Norddeicher Hafen

Aus Norder Stadtgeschichte
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Norddeicher Hafen

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Basisdaten
Kategorie Orte in Norddeich
Stadtteil/-viertel Norddeich
Genaue Lage nördliches Ende von Norddeich

Der Norddeicher Hafen gehört mit jährlich über zwei Millionen Passagieren nach Rostock und Puttgarden zu den größten Personenhäfe der Bundesrepublik und ist zugleich der größte dieser Art in Niedersachsen. Insbesondere seit dem 19. und noch mehr seit dem 20. Jahrhundert machte der Norddeicher Hafen eine rasante Entwicklung von einem unbedeutenden Fischerhafen zu einem weitflächigen und vielseitig genutzten Seehafen durch, der seit Anfang des 21. Jahrhunderts auch eine zunehmde Bedeutung im Bereich der Offshore-Versorgung gewinnt.

Untrennbar verbunden mit der Geschichte des Hafens und dem Aufstieg Norddeichs zu einer führenden Touristendestination sind jene der Reederei Frisia sowie der Bahnstrecke Rheine-Norddeich Mole.

Geschichte

Lange Zeit war der Norder Hafen der bedeutendste der Stadt. Spätestens nach dessen zunehmender Verlandung und schließlich dem Bau des Leybuchtsiels endete dessen Bedeutung für die Stadt, während die des Norddeicher Hafens zunahm. Im engeren Sinne hatte Norden seit 1929 keinen Seehafen mehr, ehe Norddeich 1972 nach Norden eingemeindet wurde. Das letzte größere Schiff, der Dreimastschoner Antje verließ den Norder Hafen im Jahre 1932.[1]

Vor dem Bau des heutigen Norddeicher Hafens befand sich seit spätestens 1640 eine An- und Ablegestelle bei Itzendorf. Der Ort musste jedoch nach der schwerwiegenden Weihnachtsflut von 1717 aufgegeben werden, was dazu führte, dass die Fischerboote von nun an am Norddeich, also dem nördlich von Norden gelegenen Deich, an- und ablegten.[2] Zu dieser Zeit verlief der Seedeich noch etwa mittig des heutigen Ortskerns, als ungefähre Anhaltspunkte zur Deichlinie kann der Hattermannsweg betrachtet werden. Spätestens ab 1780 wurde im ehemaligen Itzendorf ein rund 20 Meter langer Nachfolgebau für den alten Itzendorfer Hafen, der bis 1840 genutzt wurde, errichtet. In der Peripherie entstand die Siedlung Fischerhausen am Norddeiche.[3] Als Richtweiser für die Schiffe diente ein einfaches Anseglungs- bzw. Richtfeuer.[4]

Offiziell wurde Norddeich als Abfahrtsort nach Norderney erstmalig im Jahre 1824 genannt, existiert hat ein (bedarfsorientierter) Fährbetrieb jedoch spätestens seit 1797 nach Norderney und seit 1789 nach Juist.[2][5] Genutzt wurden kleine Segelschiffe, die jedoch nur bei Flut auslaufen konnten.[2][4] Die Schiffe wurden von einfachen Bootsbesitzern betrieben, die zumeist unregelmäßig verkehrten.[4] Erst ab 1830 verlief der Fährbetrieb geordnet und regelmäßig.[6] Die Standortwahl für den Hafen war wohl vor allem dem Verlauf des Busetiefs, einer von fünf Seegatten (Strömungsrinnen) zwischen Norddeich sowie den Inseln Norderney und Juist, zu verdanken.[7]

Im Juni 1871 beschlossen 23 Bürger aus Norden und Norderney, die Dampfschiffsrhederei Norden zu gründen, um einen regulären Schiffsverkehr mit geeigneten Schiffen zu gewährleisten. 1872 wurde das erste Dampfschiff in Dienst gestellt. Als Anleger diente eine befestigte Landungsbrücke, die sogenannte Schlenge (erbaut 1835).[6][8] Diese Landungsbrücke kann man sich wie eine etwas breite Buhne vorstellen, die mit Holzbrettern zu einem Steg erweitert wurde. Bei (schweren) Sturmfluten wurde die Schlenge nicht selten beschädigt, da sie in der offenen Nordsee lag.[8] Erst 1892 bzw. 1893 wurde der Hafen erstmals (einigermaßen) befestigt, doch erst um 1936 wurden Wellenbrecher verbaut, um den Hafen vor der brandenden Flut zu schützen.[9][10] Der Ausbau des Hafens bis 1893 war eng verbunden mit dem Bau des Bahnhofs Norddeich-Mole.[11]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs plante die Wehrmacht die Zerstörung des Hafens, um den Alliierten diese wichtige Infrastruktur gemäß des Nerobefehls nicht in die Hände fallen zu lassen.[2] Glücklicherweise kam es hierzu nicht. Nach Kriegsende übernahmen die Briten kurzzeitig den Inselverkehr, bis die Reederei im Spätsommer 1945 wieder ihren Betrieb aufnehmen konnte. In den Folgejahren investierte sie selbst nicht unerhebliche Summen in die Hafeninfrastruktur, hinzu kamen besonders ab den 1950er Jahren auch öffentliche Mittel. Als einer der ersten Bereiche wurde die Mole saniert.[12]

