Adolf Wegner

Aus Norder Stadtgeschichte
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Dr. Adolf Wegner (* 23. März 1848 in Niederbarnim (Kreis Potsdam); † 3. Oktober 1916 in Norden) war Direktor der städtischen Ackerbauschule und hatte als solcher maßgeblichen Einfluss auf die Ausbildung des landwirtschaftlichen Nachwuchses. Daneben bekleidete er weitere öffentliche Ehrenämter, wie den Vorsitz des Norder Kriegervereins. Maßgeblich war er auch an der Gründung der genossenschaftlich geführten Molkerei beteiligt.

Leben

Wegner wurde 1848 als Sohn des Finanzbeamten Friedrich Wegner in Niederbarnim geboren. Die Familie zog kurz nach seiner Geburt nach Krefeld. Nach seiner Teilnahme am Deutsch-französischen Krieg (1870/1871) war Wegner von November 1873 bis Sommersemester 1876 Student an der Universität Gießen, wo er u.a. das von Justus Liebig gegründete chemische Laboratorium besuchte.

Schon vor dem offiziellen Abschluss seines Studiums übernahm Wegner am 1. Oktober 1875 die Leitung der gerade erst vom Landwirtschaftlichen Hauptverein gegründeten und von Provinzialverwaltung und Ostfriesischer Landschaft finanziell unterstützten Ackerbauschule Norden. Er hatte zunächst im Winter in Norden angehende Landwirte zu unterrichten und im Sommer als Wanderlehrer bei den Zweigvereinen zu arbeiten. Der Fachunterricht umschloss Tierkunde, Zuchtlehre, Tierheilkunde, Pflanzen- und Bodenkunde, Betriebslehre und Buchführung, Wiesenbau und Drainagen, Gartenbau und Obstkultur.

1878 war er ausschlaggebend an der Gründung der geführten Molkerei in der heutigen Molkereilohne beteiligt. Hierbei wandte er sich in einer Annonce im Ostfriesischen Kurier an die örtlichen Bauern, woraufhin sich 19 Landwirte in der Marxschen Bierhalle zusammenfanden, um die Gründung einer Molkereigenossenschaft zu beschließen, deren erster Vorsitzender Wegner wurde.[1] Bis dahin hatten die Bauern ihre Milchprodukte selber verarbeitet, was dazu führte, dass die Qualität der Produkte äußerst unterschiedlich war.

1883 mussten die im Jahre 1879 eingeführten Sommerkurse mangels Schüler wieder aufgegeben werden. Damit sank die weiterhin Ackerbauschule genannte Lehranstalt de facto wieder in den Rang einer landwirtschaftlichen Winterschule herab. Gleichwohl wurde sie von der Provinzialverwaltung und der Ostfriesischen Landschaft in Anerkennung der besonderen Leistungen Wegners bis zu dessen Tode weiter unterstützt.

Die enge Verbindung der Schule mit dem Landwirtschaftlichen Hauptverein führte zunächst dazu, dass Wegner schon bald einen Teil der vom amtierenden Generalsekretär verlangten Berichte, Gutachten usw. verfasste und vom Hauptverein mindestens einmal ins Ausland gesandt wurde. Ab 1883 übte Wegner dann selber für fast zwanzig Jahre – als Nebenposten zu seiner Lehrtätigkeit – das Amt des Generalsekretärs aus. Das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Hauptvereins hatte er von 1902 bis 1906 und wieder ab 1910 inne.

Zu Beginn seiner Amtszeit als Generalsekretär entwarf er u.a. die Statuten des frisch gegründeten Vereins der Ostfriesischen Stammviehzüchter (VOSt). Mit dem Hauptvereinsvorsitzenden gehörte er 1892 zu den Initiatoren der Molkerei Georgsheil; auch mehrere andere Molkereien in Ostfriesland verdanken ihm ihre Gründung oder zumindest eine eingehende Beratung in ihrer Entstehungsphase. Mehrere Jahre war Wegner außerdem stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Zweigvereins Norden-Berum (seit 1898), Vorsitzender der 1909 gegründeten Ostfriesischen Viehausfuhrgenossenschaft zu Norden, mit der der Hauptverein ostfriesisches Vieh exportierte, Vorstandsmitglied (und kurzzeitig Direktor) der Norder Fehngesellschaft, seit 1894 Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Reederei Frisia. Zudem war Wegner Mitglied im Kriegerverein Norden und im Rechtsschutzverein Norden sowie Vorsitzender des Vereins für naturgemäße Lebens- und Heilweise.

Als Mitglied im Vorstand der Landwirtschaftskammer in Hannover vertrat er die Interessen der ostfriesischen Landwirtschaft auch auf der Ebene der Provinz. Sein fachmännischer Rat wurde zudem "bei mannigfachen gesetzgeberischen Maßnahmen von hoher Stelle" eingeholt. 1905 reiste er im Auftrag des preußischen Landwirtschaftsministeriums nach Südafrika, um neue Absatzgebiete für die ostfriesische Pferde- und Rindviehzucht zu erschließen. 1898 wurde ihm mit der Begründung, dass er "in ganz Ostfriesland eine Autorität in allen landwirtschaftlichen Angelegenheiten" geworden sei, der Titel Ökonomierat verliehen.

Ein großes Anliegen war es Wegner, mit allgemeinverständlichen Veröffentlichungen über ländliche Betriebsführung unter den ostfriesischen Bauern bildend zu wirken. Sein Werk Der buchführende Landwirt erlebte zwischen 1882 und 1916 zwölf Auflagen und dürfte damit auf vielen Höfen in Ostfriesland vertreten gewesen sein. Wissenschaftlichen Charakter trägt die 248 Seiten umfassende Arbeit "Die Rindviehschläge Ostfrieslands" von 1885, in der z.B. wichtige Angaben über die heute ausgestorbene Rasse des ostfriesischen Braunviehs erhalten sind.

Wohl als einer der ersten sammelte er auch historische Nachrichten zur ostfriesischen Viehzucht in den Beständen des Staatsarchivs in Aurich. Eine Zusammenfassung der Rindviehschläge im Taschenformat bot Wegner 1900 mit seiner "Kurzen Beschreibung der landwirtschaftlichen Verhältnisse des Zuchtgebietes Ostfriesland". In der detailreichen Bestandsaufnahme über die Ostfriesische Milchwirtschaft wies er 1914 auf die großen Erfolge der Viehwirtschaft, z.B. durch gezielte Zucht auf Milchleistung und ähnliches hin, benannte aber auch konkrete Mängel, durch deren Behebung er sich eine weitere Hebung der landwirtschaftlichen Einkommen versprach.

Privates

Seit dem 5. April 1879 war Wegner mit Anna Johanna Bruns (1857-1916) verheiratet, einer Tochter des Gymnasiallehrers Dr. phil. Johann Gilges Bruns (1815-1884) aus Hannover. Als Enkelin des mennonitischen Emder Kaufmanns Wilhelm Heinrich Barth (1795-1863) in der 1822 gegründeten und bis 1895 in Barthschem Familienbesitz befindlichen Tee- und Kolonialwarengroßhandlung Barth & Brouër besaß sie direkte verwandtschaftliche Beziehungen nach Ostfriesland. Das Ehepaar Wegner hatte 3 Söhne und 2 Töchter.

Einzelnachweise

  1. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 256

Quellenverzeichnis

Siehe auch