Polizei Norden

Aus Norder Stadtgeschichte
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Polizei Norden

Basisdaten
Gründung September 1945
Auflösung -
Rechtsform Behörde
Hauptsitz Am Markt 10

26506 Norden

Die Polizei Norden (früher: Stadtgarde, Stadtwache) blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Seit Oktober 1945 hat sie ihren Sitz in den historisch bedeutsamen Gebäuden Am Markt 10 (Engenahof) und (seit 1981) auch Am Markt 38 (Weinhaus). Als Polizeikommissariat Norden ist die Norder Polizei heute zuständig für das Gebiet des Altkreises Norden, wobei jede Gemeinde zusätzlich über eine eigene Polizeistation verfügt.

Vor dem Aufkommen eines Polizeiwesens, das dem heutigen mehr oder minder nahekommt, lag die Polizeigewalt beim Landesherren, beim Amtsverwalter sowie beim Bürgermeister bzw. dem Magistrat nebst der ihnen zur Unterstützung beigestellten Stadtdienern. Später gab es paramilitärische Organisationen wie etwa eine Bürgerkompanie oder Gendarmerien, die das städtische Sicherheitsorgan unterstützten oder ergänzten.

Geschichte

bis 1871

Lange Zeit gab es in Norden, wie auch in den meisten anderen deutschen Städten, keine Polizei im heutigen Sinne. Die Aufgaben der öffentlichen Sicherheit und Ordnung wurden hier in der Regel von städtischen Gehilfen (Stadtdienern) wahrgenommen, die dem örtlichen Magistrat unterstanden.[1] Sie hatten jedoch nicht nur die Aufgaben einer Polizei im heutigen Sinne, sondern erledigten vielmehr alle ihnen aufgetragenen Unterstützungstätigkeiten.

Eine besondere Polizeiabteilung in den Stadtverwaltungen gab es hingegen nicht. Dies änderte sich allmählich, als Graf Enno II. im Jahr 1535 eine Polizeiordnung erließ: Die Instituta Nordana. In dieser wurden bestimmte Hoheitsrechte und Privilegien geregelt und Norden erstmals als Stadt charakterisiert. Auch wurden das Justiz- und das Polizeiwesen vom Amt Norden auf die Stadt übertragen. Fortan waren nun Wachtmeister mit den polizeilichen Aufgaben betraut. Gestellt wurden diese Positionen aus den Reihen entsprechend beauftragter Stadtdiener. Vermutlich um diese Zeit fiel auch die Entscheidung des Norder Magistrats, einen Stadtdiener zu den Versammlungen der Theelacht zu entsenden, da es dort oftmals zu Ausschreitungen und Störungen der öffentlichen Ruhe durch die tagenden, um Anteile kämpfenden Bauern gekommen war. Diese Tradition wird bis heute gewahrt und der Platz des Stadtdieners ist seit jeher direkt neben dem Kamin. Insgesamt gab es zu dieser Zeit vier Stadtdiener, deren Bewaffnung wohl primär aus einer Hellebarde bestand.[2][3] Das Wachthaus der Stadtwache befand sich zunächst in einem Anbau am Glockenturm, in dem ab 1784 auch ein Spritzenhaus eingerichtet wurde. Dieser Anbau ist heute nicht mehr erhalten, wurde jedoch zur 750-Jahrfeier der Stadt Norden im Jahr 2005 von Mitgliedern der Norder Feuerwehr rekonstruiert.

Eine weitere Polizeiordnung wurde 1545 von Ennos Witwe, Anna von Oldenburg, verfügt, die nach dem Tod ihres Mannes bis 1561 die vormundschaftliche Regentschaft über Ostfriesland innehatte. Diese Polizeiordnung regelte jedoch mehr die Strukturierung von Gerichten und die Neuordnung des Schulwesens, als dass es eine Polizeiordnung im heutigen Sinne war. Die Landesherren scheuten indes nicht davon zurück, ihre Ordnungskräfte auch für persönliche Zwistigkeiten zu missbrauchen: Am 15. Dezember 1579 ließ Graf Edzard II. den im Gasthaus predigenden, von seinem Bruder Johann II. eingesetzten Pastoren Henricus Palatinus mitsamt seiner Familie von drei Stadtdienern auf die Straße setzen. Damit wurden die durch die Reformation aufkommenden Glaubenskonflikte zwischen Lutheranern und Reformierten weiter verschärft.

In einer Neuordnung der Stadtverfassung am 20. Dezember 1601 unter Graf Enno III. wurde die Wachtordnung entsprechend geändert, dass für jede der vier Kluften (Vorläufer der Stadtviertel) eine eigene Abteilung (Fähnlein) zuständig war.[4] Die Aufsicht über diese hatten weiterhin die Schüttemeister, die seit 1535 aus den Reihen der Norder Bürgerschaft gewählt wurden.[1][5] Den Schüttemeistern nachgeordnet und den Wachtmeistern vorgesetzt war ein Fähnrich. Nachdem die Anzahl der Kluften (eine Art ehemalige Stadtviertel) 1614 oder 1615 von vier auf zwei (Osterkluft und Westerkluft) reduziert wurde, wurden auch die vier Fähnlein dementsprechend zu zwei Kompanien zusammengelegt: Die Oster- und die Westerkompanie. Beide Kompanien hatten je einen Hauptmann, einen Leutnant und einen Fähnrich.[6]

