Onno Behrends

Aus Norder Stadtgeschichte
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Dieses Portrait wurde vermutlich wenige Jahre oder Monate vor seinem Tod aufgenommen.

Onno Georg Behrends (* 22. April 1862 in Norden; † 31. Oktober 1920 ebenda)[1][2] war ein Norder Kaufmann, Teeimporteur und Begründer der nach ihm benannten Teemanufaktur Onno Behrends. Auch war er Begründer des Kaufmännisches Vereins.

Leben

Behrends kam am 22. April 1862 im elterlichen Haus in der Sielstraße zur Welt. Hier besuchte er wahrscheinlich die nahegelene Neuweger Schule.[3] Der Wohnort lässt den Schluss zu, dass er aus bescheidenen Verhältnissen stammt, denn damals wie heute gehört die Umgebung zu den ärmsten der Stadt. Es wird vermutet, dass der nahe Norder Hafen, der seinerzeit noch florierte, ihn mit den vielen Warenbepackten Schiffen so sehr beeindruckt haben, dass auch er eines Tages Kaufmann werden wollte.[3]

Nach dem Besuch der Schule machte er eine Ausbildung in der nahegelegenen Brauerei Pauls. Die Gebrüder Pauls, selbst keine gelernten Kaufmänner, helfen ihm in den Grundlagen der Betriebsführung und finanzieren ihm gar Privatstunden in Englisch. Zu dieser Zeit fällt ihm die Biographie eines französischen Soldaten in die Hände, der - wie Behrends selbst - von bescheidener Herkunft war, es aber dennoch unter Napoleon Bonaparte bis zum General brachte.[4] Seinerzeit war es noch üblich, dass Offiziersränge aus den Reihen des Adels gestellt wurde.

Diese Biographie und ein seinen Eltern gemachtes Versprechen, es im Leben zu etwas zu bringen, lässt die Strebsamkeit Behrends' weiter steigen. Er schlug eine Militärslaufbahn ein und wurde Anfang 1880, noch vor Vollendung seines 18. Lebensjahrs, an der preußischen Unteroffiziersschule in Ettlingen (Großherzogtum Baden) angenommen. Hier erkrankte er an Typhus, überlebte jedoch. Nur wenig später jedoch, im Herbst 1881, zog er sich bei einer Feldübung einen Bruch bei der Überquerung eines Grabens zu, die ihn dienstunfähig machen ließ.[4]

Anfang 1882 kam er nach einem längeren Lazarettaufenthalt mit gutem Führungszeugnis seiner Vorgesetzten zurück in seine Heimatstadt. Kurzzeit überlegte er, nach Südamerika auszuwandern, verwarf den Plan jedoch aus Liebe zu seiner Heimat.[5] Er bewarb sich auf einen Posten als Handelsvertreter für die Schokoladenmanufaktur Heddinga und reiste als solcher quer durch Deutschland.[3][5] Da Heddinga von seinen Angestellten jedoch sehr viel Mehrarbeit abverlangte und sie selbst an den Weihnachtstagen noch bis 21:00 Uhr arbeiten ließ, kam es im Januar 1885 zum Bruch zwischen ihm und Behrends.[5]

Im Herbst 1885 fand er eine gut dotierte Anstellung bei der Kölner Süßwarenmanufaktur Barthel Mertens & Co. die er bis in das nördliche Schweden vertrat.[3][6] Am 18. Juni 1886, pünktlich zum Beginn der Badesaison, eröffnete Behrends auf Norderney an der Ecke Strandstraße/Damenpfad sein erstes, eigenes Ladengeschäft.[6][7] Dort verkaufte er ab 1887 erstmals auch selbstabgepackten Tee. Der Laden wurde später als Japan- und China-Waaren-Handlung beworben. Am 25. Oktober 1888 eröffnete er an der Großen Neustraße 291 (alte Hausnummerierung; heute Große Neustraße 12) ein Special-Thee-Geschäft.[3][7] Dort wohnte er auch zwei Jahre lang mit seiner Familie, ehe die Räumlichkeiten zu klein wurden.[8] Später verlegte er den Firmensitz in die Judenlohne, wo ihm ab 1890 das damals noch unbebaute Grundstück 109[9][10] gehörte und schließlich an den heutigen Standort Am Fridericussiel. Noch war er jedoch auch Angestellter des Kölner Unternehmens.

1895 wird für den Norder Teeimporteur das späterhin berühmte Teekreuz als Markenzeichen eingetragen, versehen mit dem umlaufenden Band Garantie für gute Qualität. Damit ist das Teekreuz eine der ältesten Schutzmarken auf dem Lebensmittelsektor in Deutschland.[7] Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer war Behrends im Norder Männergesangverein tätig, dem er seit dem 3. Oktober 1893 als Liedervater vorstand. Dem Verein schenkte er auch eine Fahne aus wertvoller, chinesischer Seide, die 1907 feierlich geweiht wurde.[11] Als Norden 1898 einen Anschluss an das Fernsprechnetz bekam, gehörte Behrends zu den ersten 25 Anschlussinhabern und hatte die Nummer 11.[12] Er wohnte in der von ihm erbauten Villa Wadi Kisan an der Bahnhofstraße.

Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten während des Ersten Weltkrieg konnte Behrends' genug Liquidität aufbringen, um 1917 die Tabakmanufaktur Steinbömer & Lubinus sowie die Eisenhütte zu erwerben.

Familie

1886 heiratete er Theda Jacobine Thiemens, Tochter des Seilermeisters Jacob Heinks Thiemens. Der Vater hatte seine Seilerei ebenfalls an der Sielstraße und war der direkte Nachbar der Familie Behrends. Anders als sie verfügte er jedoch über ein gutgehendes Haushaltseinkommen, da seine Erzeugnisse sehr gefragt waren.[6]

Ungeachtet der großen wirtschaftlichen Erfolge war Behrends' Privatleben von vielen Schicksalsschlägen geprägt. Am 17. September 1897 starb seine Frau, etwa ein Jahr später seine Tochter. Sein gleichnamiger Sohn erlag 1917 einer Kriegsverwundung.[13] Onno Behrends selbst starb am 31. Oktober 1920 an einem Schlaganfall im Alter von gerade einmal 58 Jahren.[7] Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Parkfriedhof in Ostlintel, wo er neben seiner ersten und zweiten Frau, Dora Behrends, begraben liegt.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Grabstein des Onno Behrends auf Grabsteine Ostfriesland, abgerufen am 10. Juni 2021
  2. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 62f.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 63
  4. 4,0 4,1 Rast, Friedemann (1987): 100 Jahre Onno Behrends, Norden, S. 6
  5. 5,0 5,1 5,2 Rast, Friedemann (1987): 100 Jahre Onno Behrends, Norden, S. 9
  6. 6,0 6,1 6,2 Rast, Friedemann (1987): 100 Jahre Onno Behrends, Norden, S. 10
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Chronik der Firma Onno Behrends, abgerufen am 10. Juni 2021
  8. Rast, Friedemann (1987): 100 Jahre Onno Behrends, Norden, S. 16
  9. Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 65
  10. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 63
  11. Chronik des Norder Männergesangverein, abgerufen am 10. Juni 2021
  12. Rast, Friedemann (1987): 100 Jahre Onno Behrends, Norden, S. 18
  13. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 64

Siehe auch