Jan ten Doornkaat Koolman (1773)

Aus Norder Stadtgeschichte
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Portraitaufnahme (unbekanntes Datum).

Jan Fiepkes ten Doornkaat Koolman (* 12. August 1773 in Midwolda (Niederlande); † 18. Februar 1851 in Norden) war der Begründer der Firma Doornkaat. Nach ihm ist der Jan-ten-Doornkaat-Koolman-Platz nahe der Innenstadt benannt.

Leben

Jan Fiepkes ten Doornkaat Koolman entstammt einer Bauern- und Kornbrennerfamilie des Groningerlandes in den Niederlanden. Sein Vater, Fiepko Olferts Koolman war Hofbesitzer in Midwolda, später Geneverbrenner und Blaufärber in Pekela. Er heiratete 1771 in Noordbroek Annechien ten Doornkaat, Tochter eines vermögenden Kaufmanns und Buchweizenmüllers. Sowohl die Koolmans wie auch die ten Doornkaats gehörten zu den ältesten Mennonitenfamilien der Niederlande; eine Tradition, in der die Kinder und Enkel von Fiepko und Annechien sehr bewusst weiterleben sollten. Das Ehepaar bekam zwölf Kinder, von denen der zweitälteste Sohn Jan nach seinem Großvater mütterlicherseits benannt war und der, da die Familie ten Doornkaat mit dem Großvater im Mannesstamm ausstarb, den Doppelnamen ten Doornkaat Koolman führte.

Fiepko Olferts Koolman war politisch aktiv und engagierte sich bei den "Patrioten", einer aufklärerisch-demokratischen Bewegung gegen den Statthalter und die Adelsoligarchie der Oranier. Dafür saß er in den 1790er Jahren auch im Gefängnis. Sein Geschäft entwickelte sich – wohl auch im Rahmen eines allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs - schwierig; keiner seiner Söhne wollte es übernehmen. Jan, der das Handwerk des Kornbrennens bei seinem Vater gelernt hatte, verließ – ob aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen, ist nicht deutlich - 1805 seine niederländische Heimat, um sich in Ostfriesland als Geneverbrenner niederzulassen. In Norden fand er Aufnahme im Hause eines entfernten Verwandten, des vermögenden mennonitischen Kaufmanns Doede Lübberts Cremer. Am 3. Dezember 1807 erwarb er das Norder Bürgerrecht. Am 10. April 1810 heiratete er die Tochter seines Gastgebers, Antje Doedes Cremer.

Nachdem seine Frau bereits im selben Jahr, kurz nach Geburt der Tochter Antje, verstorben war, heiratete er am 1. Oktober 1812 Jeikelina Jans Cool, die Tochter eines reichen Kaufmanns aus Appingedam (Niederlande). Aus dieser zweiten Ehe stammen weitere sieben Kinder, von denen der nach dem Vater benannte Sohn der erstgeborene war. Mit Unterstützung Doede Cremers begründete Jan ten Doornkaat Koolman im Jahr 1806 die bekannte Brennerei, die sich bald nicht nur gegen die zahlreiche Konkurrenz am Ort, sondern auch weit darüber hinaus als bedeutendes Unternehmen durchsetzen sollte; und zwar so nachhaltig, dass der Name "Doornkaat" schließlich zum Synonym für Branntwein wurde. In Ostfriesland gab es insofern günstige Rahmenbedingungen, als hier zur allgemeinen Nachfrage nach gebrannten Wässern noch das spezifische Bedürfnis hinzukam, die Getreideprodukte des Landes abzusetzen. Beides verband sich mit der niederländischen Tradition der Geneverherstellung. Durch überlegenes Know-how, Unternehmungsgeist und kaufmännisches Geschick konnte Jan ten Doornkaat Koolman so seinen Betrieb schnell ausbauen und die Konkurrenz distanzieren. Gab es im Jahre 1813 noch 27 Geneverbrennereien in Norden, so waren es 1833 nur mehr acht, wovon jetzt die Doornkaatsche die bei weitem größte war. Sie brannte zu dieser Zeit jährlich 500 Tonnen Korn und hatte einen Jahresausstoß von 1800 Hektolitern.

Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten war es ten Doornkaat Koolmans Anliegen, nicht möglichst großen Gewinn zu erwirtschaften, sondern vor allem hochwertige Produkte herzustellen. Persönlich war er gutmütig und hilfsbereit und musste sich in kaufmännischen Dingen von seinem Schwiegervater und seiner zweiten Ehefrau korrigieren lassen. Wie sehr er qualitätsbewusst dachte und handelte, zeigt eine Begebenheit aus dem Jahre 1833: Er hatte von einer neuen Brennerei-Apparatur gehört, die in Berlin bereits in Betrieb war. Unverzüglich fuhr er mit seinem ältesten Sohn nach Berlin, um diese neue Technik in Augenschein zu nehmen – zu dieser Zeit eine zweiwöchige Fahrt im Pferdewagen. Stets war ten Doornkaat Koolman bestrebt, den fortschrittlichsten Stand der Technik einzusetzen und höchste Qualität zu produzieren, wobei ihm schließlich auch der Erfolg recht gab. Ein Brennereiinventar verzeichnet für das Jahr 1837 einen Dampfkessel, zwei Maischkessel, einen Vorwärmer, zwei Backen, einen Destillierkessel mit Helm, einen Wasserkessel, alles aus Kupfer.

Zielstrebig vergrößerte und arrondierte der Unternehmer auch seinen Grundbesitz in der Stadt Norden und im Umland. Schon Ende 1812 hatte er, indem er auf das Erbe seiner Tochter aus erster Ehe ein Darlehen aufnahm, am Neuen Weg ein Haus mit Garten gekauft. Er ließ es im folgenden Jahr abbrechen, um sich an gleicher Stelle ein neues Haus zu bauen, in dem er wohnte und auch die Brennerei betrieb. Dieses große, in holländischklassizistischem Stil gebaute Haus wurde zur Keimzelle einer immer ausgedehnteren Fabrikanlage. In den dreißiger Jahren kaufte ten Doornkaat Koolman das Nachbarhaus sowie ein weiteres benachbartes Haus mit Garten- und Grünanlagen. Dazu erwarb er weiteres Land, u.a. einen großen Bauernhof in der Westermarsch, wo er ein Abfallprodukt des Brennvorgangs, die sogenannte Schlempe, als Viehfutter verwendete. Auch Torfmoore in Leezdorf kaufte er an, um seinen Bedarf an Brenntorf zu decken.

Der Firmengründer hatte also das Feld gut bestellt, als er sich 1846 aus der Leitung seines Betriebes zurückzog und sie den beiden ältesten Söhnen Jan ten Doornkaat Koolman und Fiepko ten Doornkaat Koolman Wie sehr das Geschäft sich inzwischen aus kleinsten Anfängen emporentwickelt hatte, erhellt daraus, dass bei der notariellen Übergabe der Taxpreis auf die stattliche Summe von 26.697 Talern festgesetzt wurde. Für damalige Zeiten eine außergewöhnlich hohe Summe.

Quellenverzeichnis

Siehe auch