Balthasar von Esens

Aus Norder Stadtgeschichte
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Balthsar von Esens († 17. Oktober 1540) war von 1522 bis zu seinem Tod der Häuptling des Harlingerlandes, zu dem die Herrlichkeiten Esens, Wittmund und Stedesdorf gehörten. Er entstammt dem einst auch in Norden einflussreichen Geschlechts der Attena.

Lebenslauf

Balthasar, der aufgrund fehlenden Ritterschlags auch als "Junker Balthasar" bezeichnet wurde, war den Sohn des Häuptlings Hero Omken und Armgard von Oldenburg. Sein Großvater väterlicherseits war der ebenso bekannte Häuptling Sibet Attena. Sein Großvater mütterlicherseits war der dort sehr bekannte Graf von Oldenburg, Gerd der Mutige.

Er galt als äußerst streitlustig und erkannte die Herrschaft der Cirksena als Grafen von Ostfriesland nicht an. Damit folgte er seinem Vater, wogegen sein Großvater Sibet ein Bündnispartner der Cirksena war, mit denen dieser sogar per Heirat in zweiter Ehe verbunden war. Seine Streitsucht ging soweit, dass er es gar wagte, sich mit der mächtigen Hansestadt Bremen anzulegen. Er stellte Kaperbriefe an Freibeuter aus, die er bevorzugt Bremer Handelsschiffe überfielen ließ. Die Bremer Übermacht war ihm sicherlich bewusst, doch wusste er den Bischof von Bremen und den Herzog von Geldern auf seiner Seite, die beide bekennende Katholiken waren. Bremen war zu dieser Zeit eine Hochburg der Reformation, die Angriffe Balthasars waren ihnen daher äußerst willkommen.

Mit dem Tod seines Cousins Christoph von Jever im Jahr 1517 versuchte Balthasar, sich das Jeverland anzueignen, da seine Tante Frouwa, die erste Frau des Vaters von Christoph, ihn in seinem Testament bedacht hatte. Auch überfiel er das Dornumerland, um sich dieses einzuverleiben.

Edzard I., Graf von Ostfriesland, führte 1524 einen Feldzug gegen Balthasar an, um seinem eigensinnigen Treiben ein Ende zu bereiten. Er fügte ihm eine schwere Niederlage bei und zwang ihn, die Freibeuterei zu verbieten und dem Grafenhaus die Treue zu schwören. Doch kaum waren die gräflichen Truppen abgezogen, verstieß er prompt gegen die Abmachungen und Edzard I. führte 1525 erneut einen Feldzug gegen ihn.

Nach dem Tode von Edzard I. ging die Macht an seine Söhne Enno II. und Johann II. über, die eine neue Vereinbarung mit Balhasar trafen. Vermutlich, da diese in seinen Augen zu seinen Ungunsten ausfiel, suchte er abermals die Konfrontation mit seinen Nachbarn, was Enno II. dazu veranlasste, mit einem Söldnerheer ins Harlingerland zu ziehen und Balthasar nach eigenem Bekunden "eine auf's Maul zu hauen". Nach einer langen Belagerung fiel Esens und Balthasar war besiegt. Enno II. zwang ihn zu einem demütigenden Frieden, machte Balthasar zu seinem Vasallen und ließ ihn auf Knien um die Unterzeichnung des Friedensvertrags betteln. Nach Rache dürstend ging er zunächst in die Grafschaft Rietberg, wo seine Schwester Onna mit dem dortigen Herrscher verheiratet war. Von hier aus schloss er Bündnisse mit seiner Cousine Maria von Jever und dem mächtigen Karl von Egmond, Herzog von Geldern, der ihm als erklärter Feind der protestantischen Cirksenas seine Unterstützung gewährte.

Mit den geldrischen und jeverschen Truppen im Rücken kehrte Balthasar zurück und brach die "Geldrische Fehde" vom Zaun, einen beinahe vier Jahre währenden Konflikt, der in Ostfriesland schwere Verwüstungen anrichtete. Zwar war Balthasar nun ein Vasall des Herzogs von Geldern, doch konnte er mit dieser mächtigen Unterstützung wieder plündern und brandschatzen, wie es ihm beliebte. Auch ließ er wieder vermehrt Bremer Schiffe überfallen. Letztlich verhängte Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die Reichsacht über Balthasar, womit dieser faktisch vogelfrei wurde. Nachdem seine Cousine Maria von Jever sich mit den Cirksenas auf einen Frieden einigte, überfiel Balthasar das Jeverland. Diese schlug jedoch mit Bremer Streitkräften zurück, sodass Esens erneut belagert wurde. Während dieser Belagerung starb der kinderlose Balthasar und das Harlingerland fiel durch seine Schwester Onna an die Rietberger, die kurze Zeit später Frieden mit Bremen schlossen. Mit dem Tode Balthasars verloren die Attena ihre Bedeutung als Häuptlingsgeschlecht.

Bedeutung für die Stadt Norden

Bis heute ist den meisten Nordern der Name "Balthasar von Esens" ein Begriff. Hierbei wird er überwiegend mit der Brandschatzung der Andreaskirche assoziiert, jedoch fielen seinen Truppen sehr viel weitere Gebäude zum Opfer, so auch den Vorgängerbau des alten Rathauses und das Kloster Marienthal.

Nach dem Geschlecht der Attena wurde die Attenastraße benannt, nach Balthasar selbst der Balthasarweg.

Quellenverzeichnis

  • Emmius, Ubbo (1616): Friesische Geschichte, Frankfurt am Main
  • Krause, Karl (1875): Esens, Balthasar von. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 2, Leipzig, S. 27f.
  • von Halem, Gerhard (1974): Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Leer
  • Perizonius, Heinrich (1974): Geschichte Ostfrieslands. Nach den besten Quellen bearbeitet, Leer