Süderneuland II

Aus Norder Stadtgeschichte
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Süderneuland II

Wappen
Höhe 0,5 - 3,0 m ü. NN
Fläche 4,547 km²
Einwohner 870 (31.12.2021)
Gründung um 1821 (um 1430)
Eingemeindung 1. Juli 1972
Bevölkerungsdichte 189 Einwohner/km²

Süderneuland II ist ein Stadtteil von Norden und hat 870 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2021), die sich auf einer Fläche von rund 4,55 km² verteilen. Der Ort entstand vor allem im Umfeld des von 1425 bis 1430 erbauten Udo-Focken-Deichs und wuchs in den nächsten Jahren nur mäßig im Vergleich zu seinem wesentlichen größeren Schwesternort Süderneuland I.

Bis heute ist der noch bis zum 30. Juni 1972 eigenständige und nachfolgend in die Stadt Norden eingemeindete Ort nur schwach besiedelt, was vor allem an den natürlichen Gegebenheiten und der vergleichsweise geringen Größe begründet liegt.

Namensherkunft

Der Name Süderneuland war ursprünglich der Name eines im 16. Jahrhundert eingedeichten Polders, bei der Besiedlung wurde dieser Name übernommen. Es ist die Bezeichnung für das südlich der Stadt Norden gelegene Neuland, das durch Eindeichungen der Leybucht entrissen werden konnte.

Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich 1602 als Suider Neuland. Es folgen 1618 Suider Nyelander und 1634 Sueder Newlander Rott. 1645 wird der Ort Suhder Newlandt bzw. Suhder Nijeland genannt. In einer amtlichen Statistik des Königreichs Hannovers finden sich die Bezeichnungen Erste Süderneulander Bauernschaft und Zweite Süderneulander Bauernschaft.

Wappen

Das Wappen von Süderneuland II zeigt einen silberner Wellenpfahl auf blauem Grund, der im Schildhaupt von zwei goldenen, sechsstrahligen Sporenrädern begleitet und darunter von zwei goldenen Brücken gekreuzt wird.

Die Sporenräder wurden dem Wappen der einst vorherrschenden Häuptlingsfamilie Idzinga entnommen und sind auch im Wappen der Stadt zu finden. Die Brücken und der Fluss symbolisieren die Lage des Ortes am Berumerfehnkanal, die Farben blau und gold sind die Stadtfarben von Norden. Sie sollen die Zugehörigkeit des Ortes zur Stadt verdeutlichen.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1821 151
1848 211
1871 304
1885 314
1905 381
Jahr Einwohner
1925 673
1933 737
1939 780
1946 1.139
1950 1.234
Jahr Einwohner
1955 1.100
1956 994
1961 900
1970 851
2016 919
Jahr Einwohner
2020 844
2021 870
2022
2023
2024

Geografie

Süderneuland II befindet südlich und östlich des Stadtkerns. Die Bodenbeschaffenheit des Ortes ist divers. Im Westen und Süden herrscht der Typus Kleimarsch vor, im Norden und Osten größtenteils Gley-Podsol mit Plaggenauflage, im Südosten Plaggenesch (unterlagert von Podsol-Gley) bzw. Gley Podsol und im Zentrum Podsol-Gley zu finden.

Im Norden grenzt Süderneuland II an Norden, im Westen an Süderneuland I und teilweise Norden, im Osten an Bargebur und die Nachbargemeinde Lütetsburg und im Süden an die Nachbargemeinde Osteel.

Gliederung

Süderneuland II ist der Zusammenschluss der Ortschaften Altendeich, Nadörst und Ölmühle sowie der Flurstücke Horst, Altenbürgerlande und Leegeland. Die Grenzen bilden im Norden das Norder Tief, im Osten Lütetsburg (einschließlich des bis 1972 zu Lütetsburg gehörendem Bargebur), dessen Grenze weitestgehend entlang des Berumerfehnkanals verläuft, im Westen die alte Deichlinie des Udo-Focken-Deichs und im Süden die Grenze des Leegelands nach Osteel, die weitestgehend in Höhe des Schwarzen Wegs verläuft.

Geschichte

Mittelalter

Die Ölmühle mit Blickrichtung nach Tidofeld. Links die Bargeburer Kirche, dahinter das Lütetsburger Schloss. Rechts die Westerroggenmühle und die Bargeburer Mühle.

