Kluft: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Norder Stadtgeschichte
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Als '''Kluft''' wurden die alten Norder Stadtbezirke bezeichnet. Der Name ergibt sich aus einer alten Bezeichnung für einen Bezirk. Begrifflich war diese auch in anderen Städten, wie etwa Leer, üblich.<ref>NLA AU Rep. 5 Nr. 2534/2</ref> Den vier, später zwei Kluften nachgeordnet waren die sogenannten [[Rott|Rotten]], deren wiederum die einzelnen Häuser der Reihe nach zugeordnet waren.
Als '''Kluft''' wurden die alten Norder Stadtbezirke bezeichnet. Der Name ergibt sich aus einer alten Bezeichnung für einen Bezirk. Begrifflich war diese auch in anderen Städten, wie etwa Leer, üblich.<ref>NLA AU Rep. 5 Nr. 2534/2</ref> Den vier, später zwei Kluften nachgeordnet waren die sogenannten [[Rott|Rotten]], deren wiederum die einzelnen Häuser der Reihe nach zugeordnet waren. Diese historische Einteilung ist seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar.


== Unterteilung ==
== Unterteilung ==
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* siehe auch: [[Liste der Häuser nach alter Adressierung]]
* siehe auch: [[Liste der Häuser nach alter Adressierung]]


Zunächst gab es die ''Osterkluft'', die ''Süderkluft,'' die ''Westerkluft'' und die ''Norderkluft'' denen die einzelnen Straßenzüge der Stadt - bis auf den aus historischen Gründen gesondert behandelten [[Burggraben]], der als einzige keiner Kluft angehörte - zugeordnet waren. Die städtischen Klüfte können als Pendant zu den [[Rott|Rotten]] in [[Westermarsch]] und [[Ostermarsch]] betrachtet werden, doch auch jede städtische Kluft unterteilte sich weiterhin in Rotten, deren Anzahl seit Ende des 16. Jahrhunderts jeweils acht betrug.<ref name=":0">Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 9</ref>
Zunächst gab es die ''Osterkluft'', die ''Süderkluft,'' die ''Westerkluft'' und die ''Norderkluft'' denen die einzelnen Straßenzüge der Stadt - bis auf den aus historischen Gründen gesondert behandelten [[Burggraben]], der als einzige keiner Kluft angehörte - zugeordnet waren. Die städtischen Klüfte können als Pendant zu den [[Rott|Rotten]] in [[Westermarsch]] und [[Ostermarsch]] betrachtet werden, doch auch jede städtische Kluft unterteilte sich in Rotten, deren Anzahl seit Ende des 16. Jahrhunderts jeweils acht betrug.<ref name=":0">Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 9</ref>


Den Kluften stand vor dem Aufkommen eines geregelten Gemeinwesens der an den vier Seiten des [[Marktplatz|Marktplatzes]] wohnende [[Ostfriesische Häuptlinge|Häuptling]] bzw. Adelige vor. Jede Kluft entsprach zugleich einem Pfarrbezirk, für den je ein Pfarrer der [[Andreaskirche]] bzw. später der [[Ludgerikirche]] zuständig war. Der Dienstsitz des für die Osterkluft zuständigen war beispielsweise die [[Alte Osterpastorei]].<ref name=":0" /> Zur Unterstützung der Administration bestellte die Stadt in den einzelnen Rotten jeweils einen ehrenamtlichen [[Rottmeister]].<ref>Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 28</ref>
Den Kluften stand vor dem Aufkommen eines geregelten Gemeinwesens der an den vier Seiten des [[Marktplatz|Marktplatzes]] wohnende [[Ostfriesische Häuptlinge|Häuptling]] bzw. Adelige vor. Jede Kluft entsprach zugleich einem Pfarrbezirk, für den je ein Pfarrer der [[Andreaskirche]] bzw. später der [[Ludgerikirche]] zuständig war. Der Dienstsitz des für die Osterkluft zuständigen war beispielsweise die [[Alte Osterpastorei]].<ref name=":0" /> Zur Unterstützung der Administration bestellte die Stadt in den einzelnen Rotten jeweils einen ehrenamtlichen [[Rottmeister]].<ref>Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 28</ref> Durch Veräußerungen des kirchlichen Besitzes (Lehen) kam es seit dem 16. Jahrhundert zu unklaren Abgrenzungen,<ref name=":0" /> die später durch Neuzuteilungen behoben wurden.


