Motorsportclub Norden

Aus Norder Stadtgeschichte
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MC Norden

Basisdaten
Gründung 3. Juni 1949
Auflösung -
Rechtsform eingetragener Verein (e. V.)
Hauptsitz Nadörster Straße 27

26524 Halbemond

Der Motorsportclub Norden (kurz: MC Norden) ist ein am 3. Juni 1949 gegründeter Motorsportclub. Seit 1971 befindet sich das Heimstadion im Motodrom in Halbemond (Samtgemeinde Hage), bis dahin dienten Aschenbahnen auf dem Jahnplatz und dem ehemaligen Marine-Sportplatz im späteren Vertriebenenlager in Tidofeld als Rennstrecke.

Geschichte

Frühe Anfänge

Die bescheidenen Anfänge des organisierten Motorsports sind bereits im Jahre 1928 zu suchen, als sich etwa 20 Norder Motorradfahrer zu einer Fahrgemeinschaft namens Lederjacken zusammenschloss. Zunächst unternahm man nur gemeinsame Ausfahrten, während der Zeit des Nationalsozialismus ab 1933 führte die Gruppe dann einige Male Vorführungen im Kunst- oder Geschicklichkeitsfahren auf dem Torfmarkt vor.[1] In den Wirren des Zweiten Weltkriegs kam der Motorsport dann jedoch zum Erliegen.

Vereinsgründung

Im April 1949 trafen sich dann einige Motorradfans in der Gaststätte Kleiner Bahnhof, um über die Gründung eines Motorsportvereins zu beraten. Den Umständen der Nachkriegszeit entsprechend war die Sinnhaftigkeit auch in Anbetracht mangelnder Benzinvorräte fraglich, trotzdem beschloss man am 3. Juni 1949 im Hotel Henschen schließlich die Gründung des Motorsportclubs Norden, kurz MC Norden.[1][2] Schon am 4. September des Jahres veranstaltete der Verein das erste Aschenbahnrennen auf dem Jahnplatz.[1][3] Auch Kunstvorführungen wurden durch der Öffentlichkeit präsentiert, rund 3.000 Besucher sahen dem rasanten und mutigen Treiben zu.[1]

Damit auch talentierte Fahrer ohne eigene Maschine am Vereinsleben teilhaben konnten, beschaffte der Verein bereits 1950 die ersten Maschinen. Auch die folgenden Rennen waren gut besucht, sodass der Verein bereits kurz nach seiner Gründung auf erste Erfolge und gute Einnahmen zurückblicken konnte.[1] Am 24. September 1950 veranstaltete der Verein dann erstmals das sogenannte Grasbahnrennen in Hage, dem mehrere tausend Zuschauer beiwohnten. Mehr als 50 Fahrer aus Ostfriesland, Hamburg, Hannover und Bremen lieferten sich in sieben verschiedenen Klassen spannende Rennen.[4]

Als der schwedische Fußballverein Nybro Idrottsförening am 1. Januar 1951 für ein Spiel gegen den FC Norden in die Stadt kam, geleitete der MC Norden sie von Georgsheil mit einer feierlich geschmückten Eskorte und präsentierte sich so abermals stolz der Öffentlichkeit.[5] Es war das erste Fußballspiel gegen eine ausländische Mannschaft in der Nachkriegszeit in Norden.

Auf Initiative des Vereins wurde 1953 erstmals eine Ostfrieslandmeisterschaft ausgerichtet, an der mehr als 100 Fahrer teilnahmen. 1955 nahm der MC Norden an der Norddeutschen Küstenfahrt in Bad Zwischenahn teil, die bis 1960 ausgerichtet wurde. Die Rennen begannen ab 1956 immer von Norden aus.[4]

