich.

Wie der Name bereits erkennen lässt, betrieben die Bewohner hier vor allem Fischfang.[4] Neben dem Fischfang hat es hier offenbar bereits schon in der Zeit um 1735 zwei Höfe sowie (später oder zeitgleich) ein Wirtshaus, den sogenannten Seebergskrug gegeben, sodass naheliegt, dass die Bewohner auch Landwirtschaft betrieben.[5][6]

Itzendorf heute

An das ehemalige Itzendorf erinnern heute noch die Bezeichnungen Itzendorfplate für eine Untiefe in der nahen Nordsee, die Itzendorfer Straße sowie eine kleine Siedlung im östlichen Bereich von Westermarsch II, die den Namen Itzendorf trägt. Diese Siedlung befindet sich beim Campingplatz (erster Standort von Norddeich Radio), in dessen Nähe sich auch die Itzendorfer Schule und die Alte Itzendorfer Schule befanden.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Schreiber, Gretje (2010): Historische Ortsdatenbank Ostfriesland, Westermarsch II, Manuskript
  2. Förderverein Museum Nordseeheilbad Norderney (2009): Ausstellung: Meer & Salz. In: museums-nachrichten, bade~museum norderney, Ausgabe 1/2009, Norderney, S. 3
  3. Ohlig, Christoph (2005): Ostfriesland und das Land Oldenburg im Schutz der Deiche und weitere wasserhistorische Beiträge, S. 36
  4. Haddinga, Johann / Stromann, Martin (2001): Norden/Norddeich – Eine ostfriesische Küstenstadt stellt sich vor, Norden, S. 48
  5. Arends, Friedrich (1824): Erdbeschreibung des Fürstenthums Ostfriesland und des Harlingerlandes, Unverändeter Nachdruck 1972 der Ausgabe Emden, S. 398
  6. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 158

Siehe auch