Die bekannte Geschichte von Süderneuland II beginnt im Jahre 1425. Die Leybucht erreichte durch mehrere verheerende Sturmfluten im 14. Jahrhundert, insbesondere durch die Zweite Marcellusflut und die Erste Dionysiusflut, ihre größte Ausdehnung. Die Fluten richteten schwere Verwüstungen an und kosteten unzählige Menschenleben, doch bekam Norden erstmals einen Zugang zur offenen See und der Norder Hafen entstand. Dieser schon bald sehr stattliche Seehafen bescherte der Stadt über Jahrhunderte eine wirtschaftliche Blüte. Zu dieser Zeit war das gesamte Ortsgebiet von den Fluten eingenommen. Die Fluten waren so gewaltig gewesen, dass sie bis nach Lütetsburg reichten, wovon heute noch mehrere Kolke im Umfeld der heutigen Umgehungsstraße zeugen.

Während das heutige Gebiet von Süderneuland I noch bis 1556 dem Meer überlassen wurde, begann der mit dem in Norden damals dominierenden Geschlecht der Idzinga durch Heirat verbundene Udo Focken, Sohn des Focko Ukena, den nach ihm benannten Udo-Focken-Deich von 1425 bis 1430 einzudeichen, um das Land besser zu schützen. Er setzte damit einen wesentlichen Grundstein für die etwa 130 Jahre später unter Anna von Oldenburg fortgesetzte Rückgewinnung des Süderneulands. Direkt östlich des Deichs lag Lütetsburg, einschließlich ds noch bis 1972 zu dieser Gemeinde gehörenden Bargebur.

Im Umfeld dieses Deiches, dessen einstiger Verlauf noch heute weitestgehend die Grenze zwischen Süderneuland I und Süderneuland II darstellt, entstanden kleine Siedlungen. Süderneuland II ist also wesentlich älter, was man in Anbetracht der römischen Nummerierung zunächst nicht vermuten mag. Der wesentliche Unterschied zwischen Süderneuland I und Süderneuland II besteht folglich darin, dass sich Süderneuland I ausschließlich auf dem erst später gewonnen Süderneuland befindet, während Süderneuland II weitestgehend aus dem Land östlich des Udo-Focken-Deich befindet und sich als eine Bauerschaft (Zusammenschluss mehrerer Bauern) im Umfeld dieser Deichlinie bildete.

Blick vom Ölmühlenweg in Richtung östliche Heerstraße, rechts die Trinkhalle Schwitters.

Ab 1556 begannen schließlich weitere Anstrengungen zur Landgewinnung. Die Ukenas und die mit ihnen versippten Idzingas waren seit der Schlacht von Bargebur im Jahre 1433 nicht mehr das dominierende Geschlecht, sondern wurden von den Cirksenas abgelöst. Besonders Anna von Oldenburg, Ehefrau und spätere Witwe von Graf Enno II., hatte maßgeblichen Einfluss an der weiteren Entwicklung in und um das - erst später so genannte - Süderneuland. Nach der Einpolderung der Addinggaste begannen in den Jahren 1558 bis 1559 die Arbeiten am Wurzeldeich. Dieser verläuft im Wesentlichen entlang der beiden hiernach benannten Straßenzüge und reichte vom Udo-Focken-Deich bis zum Osteeler Altendeich in der Nachbargemeinde Osteel. Durch die Fertigstellung dieses Deiches konnte erneut ein sehr großes Landstück hinzugewonnen werden. Südlich der Wurzeldeicher Straße, insbesondere an der Todeskreuzung sind heute noch Teile des alten Wurzeldeiches deutlich sichtbar als Erhöhungen in der Landschaft auszumachen.

In den nächsten Jahren wurde immer mehr Land eingepoldert und die Leybucht dadurch immer weiter zurückgedrängt. Die Liste der Eindeichungen gibt hierüber weiteren Aufschluss. Gesiedelt wurde zunächst nur im Bereich einiger Höfe, die auf den neuen Ländereien entstanden und als sogenannte Domänen im Besitz des Landesherren waren, welche die Bewirtschaftung in die Hände geeigneter Pächter gaben. Solche Höfe gibt es noch heute, nur befinden sie sich mittlerweile im Besitz des Landes Niedersachsen und werden von den sogenannten Domänenämtern verwaltet. Für das Mahlen des Getreides wird bereits 1593 die Deichmühle erbaut, die Frisiamühle folgt 1700.

Blick nach Westen (in die andere Richtung).

Hier trennen sich auch die Geschichten von Süderneuland I und II. Letztgenanntes bestand fortan und bis heute entlang von Siedlungen entlang des Udo-Focken-Deichs und dem Leegeland südlich des Leegemoors. Der alte Deich diente noch hunderte Jahre als wichtiger Postweg, der Alte Postweg erinnert noch heute daran und verlief in etwa entlang seines heutigen Verlaufs in Richtung Verschönerungsweg, entlang der Muskerei auf die andere Straßenseite der Bahnhofstraße bzw. Wurzeldeicher Straße in Zum Hirtenhaus, von dort weiter über die Zinngießerstraße und den Leegemoorweg bis weiter nach Osteel, wo sich Verlauf auf dem dort auch heute noch so genannten Alten Postweg fortführte.