Zur Unterstützung wurden sogenannte Bürgerkompanien aufgestellt, die zeitweise die Nachtwache verrichteten, aber seit dem Aufbegehren der Norder Bürgerschaft gegen Enno III. im Jahre 1602 wohl auch allgemein zur Verstärkung der Stadtwache, die nun auch Stadtgarde genannt wurde, eingesetzt. An der Spitze dieser Bürgerkompanien stand gemäß einer am 5. September 1602 erlassenen Wachtordnung ein Wachtmeister, der unmittelbar dem Drosten unterstand. Spätestens ab 1670 stellte die Bürgerkompanie nur noch die Nachtwache, sodass der militärische Aufgabenteil in der Praxis weitestgehend entfiel.[6]

In der Zeit um 1735 gab es in der Stadt nur noch zwei Stadtdiener, die "für alle Justiz- und Polizey-Sachen" zuständig waren und und als bestellte Wachtmeister dem städtischen Magistrat unterstanden. Ein weiterer Wachtmeister soll von der fürstlichen Regierung in Aurich gestellt worden sein und dieser unterstanden haben. Den beiden Stadtdienern bzw. Wachtmeistern waren mehrere Polizeidiener untergeordnet, die vor allem als Nachtwächter für Sicherheit sorgen sollten. Dazu zählte auch, die Bevölkerung vor Gefahren wie Bränden oder herannahenden Feinden zu warnen. Dazu trugen sie ein Signalhorn bei sich, das sie regelmäßig blasen mussten. Wohl weniger, um die Zeit anzusagen oder die Funktion zu überprüfen, als vielmehr kundzutun, dass sie unterwegs waren und ihre Pflicht taten. Die Wachtmeister hatten dafür zu sorgen, dass die Polizeidiener ihren Dienst ordnungsgemäß verrichteten und von jedem Hausstand eine jährliche Polizeisteuer (Wachgeld) von einem Reichstaler zu erheben. Davon befreit waren nur Pastoren, Lehrkräfte und Küster. Von der Bevölkerung hatten sie indes keine besondere Hochachtung für ihre wichtige Tätigkeit zu erwarten, denn Berufe, die im Zusammenhang mit Strafe standen, galten als unehrlich. In der Folgezeit stieg die Anzahl der wachgeldfreien Häuser, allgemein abgeschafft wurde diese Steuer allerdings erst zum 1. April 1889.[7]

Eine im Hotel Zur Post ausgehängte Liste von 1893 mit Trunkenbolden, denen die örtlichen Wirte den Zutritt und den Konsum zu verwehren hatten.

Mit dem Tode des kinderlosen Fürst Carl Edzard und letzten Cirksena im Jahr 1744 fiel Ostfriesland an Preußen. Die preußische Regierung begann schon ab 1735 mit der Einstellung von regulären Polizisten. In Berlin gab es 1742 bereits 18 Polizeibezirke. Davon waren Ostfriesland im Allgemeinen und Norden im Speziellen allerdings noch weit entfernt. Zwar ist bekannt, dass spätestens seit der französischen Besatzungszeit Wachthäuser in Norddeich (nahe Flüthörn), Westermarsch I (Tromschlag) und Westermarsch II (Utlandshörn) bestanden, doch waren die Bediensteten mehr Zoll- bzw. Grenz-, denn Polizeibeamte und hatten vor allem Schmuggel infolge der von Napoleon über England verhängten Kontinentalsperre zu überwachen.

Nach dem Sieg über Napoleon fiel Ostfriesland an das Königreich Hannover, das nach dem Vorbild der französischen Landgendarmie mehrere sogenannte Landdragonerkorps aufstellte. Hierbei handelte es sich um berittene Einheiten, die aus den Reihen der Armee rekrutiert wurden und die öffentliche Sicherheit und Ordnung aufrechterhalten sollten. Ab 1838 wurde die Bezeichnung Landgendarmerie geläufig. Auch in Norden waren diese Landgendarmen zuständig, was sich auch nicht änderte, als Ostfriesland ab 1866 wieder preußisch wurde. Die Bezeichnung Gendarm bzw. niederdeutsch Schandarm (gesprochen: Schganndarrm) hat sich dennoch bis heute im Niederdeutschen als Bezeichnung für einen Polizisten erhalten. Lange Zeit scheint es hier eine Ko-Existenz zwischen der Landgendarmerie, die vorrangig für das dörfliche Norder Umland zuständig war und den städtischen Ordnungsbeamten gegeben haben, die nur für die Stadt zuständig waren und dem Bürgermeister unterstanden. Verantwortlich für kriminalpolizeiliche Untersuchungen war der vom Landesherren bestellte Drost in Aurich.