1614 oder 1615 wurde die Anzahl der Kluften per gräflichen Erlass von vier auf zwei reduziert, sodass nur noch die Osterkluft und die Westerkluft fortbestanden.<ref>Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 56</ref> Später kommt es offenbar wieder zu einer neuen Teilung, denn es werden spätestens im 18. Jahrhundert wieder vier Kluften genannt. 1751 begann man erstmals mit einer [[Hausnummerierung]], die sich anhand der Kluften und [[Rott|Rotten]] orientierte.<ref name=":02">Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 9</ref> Erst ab 1904 und mit Abschluss im Jahre 1966 gibt es das heute bestehende System der Nummerierung.
1614 oder 1615 wurde die Anzahl der Kluften per gräflichen Erlass von vier auf zwei reduziert, sodass nur noch die Osterkluft und die Westerkluft fortbestanden.<ref>Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 56</ref> Später kam es offenbar wieder zu einer neuen Teilung, denn spätestens im 18. Jahrhundert wurden erneut vier Kluften genannt. 1751 begann man erstmals mit einer [[Hausnummerierung]], die sich anhand der Kluften und [[Rott|Rotten]] orientierte.<ref name=":02">Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 9</ref> Erst ab 1904 und mit Abschluss im Jahre 1966 gibt es das heute bestehende System der Nummerierung.


=== Osterkluft ===
=== Osterkluft ===

Version vom 5. August 2022, 13:02 Uhr

Als Kluft wurden die alten Norder Stadtbezirke bezeichnet. Der Name ergibt sich aus einer alten Bezeichnung für einen Bezirk. Begrifflich war diese auch in anderen Städten, wie etwa Leer, üblich.[1] Den vier, später zwei Kluften nachgeordnet waren die sogenannten Rotten, deren wiederum die einzelnen Häuser der Reihe nach zugeordnet waren. Diese historische Einteilung ist seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar.

Unterteilung

Zunächst gab es die Osterkluft, die Süderkluft, die Westerkluft und die Norderkluft denen die einzelnen Straßenzüge der Stadt - bis auf den aus historischen Gründen gesondert behandelten Burggraben, der als einzige keiner Kluft angehörte - zugeordnet waren. Die städtischen Klüfte können als Pendant zu den Rotten in Westermarsch und Ostermarsch betrachtet werden, doch auch jede städtische Kluft unterteilte sich in Rotten, deren Anzahl seit Ende des 16. Jahrhunderts jeweils acht betrug.[2]

Den Kluften stand vor dem Aufkommen eines geregelten Gemeinwesens der an den vier Seiten des Marktplatzes wohnende Häuptling bzw. Adelige vor. Jede Kluft entsprach zugleich einem Pfarrbezirk, für den je ein Pfarrer der Andreaskirche bzw. später der Ludgerikirche zuständig war. Der Dienstsitz des für die Osterkluft zuständigen war beispielsweise die Alte Osterpastorei.[2] Zur Unterstützung der Administration bestellte die Stadt in den einzelnen Rotten jeweils einen ehrenamtlichen Rottmeister.[3] Durch Veräußerungen des kirchlichen Besitzes (Lehen) kam es seit dem 16. Jahrhundert zu unklaren Abgrenzungen,[2] die später durch Neuzuteilungen behoben wurden.

1614 oder 1615 wurde die Anzahl der Kluften per gräflichen Erlass von vier auf zwei reduziert, sodass nur noch die Osterkluft und die Westerkluft fortbestanden.[4] Später kam es offenbar wieder zu einer neuen Teilung, denn spätestens im 18. Jahrhundert wurden erneut vier Kluften genannt. 1751 begann man erstmals mit einer Hausnummerierung, die sich anhand der Kluften und Rotten orientierte.[5] Erst ab 1904 und mit Abschluss im Jahre 1966 gibt es das heute bestehende System der Nummerierung.