Die Landwirtschaft war entsprechend der Beschaffenheit der dazugehörigen Ländereien in Süderneuland II wesentlich schwächer ausgeprägt und bestand überwiegend aus kleineren Höfen und nur sehr wenigen wie der Ketelburg. Das Land war einfach zu klein oder durch seine tiefe Lage (Leegeland) ungeeignet. Auch die 1773 erbaute Ölmühle sowie der Berumerfehnkanal 1796 brachten nur wenig wirtschaftlichen Aufschwung.

Neuzeit

Mit dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 kommt der Deichbau mehrere Jahrzehnte zum Erliegen. Wie der Großteil Europas leidet auch Ostfriesland unter dem Krieg. Hinzu kommen mindestens drei verheerende Pestepidemien in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die das Land weiter schwächen. Darüber hinaus werden Norden und Umgebung ab 1622 von Söldnern des berüchtigten Heerführers Peter Ernst von Mansfeld (auch Mansfelder genannt), drangsaliert und ausgebeutet. Die Mansfelder kamen auf faktische Einladung der Niederländer, die sich in der Region durch Schwächung der Macht von Graf Enno III. immer größeren Einfluss sicherten. Die Mansfelder verließen die Region erst im Jahre 1624.

Die flügellose Ölmühle auf einer undatierten Aufnahme, vermutlich um 1960.

Im Jahr 1773 wird die Öl- und Peldemühle am Ölmühlenweg erbaut. Bis auf den fehlenden Mühlenkopf ist das Gebäude bis heute erhalten. In früheren Jahren wurde hier aus Rapssamen Öl gepresst. 1794 bis 1796 treibt die Norder Fehngesellschaft den Bau des Fehnkanals voran, auf dem Schiffe von Norderfehn (heute: Berumerfehn) nach Norden verschifft wurden. In Nadörst befand sich hierzu ein Umschlaghafen. Der Bau war notwendig um die in Norderfehn abgebauten Torfmengen befördern und die Moorkolonisten versorgen zu können. Erst 1938 wurde die Torfversorgung über den Fehnkanal eingestellt.

Von 1821 bis 1823 kartografierte das Königreich Hannover einen Teil seines Landes. Wenngleich Ostfriesland nicht dazu zählte, taucht in dieser Zeit erstmals die amtliche Trennung von Westermarsch I und Westermarsch II wie auch Süderneuland I und Süderneuland II auf. Offenkundig stand die Trennung dieser bis dahin jeweils zusammengehörenden Gemeinden im Zusammenhang mit Bestrebungen zur Vereinheitlichung von Fläche und Größe der einzelnen Gliedgemeinden im Land. Die nun entstandenen Gemeinden hatten jeweils eine annähernd gleiche Größe und Bevölkerungszahl. Während Süderneuland I alle ab 1556 gewonnenen Polder bis zur Grenze zum Süder-Charlottenpolder einschließlich des Leegemoors umfasste, bestand Süderneuland II nun auch amtlich aus den Gebieten entlang des Udo-Focken-Deichs und dem Leegeland.

Das Jahr 1846 gilt als das Gründungsjahr der ehemaligen Firma Stilkenboom. Sie entwickelte sich zu einem überregional bekannten Wagenbauunternehmen. Produziert wurden unter anderem Wattwagen, die Inselbesucher vom ankernden Schiff zur Insel brachten und Raketenwagen, die der Seenotrettung dienten.

Der Fehnkanal vor der Ölmühle.

1883 wurde die Bahnstrecke von Emden nach Norden und später auch nach Esens (Ostfriesische Küstenbahn) und Norddeich erschlossen. Süderneuland II hatte damals in Nadörst einen eigenen Bahnhof, auf den nur noch das erhaltene Schrankenwärterhaus und der Bahnhofsweg hinweisen.

Während des Zweiten Weltkriegs gab es zwei Kriegsgefangenen- und Arbeitslager in Süderneuland II. Zum einen das als Holländerlager der Firma Eickhoff bezeichnete Lager für bis zu 20 niederländische Kriegsgefangene und zum anderen ein Lager in Nadörst, in dem bis zu 44 französische und niederländische Kriegsgefangene interniert wurden. Es bestand aus einer Holzbaracke. Durch Aufnahme ausgebombter Emder sowie Vertriebene aus den ehemals deutschen Ostgebieten stieg die Einwohnerzahl nach dem Krieg deutlich an und erreichte 1946 bereits 1.139 Einwohner, von denen 231 Flüchtlinge oder Vertriebene waren. Bis 1950 stieg die Einwohnerzahl nochmals um 95 auf insgesamt 1.234 Einwohner. Die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen lag bei 301 und machte damit ein gutes Viertel der Gesamtbevölkerung aus.