Zu einem größeren Einsatz kam es bei Begradigungsarbeiten am Norder Außentief im Jahre 1840, als es zu Unruhen unter den Arbeitern kam, die derart schwerwiegend gewesen sein müssen, dass 55 hannoversche Infanteristen im Sommer des Jahres als Hilfspolizisten für mindestens drei Wochen dorthin abkommandiert wurden. Aus den umliegenden Ortschaften zog man für weitere zwei Monate alle verfügbaren Landgendarmen zusammen und quartierte sie in der Nähe ein.[8]

Bereits 1848 kam es infolge der deutschen Revolution auch in Norden und mehreren Umlandgemeinden zur Gründung einer Bürgerwehr unter Führung des Industriellen Arend Wilhelm Steinbömer, genannt Der Konsul. Die Bürgerwehr bestand vorwiegend aus konservativen Kräften, die die Norder Ordnungskräfte bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung unterstützen wollen. Die Bürgerwehren lösten sich jedoch bereits kurze Zeit später auf, ohne dass sie einen wesentlichen Einsatzwert hatten.

Aus der hannoverschen Zeit existieren Berichte, dass sich die Polizei immer wieder mit Dumme-Jungen-Streichen und Unnöselheiden von Schülern zu tun hatte. Die Übeltäter mussten grundsätzlich penibel verhört werden. Über die Ergebnisse, die minutiös protokolliert wurden, wurde dem Magistrat bzw. dem Bürgermeister berichtet. So meldete Polizeidiener Stünckel dem Magistrat im Jahr 1863, dass er auf dem Marktplatz mehrere Jungen erwischt hätte, die dort gesetzeswidrig um Geld spielten. Er verhaftete und verhörte sie im Rathaus, wo sie beteuerten, dass es sich nur um einen Scherz gehandelt habe. Die Jungen wurden "dringlich ermahnt" und ihnen für den Wiederholungsfall harte Strafen angedroht.

Kaiserzeit

Die Drei Schwestern mit der Polizeiwache (vermutlich um 1920).
Gendarmen vor dem Kriegsdenkmal in Pewsum, Gemeinde Krummhörn (1914).

Während der Kaiserzeit wurde die Königlich Preußische Landgendarmerie in 12 Brigaden unterteilt. Jeder Brigade unterstanden gut 300 Gendarmen, die jeweils von einem Oberst kommandiert wurden. Diesem unterstanden vier bis fünf Distriktsoffiziere im Rang eines Hauptmanns, dem wiederum jeweils 50 bis 60 Gendarmen unterstellt waren. Norden war dem Polizeidistrikt Aurich unterstellt, dieser wiederum der 10. Gendarmeriebrigade in Hannover. An der Spitze des Norder Gendarmeriekorps stand ein Oberwachtmeister, dem wahrscheinlich nicht mehr als eine Handvoll berittener Wachtmeister bzw. Gendarmen unterstellt waren.

Von 1821 bis zu seinem Tode im Jahr 1829 war Hinrich Adolf von Lengen, Sohn des Eisenhändlers und Goldschmieds Stephan Adolf von Lengen, der Kommandant der Norder Stadtwache. Hinrich Adolf von Lengen, der sich auch als Maler betätigte, malte das älteste bekannte Bildnis des Ulrichsgymnasiums, das er selbst von 1794 bis 1799 besuchte.[9] Als am 17. Juli 1832 das erste Mal seit dem Ende der Reformation erstmalig wieder ein Bischof nach Norden kommt, um der katholischen Gemeinde die heilige Firmung zu spenden, war die Polizei gezwungen, die gesamte Sielstraße - hier befand sich das damals die Kapelle der Katholiken - abzusperren, um der andrängenden, neugierigen Menschenmasse Herr zu werden.[10]

Im Mai 1874 erließ der Norder Magistrat eine neue Polizeiordnung, in der das Betreten von Rasenflächen oder das Verrichten der Notdurft in der Öffentlichkeit unter Strafe gestellt wurden. Bei Zuwiderhandlungen wurde Geld- oder gar Haftstrafe angedroht. Auch sonst wurden die typisch preußischen Tugenden über Zucht und Ordnung in Ostfriesland vollends gepflegt. Im September 1885 wurde ein gerade einmal elf Jahre altes Mädchen angezeigt, nachdem sie sich an eine eiserne Viehstange auf dem Blücherplatz gehängt hatte. Im Polizeibericht heißt es, dass sie "in schamloser Weise" geturnt habe, "so daß ihr die Röcke und Kleider über den Kopf geflogen sind und die Passanten ein Ärgernis genommen haben." Dass in Norden Zucht und Ordnung herrschten, zeigten auch öffentliche Liste, auf denen die Polizei stadtbekannte Trunkenbolde namentlich und postalisch benannte, um die Wirte zu ermahnen, diesen keinen Alkohol auszuschenken. Eine solche, historische Liste hang bis zuletzt noch im Schankraum des Hotels Zur Post.

Mit dem Umzug der Stadtverwaltung in das neue, bis heute als solches genutzte Rathaus im Herbst 1883 erwarb die Stadt zugleich die dritte (rechte) der Drei Schwestern. Der hintere, untere Teile wurde der Polizei als Dienstsitz zur Verfügung gestellt, deren Umzug vom Wachthaus am Marktplatz zeitnah erfolgte. Räumlichkeiten hinter der Dritten Schwester wurden ab etwa 1886 auch als Spritzenhaus für die Norder Feuerwehr genutzt. Die übrigen Räume wurden vermietet. In einer dieser vermieteten Wohnungen lebte der Polizeisergeant Hinrich Bohlken mit seiner Familie, sein mittelbarer Nachbar war der Polizeisergeant Frank oder Fritz Leopold. Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts war die Bezeichnung Sergeant (deutsch-französisch, nicht englisch ausgesprochen) der zweitunterste Dienstgrad. Er war Vorgesetzter der Polizeidiener, stand jedoch noch unter den Wachtmeistern.

