Umgehungsstraße

Aus Norder Stadtgeschichte
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Umgehungsstraße

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Als Umgehungsstraße (auch: Nordumgehung) wird der in den Jahren 2006 bis 2009 erschlossene Straßenverlauf der Bundesstraße bezeichnet. Die Umgehungsstraße beginnt in Süderneuland II an der Einmündung der Bundesstraße zur Bahnhofstraße und endet in Norddeich am Fähranleger nach Norderney. Für den Bau waren nicht unerhebliche Landkäufe und Änderungen von Straßenverläufen notwendig. Die Gesamtkosten des Baus beliefen sich auf 28,7 Millionen Euro. Geplant waren ursprünglich etwa 18 Millionen.

Geschichte

Erste Überlegungen zum Bau einer Umgehungsstraße nach Norddeich existierten schon in den 1920er bis 1930er Jahren. Bereits damals plante man eine Umgehungsstraße im Osten der Stadt, etwas weiter westlich als die heutige. Die ungewöhnlich breite Lindenstraße ist wohl eines der wenigen, doch zugleiche Zeugnisse dieser Zeit. Die Planungen gestalteten sich dabei je nach Epoche äußerst unterschiedlich. Teilweise plante man eine Umgehungsstraße von Nadörst über Bargebur, dann existieren Planungen über eine Anbindung über Hilgenriedersiel bis nach Norderney. Durch den Zweiten Weltkrieg kamen alle Projekte zum Erliegen, flammten in den 1950er Jahren jedoch wieder auf. Nun wollte man auch eine Südumgehung bauen. Alle Projekte scheiterten letztlich an der Finanzierung und am Widerstand der in der Innenstadt anliegenden Kaufleute, die erhebliche Einbußen befürchteten.[1]

Fürsprecher sahen vor allem den Vorteil in einer Entlastung der Innenstadt durch den massiven Kraftfahrzeugverkehr, insbesondere durch das Urlauberaufkommen zur Nordsee während der Saison. Jeden Tag drängten sich tausende Kraftfahrzeuge durch die Bahnhofstraße, Burggraben, Am Markt und die Norddeicher Straße. Hierunter litten nicht nur die Straßenverhältnissen, sondern auch die Anwohner.[2] Gegner eines Baus befürchteten ein Aussterben des innerstädtischen Lebens und wirtschaftliche Einbußen für ansässige Betriebe. Auch Umweltschützer gehörten zu den Kritikern des Bauvorhabens. Diese befürchteten vor allem eine Störung von Gastvögeln.

Letztlich erlangte man eine Einigung und begann 2006 mit ersten, vorbereitenden Bauarbeiten. Der Auftrag für die Erdarbeiten auf gesamter Streckenlänge und die Straßenbauarbeiten wurde nach Durchführung einer europaweiten Ausschreibung Mitte Juni 2007 erteilt. Die Auftragssumme betrug rund 11,1 Millionen Euro. Mit diesen Bauarbeiten wurde kurz darauf, im Juli 2007, begonnen. Parallel zu den oben genannten Arbeiten liefen auch die Brückenbauarbeiten an der Kolkbrücke über das Norder Tief sowie drei Brücken über den Berumerfehnkanal.

Die Auftragserteilung für die restlichen, unmittelbaren Straßenbauarbeiten erfolgte im September 2007. Ungefähr zur selben Zeit wurden auch die Arbeiten zu einer erforderlichen Verlegung einer Weiche der Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland (MKO) im Bereich des Norder Bahnhofs sowie Arbeiten zur Aufhebung von zwei vorhandenen Bahnübergängen und zur Neuherstellung eines Bahnüberganges ausgeschrieben.

Beim Bau der Straße fanden Archäologen der Ostfriesischen Landschaft im Hooker (nahe des Goosbargs) Reste einer Siedlung aus der Zeit zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert. Es handelte sich neben Gefäßen aus Keramik auch Hinweise auf einen Hochöfen, mit dem Eisen verhüttet wurde. Die Forscher deuteten dies als Hinweis auf ein reges handwerkliches Treiben, das sich nicht nur im Stadtkern, sondern auch im Norder Umland rege vollzog.