1962 nahm die Frisia einen fahrplanmäßigen Autofährverkehr auf. Zunächst wurden die Autos noch mit Kränen an und von Bord gehievt, ab 1972 erbaute die Reederei dann erstmals eine Landungsbrücke an der Mole, ehe sie 1992 im Osthafen eine weitere errichtete. 1998 folgte eine dritte Hubbrückenanlage.[12] Seit den 1970er Jahren wurde die Insel Baltrum nicht mehr von Norddeich, sondern von Neßmersiel angefahren.

Von 1972 bis 1986 wurden die Seedeichee und damit einhergehend auch der Norddeicher Hafen in mehreren Teilschritten erweitert und verstärkt; so entstand der westliche Hafenschutzdamm.[13] Durch die westliche Eindeichung des Hafens (Westhafen) entstand eine geschützte Fläche, die sich als potentieller Yachthafen eignen würde. So gelang es dem bis dahin im Osthafen ansässigen Yacht-Club Norden im Jahre 1983, die Auflagen der Bezirksregierung Weser-Ems zu erfüllen und sich hier neu anzusiedeln. Das erforderliche Geld konnte jedoch erst durch den Verkauf von Bootsliegeplätzen eingenommen werden. Die Anlage des Yachthafens wurde nachfolgend aus weitestgehend eigenen Mitteln und eigener Arbeitskraft bewerkstelligt. Nach zähen Verhandlungen mit den Behörden konnte 1996, nachdem klar war, dass der reguläre Schiffsverkehr weitestgehend in den Osthafen verlagert werden würde, das neue Clubhaus an seiner bis heute bestehenden Örtlichkeit errichtet werden. Die dort befindliche Gastronomie wird seit 1998 verpachtet.[14]

Von 1988 bis 1998 wurde die Mole abermals verstärkt, erhöht und auch verlängert.[12] Zuvor wurde bereits der Lintelermarscher Seedeich erheblich verstärkt.

Gliederung

Im Wesentlichen unterteilt sich der Norddeicher Hafen in den Osthafen, den Westhafen und die Mole.

Osthafen

Am Osthafen befindet sich traditionell vor allem die Fischerei, weshalb der Hauptteil auch als Fischereihafen bezeichnet wird. Daneben befinden sich hier das Yacht-Zentrum Störtebeker‏‎, der Töwerland Express und mehrere Unternehmen der Offshore-Windenergiebranche. Sein Aussehen erhielt der Osthafen im Wesentlichen durch den (Aus-)Bau im Jahre 1961.

Westhafen

Der Westhafen wird vorwiegend von Yachten des Yacht-Clubs Norden sowie Arbeitsschiffen des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz eingenommen. Zudem befindet sich am dortigen Johann-Janssen-Padd die Rettungsstation der DGzRS Norddeich. Der hier befindliche Yachthafen wurde in weitestgehender Eigenarbeit und -finanzierung durch den Yacht-Club errichtet.

Mole

Die Mole ist der Zentralpunkt des Hafens, hier befindet sich unter anderem der Bahnhof Norddeich-Mole.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S. 25
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 297
  3. Haddinga, Johann / Stromann, Martin (2001): Norden/Norddeich – Eine ostfriesische Küstenstadt stellt sich vor, Norden, S. 48
  4. 4,0 4,1 4,2 Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 159
  5. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 301
  6. 6,0 6,1 Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S. 302
  7. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 158
  8. 8,0 8,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 298
  9. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 310
  10. Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S. 330
  11. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 160
  12. 12,0 12,1 12,2 Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 88
  13. Basse-Soltau, Ursula (2001): Biographie des Karl von Rose, veröffentlicht bei der Ostfriesischen Landschaft
  14. Geschichte des Yacht-Clubs Norden, abgerufen am 17. Juni 2021

Siehe auch