Um kurz nach 1900 sorgten die Beamten Theodor Höger und Johannes Heinichen für Sicherheit und Ordnung. Heinichen war eine regionale Bekanntheit, da er einen der ersten Polizeihunde besaß. Höger wurde zugleich Nachmieter der Wohnung von Bohlken. Ihm wurde es von der Stadt gestattet, den Garten des Bürgermeisters (heute Parkplatz des Rathauses) zur Zucht von Hühnern der Rasse Schwarze Minorka zu nutzen.

Zwei Norder Polizeibeamte vor Beginn des Prangermarsches von Christine Neemann und Julius Wolff am 22. Juli 1935. An diesem selbst waren sie nicht selbst, sondern die SA, ausgestattet mit Hilfspolizei-Befugnissen, beteiligt.
Lenhard Everwien und Otto Ites am 14. April 1942. Im Hintergrund die damalige Parteizentrale und das heutige Hauptgebäude des Polizeikommissariats Norden.

Einen Einzug in die Berichterstattung des Ostfriesischen Kuriers schaffte eine kleine Verfolgungsjagd am 7. Januar 1905. Der Besenbinder Frerichs aus Ostlintel, der wohl vom Amtsgericht zu zwei Wochen Haft verurteilt wurde, wurde an diesem Tag vom berittenen Landgendarmen Germer verfolgt, nachdem dieser sich seiner Verhaftung zu entziehen versuchte. Frerichs versteckte sich in einem Hühnerstell und hoffte, nicht gefunden zu werden. Doch der Gendarm konnte ihn durch seine erhöhte Position hinter der Holzwand erspähen, festnehmen und dem Gefängnis zuführen.[11]

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde ein nicht unerheblicher Teil der Gendarmerie, die seit 1885 dem Landrat unterstand, zum Kriegsdienst als Feldgendarmen (veralteter Begriff für die Militärpolizei; heute: Feldjäger) einberufen. Mit der sich verschärfenden Versorgungslage verschlechterte sich auch das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Ordnungsmacht. Das Innenministerium bestellte daraufhin für den Kriegsdienst abkömmliche Unteroffiziere und Mannschaften als Hilfsgendarmen, die die regulären Kräfte bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung unterstützen sollten.

Weimarer Republik

Am 27. Januar 1919 wird Landrat Bayer von Unbekannten nach einer Geburtstagsfeier für den im Exil weilenden Kaiser Wilhelm II. überfallen und verprügelt. Der Verdacht fällt auf den Arbeiter- und Soldatenrat, der sich - wie vielerorts - in den Nachkriegswirren gründete. Dieser stritt jedoch jegliche Beteiligung ab und setze eine Belohnung in Höhe von 100 Mark für die Ergreifung der Täter aus. Wohl auch deshalb bekamen die bis dahin einzigen Norder Polizeibeamten Höger und Heinichen Unterstützung von den aus Bremen nach Norden beorderten Beamten Heinrich Limbach und Wessel Meyer.[12] Zu dieser Zeit änderte sich auch die Uniform und aus Pickelhaube und Säbel wurden allmählich Tschako und Pistole. Recht früh kam auch ein Schlagstock hinzu, der anfangs noch aus gehärtetem Holz bestand und dementsprechend schwere Verletzungen beifügen konnte.

Neben den klassischen Polizeiaufgaben lag es auch in der Zuständigkeit der Polizei, öffentliche Filmvorführungen auf die Einhaltung der Zensur zu prüfen. Kinobetreiber mussten laut Erlass des preußischen Innenministeriums alle Filme zur Begutachtung und Kontrolle an die Polizei melden und dem Magistrat eine entsprechende Liste vorlegen. Zudem hatte er schriftlich zu erklären, dass er im Besitz der vom Berliner Polizeipräsidium ausgestellten Zensurkarten ist. Zur Überprüfung wies der städtische Beamte Julius Albers die Polizei an, sämtliche Filmvorführungen persönlich zu inspizieren, was diese gewöhnlicherweise mit dem Vermerk "Keine Unregelmäßigkeiten" dokumentierten.