Umzug nach Tidofeld

Seit dem 10. Juni 1957 fanden die Rennen des Vereins auf dem Gelände des ehemaligen Vertriebenenlager Tidofeld statt, dort, wo sich heute die Jadestraße und die Allerstraße erstrecken. Der ehemalige Sportplatz wurde am 14. Januar des Jahres vom Verein erworben.[6] Zuvor kam es zu Streitigkeiten mit den anderen Sportvereinen, da die Motorsportler die Aschenbahn durch die Rennen beschädigten, doch zogen diese so viele Zuschauer an, dass die Stadt nicht gänzlich darauf verzichten wollte. So fand man die Alternative in Tidofeld.[7] In kürzester Zeit wurde der alte Marine-Sportplatz wieder hergerichtet und das Rennen wurde ein voller Erfolg.[1] Schon bald wurde die inzwischen verfallene Turnhalle des Areals zu einem Vereinsheim umgebaut und umfassend renoviert. Auch wurden hier Schlafräume für auswärtige Fahrer eingerichtet.[1]

Am 17. August 1961 wurde mit dem Trialfahren (Fahren durch schwieriges Gelände) eine neue Sportart ins Leben gerufen. Im gleichen Jahr fanden die ersten Kreismeisterschaften im Landkreis Norden mit rund 30 Teilnehmern statt. Bald darauf beteiligte sich der Verein als Mitinitiator an den sogenannten Kriegsbeschädigtenfahrten, bei denen Versehrte beider Weltkriege mit auf Fahrten genommen wurden, um ihnen ein wenig Ablenkung vom erfahrenen Leid zu bieten. Dafür nutzten die Vereinsmitglieder eigene PKW, mit denen sie zumeist Ausflugsziele im Oldenburger oder Osnabrücker Land bereisten. Insgesamt gab es mindestens 30 solcher Fahrten.[4]

Ende 1964 meldete die Stadt Norden ihre Bereitschaft an, das gesamte Vereinsgelände in Tidofeld aufzukaufen und zu einem vorbildlichen Sportplatz, ähnlich des Jahnplatzes, herzurichten. Parallel dazu führte der Verein Gespräche mit der Gemeinde Hage über den Kauf eines Geländes nahe des alten Flugplatzes (nahe der Straße Hilgenbur). Beide Vorhaben kamen jedoch aus unerfindlichen Gründen (zunächst) nicht zustande.

Bau des Motodroms

1968 erwarb die Stadt dann doch das Tidofelder Gelände für den Bau des Olympiawerks.[1] Zur gleichen Zeit erwarb der Verein dann ein geeignetes Grundstück in der Gemeinde Halbemond zwischen Berumerfehnkanal und Nadörster Straße. 1970 bis 1971 erbaute man dort den Motodrom. Am 25. Juli 1971 wurde das Stadion schließlich mit dem nunmehr 22. Aschenbahnrennen feierlich eingeweiht.[1] Im Oktober 1972 fand dort das erste große internationale Rennen mit einem Länderkampf zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion statt, am 4. September 1983 das Speedway-Weltmeisterschaftsfinale.[1][8] Dafür wurde das Stadion erheblich erweitert.[8] Insbesondere im Hinblick auf den Kalten Krieg war das Turnier mit dem Klassenfeind ein bemerkenswerter Meilenstein sowohl für den Verein und die Region als auch die gesamte Bundesrepublik.

1993 stellte der Verein seine Aktivitäten weitestgehend ein, was möglicherweise in einer im Juni 1992 gefloppten Veranstaltung lag. Eine Agentur und der kurzlebige Werbe- und Kulturring Norden veranstalten am und im Motodrom ein Open-Air-Festival, das zu einem finanziellen Fiasko wurde.[8] Bis heute finden nur noch sehr vereinzelt Wettkämpfe am Motodrom statt.

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 27
  2. Beschreibung von Norden in der historischen Ortsdatenbank der Ostfriesischen Landschaft
  3. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 48
  4. 4,0 4,1 4,2 Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 30
  5. Geschichte der Fußballsparte des FC Norden, abgerufen am 15. August 2021
  6. 50 Jahre Tidofeld. 1946 - 1996
  7. Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 14
  8. 8,0 8,1 8,2 Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 100

Siehe auch