Am 1. Juli 1972 erfolgte die Eingemeindung der Gemeinde Süderneuland II in die Stadt Norden. Anders als Süderneuland I, das per Gesetz zwangseingemeindet werden musste, leistete Süderneuland II, wohlwissentlich der damit verbundenen Vorteile, freiwillig die Unterschrift. Bis heute ist der Ort eher dünn besiedelt und hat für die Wirtschaft keine allzu große Bedeutung.

Einen Anschluss an die Kanalisation bekam der Ort indes erst 2003 mit dem Bau des Südrings. Bis dahin nutzte jedes Haus eine eigene Kläranlage oder Sickergrube. Dieser altertümliche Umstand besteht heute nur noch in den abgelegenen Hofstellen und Siedlungen, insbesondere in Westermarsch und Ostermarsch. Im gleichen Zuge mit dem Straßenbau erhielten die Straßen und Häuser des Ortes ihre heutigen Hausnummern. Bis dahin waren die Häuser noch gemäß der alten, chronologischen Nummerierung adressiert, wonach das erst gebaute Haus in Süderneuland II die Nummer 1 bekam, das zweite die 2 und so weiter. Dieses alte System findet sich heute - auf das Stadtgebiet bezogen - nur noch am Verschönerungsweg, dem Leegelandweg und der Bundesstraße.[1]

Verwaltung

Friesland - und damit auch Ostfriesland - unterstand, anders als sonst zur Zeit des Lehnswesens üblich, im Mittelalter keiner zentralen Herrschaft. Dieses Vorrecht, die Friesische Freiheit bekamen die Friesen der Legende nach von Karl dem Großen persönlich verliehen. Die Friesen unterstanden damit nur dem Kaiser und hatten ansonsten keine Herren über ihnen zu dulden. Stattdessen organisierten sie sich selbst in - mehr oder weniger - demokratischen Genossenschaften, in denen prinzipiell jeder gleichberechtigt war. Diese grundsätzliche Gleichberechtigung galt jedoch vielmehr für alle Eigentümer von Hofstellen und zugehörigem Land in ihren jeweiligen Dörfern und Kirchspielen (Pfarrbezirk). Die öffentlichen Ämter der Richter (Redjeven) wurden durch jährliche Wahlen besetzt. Theoretisch standen diese Ämter allen Friesen offen, doch faktisch wurden diese insbesondere durch die Mitglieder der größten und wohlhabendsten Familien bekleidet.

Dieses mehr oder weniger feste Konstrukt konnte bis in das 14. Jahrhundert standhalten, als sich schließlich aus den wenigen reichen und einflussreichen Familien - entgegen der Prinzipien der Friesischen Freiheit - ein Adel bildete. Das 14. Jahrhundert war durch viele schwere Sturmfluten, wie die Zweite Marcellusflut 1362, die Erste Dionysiusflut 1374 und eine verheerende Pestepidemie von 1350 bis 1360 geprägt. Viele Menschen kamen ums Leben und für die Überlebenden gab es größere Sorgen, um die sie sich kümmern mussten als die politische oder genossenschaftliche Teilhabe. Der Adel, der die Krisen besser als der große Teil der armen Bevölkerung überstand, nutzte diese Umstände, um seinen Einfluss zu vergrößern. Viele von ihnen verstanden es, die Lage geschickt zu ihrem Vorteil zu nutzen. Sie sahen ihre Autorität nicht mehr vom Willen der Gemeinde abhängig, sondern ihrem eigenen. Nach und nach formierten sich mehrere Häuptlingsgeschlechter in Ostfriesland. Ihre Steinhäuser, mit denen sie sich ohnehin von den oftmals erbärmlichen Behausungen der meisten Mitmenschen abhoben, vergrößerten sie weiter und formten daraus den ostfriesischen Typus an Burgen. Auch begannen sie, Söldnerheere aufzustellen, um ihren Machtanspruch im Zweifel mit Gewalt durchsetzen zu können.