Vom 9. bis zum 15. August 1923 kam es zu einem offenen Streik der Norder Arbeiterschaft. Die Streikenden forderten in Angesicht der grassierenden Inflation wertbeständige Löhne. Die Norder Polizei wurde daraufhin von 25 Schutzpolizisten aus anderen Orten und zahlreichen Gendarmen bzw. Landjägern aus dem Kreisgebiet unterstützt, um den Streik niederzuschlagen. Ein Großteil der Truppe wurde hierzu im Rathaus stationiert. Da die Arbeiter ihren Streik eigenständig und ergebnislos am 15. August beendeten, kam es zu keinem Einsatz mehr.[13] Um 1926 wurde das Polizeigebäude um weitere Räumlichkeiten erweitert und umfasste nun auch den vorderen Teil des Erdgeschosses. Als Nachfolger des kürzlich Verstorbenen Högers wohnte nun der Polizeisekretär Limbach in der Dritten Schwester. Steht die Amtsbezeichnung Polizeisekretär heute für einen mittleren Verwaltungsbeamten im Polizeidienst, war dies zur Zeiten der Weimarer Republik der Dienstgrad für einen Polizei-Unteroffizier, der mehrere Ränge über einem Oberwachtmeister stand. Dadurch wird ersichtlich, dass der Personalkörper der Norder Polizei beträchtlich gewachsen sein muss. Zurückzuführen ist dies aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Eingemeindung der Norder Umlandgemeinde Sandbauerschaft zum 1. April 1919, mit der sich die Einwohnerzahl auf etwa 11.000 Einwohner verdoppelte. In Städten ab 10.000 Einwohnern wurde grundsätzlich eine reguläre Polizei eingerichtet, die als Schutzmannschaft bezeichnet wurde. Da auch der Kraftfahrzeugverkehr immer weiter zunahm, war die Stadt gezwungen, weitere Polizisten einzustellen. Seit den 1920er Jahren bestand Norden dann aus sieben Polizeibezirken.

Zeit des Nationalsozialismus

Zeitungs- bzw. Polizeibericht (unterer Teil) der Nordwest Zeitung vom 3. August 1945.

Im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Heinrich Himmler ab 1936 Chef der gesamten deutschen Polizei. Nach außen hin blieben die bisherigen, unteren Polizeisparten unverändert, doch strebte Himmler eine vollständige Verschmelzung der Schutzstaffel (SS) mit der Polizei an. So wurden auch die Polizei in Norden und die dörflichen Gendarmerieposten zu Werkzeugen des NS-Machtapparates. Dass sich die Norder Beamten dabei zum Helfershelfer der Nationalsozialisten machen ließen, zeigte schon ein Vorfall vom 30. Januar 1933. Kaum konnte Adolf Hitler die Macht im Reichstag erlangen, zogen die Mitglieder der Norder NSDAP singend durch die Norder Innenstadt. Ein auswärtiger Handswerksgeselle rief dabei: "Hitler verrecke!". Die Polizei verhaftete ihn und führte ihn am nächsten Tag dem Amtsrichter vor.[14] Da von Februar bis ungefähr Mitte August 1933 jedoch auch Angehörige der bewaffneten NSDAP-Organe im ganzen Reich als Hilfspolizisten eingesetzt waren, ist denkbar, dass die Verhaftung nicht durch reguläre Polizeikräfte, sondern durch Angehörige der Sturmabteilung (SA) erfolgte. Die Berichte dazu liefern leider keine näheren Rückschlüsse.

Am 22. Juli 1935 sicherte die Norder Polizei einen von der SA inszenierten Prangermarsch ab, bei dem der jüdische Lehrer Julius Wolff und seine Verlobte Christine Neemann mit Plakaten um den Hals als Rasseschänder durch die Stadt getrieben wurden.[15] Polizeichef Limbach (zwischenzeitlich zum Polizeimeister befördert) hatte zuvor vergeblich versucht, die Aktion zu verhindern, war mit seinem Widerspruch jedoch beim Landratsamt und der örtlich zuständigen Dienstelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Wilhelmshaven gescheitert. Dennoch löste die Polizei den demütigenden Marsch letztlich auf und nahm Neemann und Wolff in Schutzhaft. Die Gestapo verbrachte sie von dort zunächst in das Norder Gerichtsgefängnis und anschließend nach Aurich, von wo sie beide wiederum in das KZ Esterwegen überstellt, aber später freigelassen wurden.[16]

In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 war die Polizei, anders als die Feuerwehr, die ein Übergreifen der Flammen auf Gebäude im Umfeld der brennenden Synagoge verhindern sollte, hingegen wohl nicht unmittelbar beteiligt. Vielmehr führte sie Ermittlungen gegen die SA, die in der Pogromnacht die Häuser der im Schlachthof festgehaltenen Juden geplündert hatten. Der Kriminalbeamte Jäger fand heraus, dass die SA die gestohlenen Gegenstände in ihr Sturmlokal, den Gasthof Zur Börse, gebracht hatten. Jäger schrieb daraufhin an den verantwortlichen NSDAP-Kreisleiter Everwien, der zwar zumindest die der Familie Samson geraubten Gegenstände zurückführen ließ, die weiteren Ermittlungen aber dadurch behinderte, dass er anordnete, die weiteren Ermittlungen in die Zuständigkeit der NSDAP zu ziehen.[17]

Mit dem einsetzenden Zweiten Weltkrieg änderten sich nun auch die Dienstzeiten der Norder Polizei. War die Polizeiwache bis in die 1930er Jahre sonntäglich nicht besetzt, entwickelte sie sich ab den 1940er Jahren zu einer stetig besetzten Dienststelle, wohl auch, um die öffentliche Sicherheit in Ordnung nach Luftangriffen oder wegen der sich verschärfenden Sicherheitslage durch Versorgungsengpässe aufrecht zu erhalten.