Im Herbst 2009 wurde die Straße offiziell eröffnet. Bereits am 15. August 2008 wurde der Teilbereich zwischen der Ostermarscher Straße und der Hafenstraße formlos für den Verkehr freigegeben. Vor der vollständigen Freigabe der Straße für den allgemeinen Kraftfahrzeugverkehr nutzten viele die Gelegenheit und befuhren die Strecke mit dem Fahrrad. Heute ist es gänzlich verboten, die Straße mit Fahrrädern zu befahren.

Zur ökologischen Kompensierung der nun versiegelten Flächen und als Ersatz für die dort entwerteten Vogellebensräume für Gastvögel wurde hinter der ehemaligen Sendestelle von Norddeich Radio in Osterloog eine komplette Umgestaltung des Sendemastengeländes vorgenommen.

Verlauf

Für den Bau der Umgehungsstraße wurde der südliche Teil der Bahnhofstraße abgetrennt und umgeleitet. Dieser südliche Teil ist heute eine Sackgasse und trägt den Namen Altenbürgerlande, benannt nach der gleichnamigen Norder Traditionsgesellschaft.

Von Süderneuland II verläuft dann ein wesentlicher Teil über das Gebiet der Nachbargemeinde Lütetsburg. Hierfür musstem dem Großbauern Kleemann, welcher seinen Hof im Alten Postweg in Bargebur hat, Teile seiner Ländereien abgekauft werden. Die Straße verläuft unmittelbar durch diese durch. Damit Bauer Kleemann seine Ländereien auch weiterhin bewirtschaften kann, ohne größere Umwege in Kauf nehmen zu müssen, wurde eine Brücke über die Umgehungsstraße gebaut, die im allgemeinen Sprachgebrauch auch "Kleemannbrücke" genannt wird. Zudem wurden auf beiden Straßenseite Wildschutzzäune aufgestellt.

Am ehemaligen Übergang der Heerstraße in die Landstraße der Nachbargemeinde Lütetsburg wurde ein Kreisverkehr errichtet und der Verlauf des damaligen Kolkbrücker Wegs geändert. Der alte Straßenverlauf ist noch heute anhand der alleeartigen Anordnung der Bäume erkennbar. Der Verlauf der Landstraße wurde umgeleitet und endet nun in Teilen als Sackgasse.

Sehr zum Leidwesen eines Anwohners des Kolkwegs (Lütetsburg) wurde der Bahnübergang der Ostfriesischen Küstenbahn wesentlich näher an sein Wohnhaus verlegt. Durch das Überfahren der Schienen kommt es seitdem zu Lärmbelästigungen des Anwohners. Man versuchte, den Bahnübergang möglichst lärmemmissionsfrei zu gestalten, naturgemäß mit mäßigem Erfolg. Die Lärmbelästigung ist weiterhin nicht unerheblich und ein stetiges Ärgernis für den Anwohner.

Eine weitere Brücke wurde über das Norder Tief gebaut. Im weiteren Verlauf wird der Ekeler Weg durchkreuzt, später der Looger Weg.

In Neustadt wurde der Verlauf der Ostermarscher Straße geändert, um den Bau eines weiteren Kreisverkehrs zu ermöglichen. Von hier aus führt die Straße dann letztlich bis nach Norddeich, wo wenige Jahre später östlich der Umgehungsstraße von der Reederei Frisia ein Großparkplatz für Inselbesucher erbaut wurde. Die Straße hier trägt den Namen Zum Inselparkplatz. Der Kreisverkehr an der Ostermarscher Straße wird aufgrund fehlender Beleuchtung regelmäßig von Ortsunkundigen übersehen und direkt überfahren.

Südumgehung

Seit den 1960er Jahren und noch bis heute gibt es Bestrebungen zum Bau einer Südumgehung, die Süderneuland I mit Westermarsch I verbinden und dabei die Westgaste südöstlich umrunden soll. Der genaue Verlauf änderte sich im Laufe der Jahrzehnte, ursprünglich sollte sie an der Raiffeisenstraße vorbeiführen, in jedem Fall aber an der bisherigen Einmündung vom Schafweg und Altendeichsweg enden.

Interaktive Karte

Straßenverläufe vor dem Bau der Umgehungstraße

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Einzelnachweise

  1. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 59
  2. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 52f.

Quellenverzeichnis

Siehe auch