Osterkluft

Die Osterkluft war die aus dem östlichen Bereich von Norden gebildete Kluft und damit der alte Ostbezirk der Stadt. Der Adelssitz befand sich wohl auf dem Grund des heute auch als Gräfliches Haus bezeichneten Gebäudes an der östlichen Marktseite.[6] Für die religiösen Belange war der in der Osterpastorei wohnhafte Pastor zuständig.[5]

1882 umfasste die Kluft die Hausnummern 1 bis 165.[7]

Zur Kluft gehörten zuletzt Am Markt-Ost, die Osterstraße bis zur Grenze zur Sandbauerschaft (in etwa in Höhe des Bahnübergangs), die Kleine Mühlenstraße bis zur heutigen Hausnummer 4 (gegenüber des öffentlichen Parkplatzes hinter dem Haus Adelmann), die Rosenthallohne (nach Abschaffung der Norderkluft), die Bleicherslohne, die Ostseite des Neuen Wegs, der östliche Teil der Brückstraße und die Große Hinterlohne.

Süderkluft

Zur Süderkluft gehörten der südliche Teil der Brückstraße, die Westseite des Neuen Wegs, die Kleine Osterstraße, die Dammstraße, Am Hafen, die Heringstraße, der Synagogenweg, die östliche Uffenstraße, die südliche Sielstraße bis zur heutigen Hausnummer 24, die Große Neustraße, Steenbalgen und Am Markt-Südost.

1882 umfasste die Kluft die Hausnummern 166 bis 361.[7]

Die zuständige Pfarrei befand sich auf dem Grund des rechten Anbaus der heutigen Mennonitenkirche.[8] Das dominierende Adelsgeschlecht waren die tom Brook bzw. ihre Nachfolger, die Engena, die ihren Sitz im Engenahof hatten. Diese wiederum wurden später von den Rykena abgelöst.[6]

Westerkluft

Der Westerkluft waren die westliche Uffenstraße, Am Markt (Süd- und Südwestseite), Am Alten Siel, die Kleine Neustraße, die Sielstraße (ab der heutigen Hausnummer 24), die Kirchstraße, die Schlachthausstraße, die Gaswerkstraße, die Mennonitenlohne, die Mackeriege (nach Auflösung der Norderkluft), die Südseite der Großen Westerstraße, der Hollweg und der Sandweg zugeteilt.

1882 umfasste die Kluft die Hausnummern 362 bis 631.[7]

Die Westerpastorei befand sich an der Westseite des Marktplatzes und befand sich seit 1699 in der heutigen Hausnummer 33. Wie auch im Falle der Osterpastorei ist das Gebäude erhalten. Zuvor befand sie sich vermutlich Am Markt 29, hieraus wurde später das Armenhaus der Mennonitengemeinde.[6]

Norderkluft

Die Norderkluft umfasste Am Markt (Nord- und Nordwestseite), die Nordseite der Großen Westerstraße, die Kleine Westerstraße, die Posthalterslohne, Mackeriege, den Fräuleinshof, Ruthörn, den Mühlenweg, die Norder Straße bzw. Breite Lohne, den Brummelkamp, die Klosterstraße, Am Zingel, die Große Mühlenstraße, die Rosenthallohne, den Eselspfad, die Linteler Straße und die Norddeicher Straße.

1882 umfasste die Kluft die Hausnummern 632 bis 857.[7]

Der Adelssitz befand sich wohl im späteren, als Hotel Heeren-Logement bekanntgewordenen Gebäude an der Nordwestseite des Marktplatzes. Wo genau sich die zuständige Pastorei befand, ist indes unklar. Denkbar ist hier, dass sie sich in der Ludgerikirche befand.[6]

Einzelnachweise

  1. NLA AU Rep. 5 Nr. 2534/2
  2. 2,0 2,1 2,2 Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 9
  3. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 28
  4. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 56
  5. 5,0 5,1 Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 9
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Die Geschichte der Theelacht, abgerufen am 7. September 2021
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Canzler, Gerhard (1987): 200 Jahre Schwanenapotheke, Norden, S. 18
  8. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 56

Siehe auch