Am 3. Mai 1945 versammelten sich Norder Bürger vor dem Rathaus und fordern die kampflose Übergabe der Stadt an die Allierten. Die Polizei löste die Versammlung auf, am Folgetag kam es dennoch zu einer erneuten Zusammenkunft. Partei und Bürgermeister sahen die ausweglose Situation schließlich ein und erklären Norden zur offenen Stadt. Noch am selben Tag trafen kanadische Truppen ein und besetzen Norden.[18] Um die öffentliche Sicherheit aufrechterhalten zu können, taten sich die Norder Beamten mit Angehörigen der Wehrmacht und der Feuerwehr zusammen und gingen einige Tage gemeinsam auf Streife.[19] Nur wenig später wurden Polizei und Wehrmacht entwaffnet und faktisch aufgelöst.

Ein Polizist ermahnt eine Verkehrsteilnehmerin an der Kreuzung Neuer Weg / Osterstraße. (1954)
Luftbild vom Polizeidienstgebäude Am Markt 10 im Jahr 1983.

Britische Besatzungszeit

Polizeimeister Limbach führte daraufhin gemeinsam mit Bürgermeister Wilhelm Meyer-Degering und dem Landrat die Verhandlungen mit den Alliierten, bei denen die Besatzungsoffiziere die Abgabe aller Waffen sowie die vorläufige Schließung des Amtsgerichts und der Post verfügten. Ein Großteil der Polizeibeamten wurde im Rahmen der Entnazifizierung suspendiert, Limbach ging Ende September des Jahres in Pension.

Die britische Militärpolizei war indes kaum in der Lage, Herr der katastrophalen Nachkriegslage zu werden. Für Ostfriesland erschwerend kamen sprachliche Barrieren hinzu. Zwar hatten die britischen Streitkräfte auch deutschsprachige Angehörige, aber niemand von ihnen sprach das hier traditionell stark vertretene ostfriesische Niederdeutsch. Nicht wenige Norder sprachen gar kein hochdeutsch.

Schon Mitte 1945 wurde die Polizei daher durch die Einstellung von schnellausgebildeten deutschen Polizisten reorganisiert. Der Polizeiaufbau erfolgte nach britischem Vorbild mit weitgehend dezentralisierter Struktur und fehlender Bewaffnung. Es entstanden Stadt- und Regionspolizeien, die von Polizeiausschüssen unter kommunaler Hoheit kontrolliert wurden, dementsprechend hatten auch die Bürgermeister weiterhin Befehlsgewalt über die Polizei.

Die Gründe für diese uneinheitliche Struktur waren insbesondere alliierte Bedenken gegen eine zu große Machtfülle der Polizei und Befürchtungen vor einem militärischen Charakter. Da man kaum genügend geeignete Beamte rekrutieren konnte, musste man viele der im Rahmen der Entnazifizierung suspendierten Beamten wieder einstellen. Als Ausstattung erhielten die Polizisten einen Holzknüppel sowie dunkelblau eingefärbte Wehrmachtsuniformen. Der traditionelle Tschako wurde zunächst weiterhin getragen, natürlich jedoch in entnazifiziertem Zustand. Aufgrund der nicht wasserfesten Einfärbung waren die Uniformen unbeliebt, verlief die Farbe doch nicht selten bei Regen.

Dass die Norder Polizei bereits kurz nach dem Krieg wieder handlungsfähig und rege tätig war, zeigt ein Bericht der Nordwest Zeitung vom 3. August 1945. So heißt es, dass die Polizei in Norden "in den letzten Tagen über 50 gebührenpflichtige Verwarnung, vor allem an Radfahrer wegen Vergehens gegen die Straßendisziplin" erteilt habe. Schwere Delikte waren dabei selten, ein großer Teil der Straftaten machte der Kohlendiebstahl vom Norder Bahnhof aus.[20] Norden hatte den Krieg letztendlich weitestgehend unbeschadet überstanden und war nur vereinzelt ein sekundäres Nebenziel von Luftangriffen gewesen. Auch die nach wie vor ertragreichen Ernten führten keine Versorgungsnotstände herbei. Doch auch Hehlerei, Schwarzhandel und vereinzelte Überfälle kamen vor.[21]

Im Zuge ihrer ersten Polizeireform gaben die Briten im September 1945 erste verbindliche Richtlinien für eine umfassende Polizeireform bekannt. In Aurich richteten sie eine Polizeiverwaltung als selbstständige Behörde unter Führung eines Polizeichefs ein. Die Polizei unterstand fortan nicht mehr unter Kontrolle der Landräte und Bürgermeister, sondern der Regierungsbezirke, die jedoch nach wie vor der britischen Besatzungsmacht unterstand. Die Kommunen blieben Kostenträger für personelle und sachliche Aufwendungen.

Ein Polizeibeamter beobachtet eine Demonstration auf dem Marktplatz gegen die Auflösung des Landkreises Norden (1977).
Luftbild des Kriminalkommissariats im Weinhaus, Am Markt 38 (1983).

