Synagogenweg

Aus Norder Stadtgeschichte
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Synagogenweg

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Basisdaten
Stadtteil/-viertel Norden
Erschließungsjahr vor 1679
Namensgebung 1946
Historische Namen Judenlohne

Der Synagogenweg ist eine Gemeindestraße in Norden. Er verbindet die Uffenstraße mit dem Neuen Weg.

Geschichte

Herkunft des Namens

Bis zu ihrer Zerstörung durch Brandstiftung während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 und ihrem anschließenden Abbruch befand sich hier die Synagoge der jüdischen Gemeinde von Norden. An die Synagoge erinnert heute noch ein Gedenkstein.

Entwicklung

Die Entwicklung der Straße dürfte in den selben Zeitpunkt fallen wie die der Heringstraße und des Neuen Wegs. Nach Angaben von Archäologen wurde der bereits spätestens seit dem 13. Jahrhundert besiedelt.[1]

Bevor der Synagogenweg seinen heutigen Namen erhielt, hieß er Judenlohne. Weitere Namen sind nicht überliefert. Seit etwa 1679 war das Gebiet rund um den Synagogenweg das Zentrum der jüdischen Gemeinde. Um das hier ansässige Gemeindezentrum von der Öffentlichkeit zu separieren, war der Bereich zum Neuen Weg durch ein zunächst hölzernes, später (ungefähr ab den 1880er Jahren) dann ein schmiedeeisernes Tor getrennt.[2]

Mit Beschluss des Stadtrates vom 19. März 1946 erhielt die ehemalige Judenlohne dann ihren heutigen Namen, wurde jedoch erst ab 1960 ein öffentlicher Weg.[2][3][4] Warum genau die Benennung erfolgte, ist nirgendwo protokolliert worden. Vermutlich wollte man das 12 Jahre lang als Schimpfwort genutzte Wort Jude verdrängen.[4] Bereits 1941 hatte NSDAP-Kreisleiter Lenhard Everwien gefordert, dass die Judenlohne umbenannt werden sollte, um das Andenken an die jüdische Gemeinde aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verdrängen, doch scheiterte er damit an der Norder Politik, die diese Vorgabe nicht als verbindlich erachteten, da sich eine entsprechende Reichsverordnung nur auf solche Straßen beziehe, bei denen jüdische Mitbürger eine Ehrung durch eine entsprechende Straßenbenennung erfuhren.[4][5] Allgemeine Bezeichnungen wie Judenlohne zählten indes nicht dazu.[5]

Anlässlich der Woche der Begegnung im Jahre 1987 wurde das Mahnmal auf dem Grund der alten Synagoge eingeweiht. Hierbei waren auch Zeitzeugen der nationalsozialistischen Verfolgung, so etwa der Mäzen Heinz Ewald Samson, anwesend.

Gebäude und Plätze

Die Synagoge wurde 1804 erbaut und in der Kristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938 niedergebrannt. An gleicher Stelle wurde 1987 eine Gedenkstätte errichtet und eingeweiht. Der Bau einer Synagoge (Neuer Weg 110), auch als Judenkirche bezeichnet, ist erstmalig 1751 nachweisbar, wird aber zu einem früheren Zeitpunkt schon stattgefunden haben.

Ein weiteres historisches Gebäude ist des Vorsängers Haus. Im Keller dieses Hauses befand sich das Frauenbad und im Hinterhaus ein Lagerraum für Särge. Gegenüber des Standortes der ehemaligen Synagoge befand sich die jüdische Schule.[6] Hier befindet sich heute ein Frisörsalon.

Hinter dem Haus des Vorsängers befand sich die Lehrerwohnung, wo unter anderem auch die spätere jüdische Widerstandskämpferin Recha Freier mit ihrer Familie wohnte.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 401
  2. 2,0 2,1 Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 63
  3. Haddinga, Johann (1988): Stunde Null. Ostfrieslands schwerste Jahre, Norden, S. 120
  4. 4,0 4,1 4,2 Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 382
  5. 5,0 5,1 Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 383
  6. Schreiber, Gretje (2006): Norder Häuser (XIX). Die Bewohner des Neuen Weges, in: Ostfriesischer Kurier, 17./18. August 2006, S. 12

Siehe auch