Vor allem durch Kriege mit der mächtigen Hanse und dem Wiedererstarken der Großbauern verlor das Häuptlingswesen nach und seine Bedeutung. 1464 erhob Kaiser Friedrich III. den Häuptling Ulrich Cirksena in den Reichsgrafenstand und belehnte ihn mit Ostfriesland. Damit war die Zeit der Friesischen Freiheit endgültig vorbei und Ostfriesland hatte das erste Mal in der Geschichte einen vom deutschen Kaiser bestätigten und von ihm belehnten Landesherren.

Zur Verteidigung standen 1735 ein Leutnant und ein Fähnrich an der Spitze einer Landwehr, gewählt von den wahlberechtigten Einwohnern und bestätigt vom ostfriesischen Fürsten.

Im 19. Jahrhundert stand der Gemeindevorsteher an oberster Spitze in Süderneuland II. Es handelte sich jedoch um ein Ehrenamt mit vor allen repräsentativen Aufgaben. Infolge der niedersächsischen Gemeindereform fiel die Gemeinde am 1. Juli 1972 schließlich an Norden. Ein ehrenamtlicher Ortsvorsteher vertritt seither den Ort und seine Interessen gegenüber der städtischen Verwaltung sowie der Politik.

Bildung

Mindestens seit 1848 ist eine Schule in Nadörst belegt, die 1951 durch einen Neubau ersetzt wurde. Beide Gebäude sind bis heute in einem - mehr oder minder - originalgetreuen Zustand erhalten. Nach Erlass des sogenannten preußischen Volksschulunterhaltungsgesetzes von 1906 waren die Städte und Gemeinde per Gesetz verpflichtet worden, eine Volksschule zu unterhalten. Dies gab Anlass für den Bau des bis heute noch bestehenden Schulgebäudes an der damals noch Schulstraße genannten Waldstraße. Der Bau trug dem Umstand Rechnung, dass die Nadörster Schule zu weit außerhalb lag, um von den weiter nordwestlich wohnenden Schulkindern besucht werden zu können.

Religion

Bis zur Fertigstellung der Friedenskirche im Jahre 1964 hatte Süderneuland keine eigene Kirche. Vielmehr war die Ludgerikirche die Kirche der Norder Umlandgemeinden, sodass die Bewohner zum Gottesdienst dorthin pilgern mussten. Der Ort war damit unmittelbar dem Kirchspiel Norden angegliedert und besaß über keinen eigenen Friedhof. Süderneuland II selbst hat und hatte nie eine Kirche.

Gesundheit und Soziales

1870 waren Süderneuland I und II dem Armenverband Norden angegliedert. Die soziale Wohlfahrt und Armenhilfe wurde über Jahrhunderte von der Kirche wahrgenommen und ging erst im fortgeschrittenen 20. Jahrhundert auf den Staat über.

Wirtschaft und Verkehr

Für Ostfriesland typisch war auch in Süderneuland II die Landwirtschaft lange Zeit der dominierende Wirtschaftsfaktor. Statisch gesehen umfasste hier 1867 jeder Haushalt im Schnitt 4,6 Personen, 1,2 Pferde, 3,7 Rindtiere und 2,2 Schafe. Diese Werte stellen jedoch lediglich den Durchschnitt dar. Die wenigen Großbauern hatten naturgemäß deutlich mehr Tiere zur Verfügung als die einzelnen Haushalte zur Eigenversorgung. Die meisten Familien konnten sich glücklich schätzen, überhaupt ein Tier zur Versorgung des eigenen Nahrungsbedarfs zu besitzen.

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe stieg leicht von 31 (1949) auf 32 (1960) an, stürzte dann aber auf 20 (1971) ab. Die Anzahl der nicht-landwirtschaftlichen Arbeitsstätten nahm kontinuierlich von 40 (1950), über 37 (1961) auf 30 (1970) ab. Handwerksunternehmen waren 1950 zu fast 33- und 1961 zu 32 % vertreten. Die Zahl der Erwerbspersonen minderte sich stetig von 467 (1950), über 362 (1961) auf 324 (1970). Dagegen erhöhte sich die Quote der Auspendler beständig von fast 38 % über 57 % bis auf schließlich 63%. Einpendler waren mit 26 % (1961) bzw. 33% (1970) vertreten.

1719 wurden lediglich neun Arbeitsmänner verzeichnet. 1880 bzw. 1881 waren es dann jeweils ein Bäcker (bzw. Krämer), Gärtnereiverwalter, Hirte, Holzhändler, Schiffskapitän (bzw. Reeder), Schmied, Stellmacher, Wagenfabrikant und Zimmermann.

Erwähnenswerte Gebäude

Erhaltene Gebäude

Abgebrochene Gebäude

Einzelnachweise

  1. Zeitzeugenbefragung am 6. Oktober 2021

Quellenverzeichnis

Siehe auch