Mit fortschreitender Zeit arbeiteten die britische Militärpolizei immer enger mit den deutschen Beamten zusammen. So führten sie beispielsweise im November 1945 eine gemeinsame, sehr erfolgreiche Razzia gegen den Schwarzmarkt durch, bei der große Mengen an schwarz gehandelter Ware beschlagnahmt und mehrere hundert Personen identifiziert oder verhaftet wurden.[22] Ein weiterer, bedeutender Schlag gelang im Februar 1947. Obwohl die Bevölkerung große Hungersnot in einem sehr strengen Winter litt, hielt dies Kriminelle nicht von ihrem Schaffen ab. Neben der Begehung von Überfällen agierte eine von einem nach außen hin eleganten Berliner namens Pik-Ass angeführte Bande, die zu einer regelrechten Landplage geworden war, im Schwarzmarkthandel. Statt die dringend benötigten Lebensmittel an die Verteilungsstellen zu liefern, versteckten sie große Mengen zuvor geraubten Fleisches und verkauften es zu horrenden Preisen an den Meistbietenden. Die Kriminalpolizei hatte den Straftätern zuvor mehrere Tage lang rund um die Uhr aufgelauert.[23]

Ungefähr zur selben Zeit richtete die britische Militärregierung mit Unterstützung der Stadtverwaltung und der Polizei im Haus Ihmels am Neuen Weg eine Fahrradkennzeichnungsstelle ein, um den grassierenden Fahrraddiebstählen Herr zu werden. Hierbei wurden der Name und der Wohnort des Besitzers nach Zahlung einer Gebühr von einer Reichsmark gut sichtbar in den Rahmen eingebrannt. Dazu erhielt der Besitzer eine von der Stadt abgestempelte Besitzkarte, die ihn als rechtmäßigen Eigentümer auswies.[24]

Bundesrepublik Deutschland

Auch nach der Gründung des Landes Niedersachsen am 1. November 1946 und sogar der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 blieb die Polizei weiterhin faktisch unter britischer Kontrolle. Zwar wurde den Deutschen die polizeiliche Oberhoheit formell bereits im April 1947 übergeben, doch blieben die wichtigsten Entscheidungen weiterhin in der Hand der Besatzer. Den Bürgermeistern wurde die Weisungsbefugnis gegenüber der Polizei entzogen und diese zu einer unter Kontrolle des niedersächsischen Innenministeriums stehenden Landesbehörde umorganisiert.

Ein erster schwerer Kriminalfall ereignete sich im Sommer 1946. Sechs sogenannte Displaced Persons, ehemalige französische Kriegsgefangene eines Lagers in Westermarsch II, ermordeten den Bauer Steffens. Einer der Täter konnte verhaftet werden und wurde im August 1946 von einem britischen Militärgericht zum Tode verurteilt. Weitere, nennenswerte Delikte in dieser Zeit waren der Einbruchdiebstahl von Lebensmittelmarken aus Rathäusern. Auch wurden Lebensmittel von Äckern gestohlen und Lebensmittelkarten in Druckereien gefälscht.[25]

Die Norder Polizei war von Kriegsende bis zum 31. März 1951 als Polizei-Subdivision Norden der Polizei-Division A unterstellt, die ihren Sitz in Aurich hatte und zu dem auch die Polizei-Subdivisionen in Aurich und Wittmund gehörten. Die Polizei-Division B umfasste Emden und Leer. Bis Oktober 1945 blieb die Polizeiwache in der Dritten Schwester und zog dann in den Engenahof (Am Markt 10), der noch bis Kriegsende als Parteizentrale der NSDAP diente. Auch der NS-Kreisleiter Lenhard Everwien residierte hier. Zuvor befand sich hier eine Herberge und später das sogenannte Vereinshaus, das verschiedene Norder Vereine als Ort für Veranstaltungen nutzten. Ursprünglich handelte es sich um ein Wohnhaus, das sich unter anderem im Besitz Bürgermeister Erhard Lüppena befand, der es im Jahre 1617 erweiterte. Sein Name findet sich noch heute am vorderen Dachgiebel. Die Geschichte des Gebäudes ist jedoch bedeutend älter, zuvor befand sich hier die sogenannte Kenenburg, eine Burg der Häuptlingsfamilie tom Brook, ehe das Gut an das Geschlecht der Engena fiel.

Erst durch das am 1. April 1951 eingeführte Niedersächsisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (kurz: Nds. SOG) wurde eine einheitliche niedersächsische Polizei geschaffen und die deutschen Behörden konnten wieder weitestgehend eigenständig agieren. Uneinheitliche Maßnahmenkonzepte führten bis Anfang der 1950er Jahre und dann unter deutscher Verantwortung im Rahmen der sogenannten 131-Regelung dazu, dass ein großer Teil auch der belasteten Angehörigen der nationalsozialistischen Polizei erneut in die Nachkriegspolizei integriert wurden. Entgegen der Absichten, eine vollständig demilitarisierte Polizei zu schaffen, wurde die Polizei zudem unter dem Eindruck des aufkeimenden Kalten Krieges wieder bewaffnet. Sogar paramilitärische Gruppierungen wie der Bundesgrenzschutz sowie kasernierte Bereitschaftspolizeien wurden aufgestellt.

