Apollo-Kino

Aus Norder Stadtgeschichte
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Apollo-Kino

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Basisdaten
Entstehungszeit 1958
Erbauer Ella Zicke
Bauweise Kino-Center
Erhaltungszustand erhalten (geschlossen)
Genaue Lage Osterstraße 136 A - B

26506 Norden

Das Apollo-Kino (auch: Apollo-Theater) war sowohl das erste als auch das letzte sich in Betrieb befindliche Kino von Norden. Die Ursprünge des Kinos gehen in das Jahr 1912 zurück. 1958 wurde der bis heute erhaltene Bau an der Osterstraße 136 B errichtet. Seit dem 28. August 2019 ist das Kino geschlossen. Bekannt war das Kino vor allem für die größte Kinoleinwand Ostfrieslands.

Geschichte

1912 erbaute Carl Schaper das erste Kino (Lichtspiele Apollo bzw. Apollo-Lichtspiele) der Stadt.[1] Es befand sich in Schapers Theatersaal.[2] Auch er nannte dies bereits Apollo-Lichtspiele, benannt nach dem römischen bzw. griechischen Gott der Künste, Apollon. Das Kino steht jedoch in keiner unmittelbaren Verbindung zum späteren, hier beschriebenen Apollo-Kino.

Am 18. Dezember 1958 eröffnete Ella Zicke, die bereits die Norder Lichtspiele und das Metropol-Theater betrieb, das Apollo-Theater an der Osterstraße in unmittelbarer Nähe zur Eisenhütte.[3] Errichtet wurde es weitestgehend von Ludwig Bold.[4] Das Kino konnte neben seiner Nutzung als solches auch als Theater genutzt werden, da Zicke den großen Saal (516 Plätze) mit einer ca. 150 qm großen Bühne nebst Orchestergraben errichten ließ. Die Leinwand war zudem geeignet, sogenannte CinemaScope-Filme (Breitbild) zu zeigen. Die Theaterbühne wurde unter anderem von der Niedersächsischen Landesbühne für ihre Theateraufführungen genutzt, ab 1970 diente hierzu der Theatersaal im neugebauten Schulzentrum Ekel.[3]

In den 1960er Jahren fanden wöchentlich 12 bis 16 Vorstellungen statt. Das Programm war auf die breiten Zuschauerschichten ausgerichtet; das Filmtheateradressbuch von 1966 bezeichnet das Kino als Familientheater. Im Gegensatz zum Metropol-Theater wurden hier also (noch) keine Erotikfilme gezeigt. Auch die Platzzahl reduzierte die neue Betreiberin Elfriede Zicke auf 300. Am 21. Dezember 1971 genehmigte die Stadt Norden die Einrichtung eines zweiten Kinosaals mit 108 Plätzen (genannt: Lupe). 1974 erteilte die Bauaufsicht dem Kino-Center die angestrebte Rauchererlaubnis.[3]

Etwa fünf Jahre später übernahm ihr Sohn Klaus das Center, der auch die Emder Gondel-Filmkunst, das Auricher City-Kino und ab 1983 auch das neue Auricher Kino-Center betrieb. Etwa in der zweiten Jahreshälfte 1984 wurde das Konkursverfahren über den Filmtheaterbetrieb Klaus Zicke eröffnet; der Leeraner Kinobetreiber Friedo Buschmann kaufte das Norder Kino. Das hier gezeigte Programm war auf breite Zuschauermassen ausgerichtet. Nach der Übernahme wurden in dem kleinen Saal, der nun Apollo 2 hieß, keine Erotikfilme mehr gespielt.[3]

