Westlintel

Aus Norder Stadtgeschichte
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Westlintel

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Basisdaten
Administrativer Stadtteil Norden
Ungefähre Lage nordwestlich des Stadtgebiets

Westlintel ist ein Stadtviertel von Norden und damit Bestandteil des eigentlichen Stadtgebiets. Bis 1919 war der Ort ein Teil der Gemeinde Sandbauerschaft, die im genannten Jahr nach Norden eingemeindet wurde. Seither spiel die Ortsbezeichnung nur noch im allgemeinen Sprachgebrauch eine Rolle, hat jedoch keine administrative Bedeutung mehr. Der Name geht zurück auf einen dicht bewaldeten Lindenwald (Linteloh; Lintelboomen), der sich hier auf der Norder Geestinsel befand. Das Pendant zum Lindenwald kann im Eichenbestandenen Ekel (Eckeloh) gesehen werden.

Im Umfeld der in Westlintel beheimateten Aldersnaburg entstand im Laufe der Jahrhunderte eine kleine Bauernsiedlung, die nach dem Zweiten Weltkrieg immer weiter mit Ostlintel, Neustadt, Westgaste und der Kernstadt verwuchs.

Geografie

Westlintel liegt im Nordwesten der Kernstadt und steht in seinem Ruf dem von Ostlintel nach. Ist Ostlintel eher gutbürgerlich geprägt, weist Westlintel viele Mehrfamilienhäuser, Sozialbauten und Wohnblocks auf. Besonders die Straßen Warfenweg, Funkweg, Martensdorf und Koppelstraße gelten als sozialer Brennpunkt.

Geografisch lässt sich Westlintel grob in etwa wie folgt umgrenzen: Im Osten durch die Norddeicher Straße, im Süden durch die Im Spiet, im Westen durch die Lange Riege und im Norden durch den Westlinteler Weg.

Geschichte

Die Bauerschaft Lintel gehörte zu den erst besiedelten Gebieten auf der Norder Geestinsel. Herren von Westlintel wurden schon bald die Aldersna, die als einflussreiche Häuptlingsfamilie die Aldersnaburg im Winkel der heutigen Norddeicher Straße und Parkstraße erbauten.

Um die Burg, die Gutshöfe und das Kloster entwickelten sich kleine Siedlungen, deren Bewohner wohl vor allem mittelbar oder unmittelbar für die besagten Güter arbeiteten. Die hier auf der Geest siedelnden Bauern schlossen sich später zur Gemeinde Sandbauerschaft zusammen, von der Westlintel ein Ortsteil wurde. Nördlich der Sandbauerschaft besiedelte Gebiete in der Marsch wuchsen zu einer eigenständigen Gemeinde heran, die Lintelermarsch genannt wurde. Das zu Westlintel gehörende Ackerland war der Escher, der Wiesenbesitz die Wildbahn. Die Trennung zwischen Ost- und Westlintel ist seit spätestens 1645 amtlich, dort werden die Orte auch als Ostlinteler Rott und Westlinteler Rott bezeichnet.[1][2]

Für das Jahr 1848 sind 95 Einwohner belegt, die sich auf 16 Wohnhäuser verteilten.[3] Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Haushaltsgröße von fünf bis sechs Personen. Um die Jahrhundertwende entstanden entlang der Norddeicher Straße mehrere eindrucksvolle Stadtvillen, die größtenteils von reichen Marschbauern als stadtnaher Alterswohnsitz errichtet wurden.

Der einst dichte Lindenwald wurde im Laufe der Jahre gerodet. Erhalten geblieben sind nur wenige, vereinzelte Bäume. Durch Ausweisung neuen Baulands wuchs der Ort deutlich, weist aber immer noch einige Freiflächen auf. Große Teile von Ost- und Westlintel werden seit 1950 jedoch nicht mehr zu diesen gezählt, sondern als Neustadt bezeichnet. Bedeutende Gebäude, wie das Mitte der 1970er Jahre errichtete Schulzentrum Wildbahn, liegen also eigentlich gar nicht mehr in Westlintel, sondern in Neustadt, wobei keine konkreten Grenzen existieren. Im Allgemeinen wird der alte Linteler Weg hierfür herangezogen.

In den späten 1950er und frühen 1960er, vereinzelt aber auch bereits vorher, wurden etwa im Umfeld des Warfenwegs mehrere große Mehrfamilienhäuser (Wohnblocks) errichtet, um der großen Wohnungsnot Herr zu werden. Mitte der 1970er Jahren folgten weitere Einfamilienhäuser gleichen Baustils, die sich besonders entlang des Westlinteler Wegs sowie der Wilhelm-Busch-Straße konzentrieren. Die Gegend geriert seit den späten 1980er Jahren in Verruf und wurde wegen der bis heute vergleichsweise hohen Kriminalitätsrate auch als Klein-Chicago bezeichnet. Dem Einheitsbau entgegengesetzt entstand in den 1970er und 1980er Jahren eine Siedlung im Umfeld der Heinrich-Heine-Straße, die eine größere Individualbebauung mit vergleichsweise großen Einfamilienhäusern aufweist und daher zunächst auch spöttisch als Millionenviertel bezeichnet wurde.

In den späten 1990er Jahren wuchs Westlintel immer weiter in Richtung Westen, wo mehrere nach Städten benannte Straßen als Neubaugebiet erschlossen wurden. Heute ist der Ort mit der Kernstadt, Ostlintel, Westgaste und Neustadt verschmolzen.

Erwähnenswerte Gebäude

Die im 13. Jahrhundert erbaute Aldersnaburg wurde schon 1353 während Kämpfen mit verfeindeten Adelsfamilien beschädigt und letztlich geschliffen. Ein Wiederaufbau fand nicht statt. Heute steht dort ein Haus. Die Warft, auf der die Burg stand, ist noch gut zu erkennen. Während des Zweiten Weltkriegs soll der alte Burgkeller als Bunker genutzt worden sein.

Weitere nennenswerte Gebäude gibt es in Westlintel kaum, da diese sich zwar oftmals in dessen unmittelbarer Umgebung befinden, aber letztlich zu Westgaste, Neustadt, Ostlintel oder der Altstadt gezählt werden.

Einzelnachweise

  1. Beschreibung von Norden in der historischen Ortsdatenbank der Ostfriesischen Landschaft
  2. Rack, Eberhard (1967): Besiedlung und Siedlung des Altkreises Norden, Münster, S. 31f.
  3. Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover von 1848

Quellenverzeichnis

  • Preußische Grundkarte von ca. 1895 (Erste Landesaufnahme)
  • Pühl, Eberhard (2007): Flurnamenforschung. Alte Backsteinhäuser in Ostfriesland und im Jeverland, Oldenburg, S. 37ff.
  • Schreiber, Gretje (2011): Höfe in der Sandbauerschaft, Manuskript
  • Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover von 1848

Siehe auch