Trotz bedeutendem Anstiegs der Einwohnerzahlen, insbesondere durch Zuzug zahlreicher Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten änderte sich die Sicherheitslage in den Folgejahren kaum, die Kriminalitätsrate blieb niedrig. Spektakuläre Einsätze oder Verbrechen waren selten. So ist es nicht verwunderlich, dass auch seltsam anmutende Einsätze in die Überlieferungen eingingen: Am frühen Morgen des 29. Oktober 1967 fand die Norder Polizei das Sparschwein Flora übel zugerichtet am Eingang des Deutschen Hauses. In den späten Abendstunden des Vortages war Flora, die normalerweise auf einem Autodach residierte und Werbefahrten durch die Stadt für den jährlichen Weltspartag unternahm, entführt worden. Vergeblich hatten die Täter versucht, das Sparschwein in Hoffnung auf reiche Beute zu knacken. Doch weder war es ihnen gelungen das Schwein zu öffnen, noch enthielt es überhaupt Geld. Denn Flora sollte erst zum Weltspartag am 30. Oktober gefüllt werden.[26]

1970 wurde das inzwischen stark baufällige Dienststellengebäude weitestgehend abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Glücklicherweise ereilte das Haus nicht dasselbe Schicksal wie eine Vielzahl anderer historischer Gebäude, die in den 1960er bis 1970er Jahren im Zuge der Altstadtsanierung abgebrochen wurden. Im Falle des Engenahofs wurde zumindest die Fassade in Richtung Marktplatz erhalten. Auch die Kellerräumlichkeiten sind nach wie vor ursprünglich.

Ein Nachbarbau links der Polizei, die Holzhandlung Frericks, wurde 1978/79 restlos abgebrochen. Auf dem Gelände des Handels wurde ein kleiner Nebenbau errichtet, in dem sich anfänglich die Dienstwohnungen für den Hausmeister und den Kraftfahrzeugwart befanden, der vordere Teil der alten Holzhandlung wurde als Parkplatz genutzt bzw. Teil der dadurch erheblich verbreiterten Uffenstraße. In diese Zeit fällt auch der Neubau des Finanzamtes im Mühlenweg. Der Norder Polizei wurde das ehemalige Finanzamtsgebäude, das als Weinhaus bekannt ist und eine noch längere Geschichte als das Dienstgebäude Am Markt 10 aufweist, als Nebenstelle zur Verfügung gestellt. Während sich Am Markt 10 die Dienststelle der Schutzpolizei (Polizeirevier) befand, hatte die Kriminalpolizei mit einem Kriminalkommissariat ihren Sitz im Weinhaus.

Bis heute ist die Norder Polizeiwache nicht wesentlich renoviert worden und befindet sich im Inneren weitestgehend noch auf dem Stand der frühen 1970er Jahre. Seit etwa 2000 gibt es daher Bestrebungen für einen Neubau, die 2020 mit dem Kauf eines Grundstücks auf dem ehemaligen Doornkaatgelände konkretisiert werden konnten. Ein zuvor angedachtes und 2017 bereits erworbenes Gelände hinter dem Schlachthof erwies sich aufgrund der Geruchsemissionen des Schlachthofs und der Bodenbeschaffenheit (das Land wurde erst 1583 eingedeicht und ist entsprechend weich) als ungeeignet. Hier sollen nun Seniorenwohnungen gehobenen Standards entstehen. Die weitere Zukunft ist ungewiss, insbesondere aufgrund fehlender Gelder im Landeshaushalt, die auf mangelnde Steuereinnahmen bei gleichzeitigem Anstieg der Ausgaben infolge der COVID 19-Pandemie zurückzuführen sind.

Galerie

Literatur

  • Weege, Jans (2022): Die Geschichte der Polizei Norden, Berlin

Quellenverzeichnis

  • Bildarchiv des Landkreis Aurich (Medienzentrum)
  • Rack, Eberhard (1967): Besiedlung und Siedlung des Altkreises Norden, Münster
  • Geschichte der Deutschen Polizei abgerufen am 22. Februar 2021
  • Haddinga, Johann (2010): Die Polizei und ihre Geschichte(n), in: Heim und Herd vom 20. Oktober 2018, Beilage Ostfriesischer Kurier Nr. 10, S. 37 - 40
  • Hof- und Staats-Handbuch für das Königreich Hannover, Hannover, S. 545

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 28
  2. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 58
  3. Heise, Hans-Michael (1937): Die bewaffneten Ostfriesen in der Grafen- und Fürstenzeit, Aurich, S. 58
  4. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 53
  5. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 55
  6. 6,0 6,1 Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 56
  7. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 57
  8. Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S. 52
  9. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 22f.
  10. Foraita, Heinz (1985): Dein sind die Zeiten, Herr. Die Geschichte der Katholischen Gemeinde Norden. Herausgegeben zur 100-Jahr-Feier der St.-Ludgerus-Kirche zu Norden, Norden, S. 15
  11. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 31
  12. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 18
  13. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 22
  14. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 27
  15. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 35
  16. Raim, Edith (2013): Justiz zwischen Diktatur und Demokratie, München, S. 675
  17. Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 307
  18. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 43
  19. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 44
  20. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 45
  21. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 47
  22. Haddinga, Johann (1988): Stunde Null. Ostfrieslands schwerste Jahre, Norden, S. 89
  23. Haddinga, Johann (1988): Stunde Null. Ostfrieslands schwerste Jahre, Norden, S. 163
  24. Haddinga, Johann (1988): Stunde Null. Ostfrieslands schwerste Jahre, Norden, S. 87
  25. Haddinga, Johann (1988): Stunde Null. Ostfrieslands schwerste Jahre, Norden, S. 135
  26. Chronik der Sparkasse Aurich-Norden, abgerufen am 2. Juni 2021

Siehe auch