Oldeborg

Aus Norder Stadtgeschichte
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Olde Borg

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Basisdaten
Entstehungszeit um 1285
Erbauer unbekannt (Idzinga)
Burgentyp Steinhaus
Erhaltungszustand um 1744 abgebrochen
Genaue Lage im Winkel der Hooge Riege

und des Burggrabens

Die Olde Borg (niederdeutsch für Alte Burg; auch: Oldeborg) war eine Burg, die sich im Winkel der heutigen Straßenzüge Burggraben und Hooge Riege befunden haben soll. Die Burg wurde zu Verteidigungszwecken errichtet, da Norden zu keiner Zeit eine Befestigung durch Wallanlagen bzw. eine Stadtmauer hatte und befand sich in unmittelbarer Nähe zur damaligen Uferkante des Norder Hafens.

Die Olde Borg steht in keiner Verbindung zum gleichnamigen Ort (Oldeborg) in der Gemeinde Südbrookmerland, wenngleich die beiden Bezeichnungen die selbe Bedeutung haben.

Geschichte

Es ist zu vermuten, dass diese Burg im Stil typisch ostfriesischer Burgen als größeres Steinhaus, möglicherweise mit Wehrturm errichtet wurde. Erbauer war vermutlich das Häuptlingsgeschlecht der Idzinga, die zu dieser Zeit großen Einfluss in und um Norden hatten und wohl auch die Idzingaburg in Ostlintel und die Osterburg an der östlichen Stadtgrenze von Norden errichtet haben. Andere Quellen gehen davon aus, dass die Burg hingegen nicht von einer speziellen Familie, sondern den drei sogenannten Vreedmannen (= Friedensrichtern) mit ihrem Sprecher (orator) erbaut wurden.[1] Diese bildeten ab 1277 neben den consules (Häuptlinge) den Magistrat und damit die Verwaltungsspitze des Norderlandes. Die Burg sollte der Sicherung der Stadt dienen, da anhaltende Konflikte zwischen den einflussreichen Geschlechtern dies notwendig erschienen ließ.[2] Als Baujahr wird das Jahr 1285 angenommen.[3] In einigen Quellen kommt die Vermutung auf, dass es sich bei der Olde Borg um die Ennenburg (Attenaburg) handelt. Diese ist jedoch wahrscheinlich ein Nachfolgebau der Osterburg und befand sich damit weiter abseits des Hafens.

Der Burgherr knüpfte die Baugenehmigung für die erste Bebauung entlang des heutigen Straßenzuges Burggraben an die Bedingung, dass die Bewohner ihm fortan entgeltlos für Botengänge zur Verfügung stehen mussten.[3] Dieses Privileg resultierte später darin, dass die Bewohner des Burggrabens als einzige keiner Kluft zugeordnet waren.

Nach Ostern 1430 wurde entweder die Oldeborg oder die Kenenburg von den Brookmerländern belagert, konnte jedoch standhalten. Stattdessen hielten sich die Angreifer schadlos am nahegelegenen Dominikanerkloster, wo sie die Kirche plünderten und nachfolgend niederbrannten.[4][5]

Als sich die Cirksena 1464 durch kaiserliche Erhebung in den Reichsgrafenstand die Grafschaft Ostfriesland als Lehen und damit einen von der höchsten Machtinstanz genehmigten Herrschaftsbereich sichern konnte, wird auch die Oldeborg in ihren Besitz gekommen sein. Für die Versorgung diente ab etwa 1583 die Ländereien von Vierzig Diemat, die im genannten Jahr eingedeicht wurden und fortan als Küchenland der Burg fungierten.

Wann genau die Burg abgebrochen wurde, ist nicht genau bekannt. Denkbar ist, dass dies kurz nach der preußischen Machtübernahme über Ostfriesland ab 1744 geschah. Die Preußen ließen viele ostfriesische Burgen aus Kostengründen und um befestigte Rückzugsorte bei eventuellen Aufständen zu verhindern, abreißen.

Im Mai 1954 fand ein Schüler am Südabhang der Mennonitenlohne einen bearbeiteten Stein aus der Zeit der ersten nachweisbaren Besiedlung des Gebietes, sprich etwa 2.500 bis 1.800 vor Christus.[6] Neuere Deutungen weisen jedoch daraufhin, dass dieser Stein vermutlich nur aus dem Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit stammt.[7] Der Fundort und die jüngeren Erkenntnisse lassen die Vermutung zu, dass dieser Stein dem Umfeld der Olde Borg oder gar dieser selbst entstammt.

Einzelnachweise

  1. Pühl, Eberhard (2007): Flurnamenforschung. Alte Backsteinhäuser in Ostfriesland und im Jeverland, Oldenburg, S. 37
  2. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 25
  3. 3,0 3,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 195
  4. Möhlmann, Günther (1959): Norder Annalen. Aufzeichnungen aus dem Dominikanerkloster in Norden, Aurich, S. 43
  5. Möhlmann, Günther (1959): Norder Annalen. Aufzeichnungen aus dem Dominikanerkloster in Norden, Aurich, S. 70
  6. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 7
  7. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 7 (Nachdruck 2001 von Gerhard Canzler, Fußnote)

Siehe auch