Irgendwann in in den 1970er oder 1980er Jahren wurden in dem großen Saal (Apollo 1) einige Sitzreihen durch Zweisitzersofas ausgetauscht, wodurch sich sie die Platzzahl auf 255 reduziert. Hiermit hatte man es insbesondere auf eine für Paare wohlige Atmosphäre abgesehen. Das Apollo 2 hatte nach einer Renovierung nur noch 97 Sitze, wodurch sich die Gesamtplatzzahl von ursprünglich 516 auf 352 reduzierte. Etwa 1990 verpachtete Friedo Buschmann das Kino an die Vereinigte Filmtheater-Betriebs-GmbH aus Hannover, ab 1994 wurde aus Kino von der Groteheide Ostfriesland Filmtheater GmbH geleitet. Seit dem 1. Januar 1999 betrieb die Ostfriesische Filmtheater GmbH aus Papenburg (Familie Muckli) das Norder Kino.[3]

Ab Anfang 2004 wurde das Kino umfangreich saniert. An den Wänden hing noch die Acella-Wandbespannung der Erbauungszeit, ein Großteil der Sitze stammte ebenfalls aus dieser Zeit. Mitte April 2004 wurde das Kino hierfür vorübergehend geschlossen und für etwa 350.000,00 € renoviert. Die Fassade, das Foyer sowie der Kassenbereich wurden neu gestaltet, der Saal wurde komplett umgebaut. Um die Sicht von den hinteren Reihen zu verbessern, wurde der Boden der hinteren Saalhälfte erhöht. Durch den Einbau gemütlicher Polstersitze und vergrößerter Reihenabstände reduzierte sich die Platzzahl erneut auf 222 Sitze. Zudem wurden Vorhang, Leinwand, Teppichboden, Decke und Wandbespannung erneuert. Beide Säle erhielten neue Projektoren, der große wurde zusätzlich mit einer Dolby-Digital-Tonanlage aufgerüstet.[3]

Von der Ausstattung entspricht der Saal nun dem Multiplex-Standard. Mit der Wiedereröffnung wurde das Rauchen untersagt, womit man dem 2007 erlassenen Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden zuvorkam. Das Kino wurde nun vor allem von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen besucht; bei anspruchsvollen Filmen und Veranstaltungen des Filmclubs waren auch vermehrt ältere Personen und Rentner anzutreffen. Die Renovierung, der verregnete Sommer und die neue Tendenz der Verleiher, auch im Sommer gute Filme zu starten, führten zu einem rapiden Besucheranstieg.[3] Dennoch konnte sich das Kino nie wirklich rentabel halten und wurde von der Familie Muckli nur durch den Erlös ihrer anderen Kinos mitgetragen.

Als 2018 klar wurde, dass das Kino wegen erheblicher Mängel umfangreich renoviert werden musste, gab die Familie Muckli es zum Verkauf frei, da die Kosten in keinem Verhältnis mehr standen. Da auch von Seiten der Stadt keine Möglichkeiten gesehen wurden, das Gebäude zu erhalten, erwarb es im Juli 2019 der aus Lütetsburg stammende Gastronom Apostolos Terzoudis, der das angrenzende griechische Restaurant Kreta betreibt.[5] Dieser hatte umfangreiche Pläne für das Kino, doch kam es bislang nicht zu einer Umsetzung, da die aufkommende COVID 19-Pandemie unsichere Zeiten erwarten ließ.[6] Filme im Stile eines Kinos werden seither nur noch in der Kreisvolkshochschule gezeigt, die bereits seit vielen Jahren ein Kinder-Kino anboten. Das weitere Schicksal des Apollo-Kino ist somit bis auf weiteres ungewiss.

Galerie

Einzelnachweise

  1. 150 Jahre Ostfriesischer Kurier (Online-Veröffentlichung), abgerufen am 17. Juni 2021
  2. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 10
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 Geschichte des Apollo-Kino Norden, abgerufen am 17. Juni 2021
  4. Stadt Norden (1963): Kanalisation und Kläranlage der Stadt Norden, Norden, S. 44
  5. Online-Bericht der Ostfriesen Zeitung vom 11. Dezember 2019, abgerufen am 17. Juni 2021
  6. Online-Bericht der Ostfriesen Zeitung vom 11. Mai 2020, abgerufen am 17. Juni 2021

Siehe auch