Brauerei Beck

Aus Norder Stadtgeschichte
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Brauerei Beck

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Basisdaten
Gründung 1912 (1634)
Auflösung um 1960
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Hauptsitz Heringstraße 28

26506 Norden

Die Brauerei Beck (auch: Beck'sche Brauerei, Martinshaus; früher: Brauerei Pauls) war eine Brauerei in der Heringstraße in Norden. Sie war ansässig im Beck'schen Haus und wurde benannt nach seinem Gründer. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde 1808 errichtet und 1832 sowie 1934 erweitert.[1] Ein rückwärtiger Anbau wurde 1934 errichtet. Spätestens seit 1982 wird das Gebäude als Restaurant und als Mehrparteienwohnhaus genutzt.[2]

Wenngleich der Name es vermuten lässt, steht die Brauerei in keinem Zusammenhang mit der Bremer Brauerei Beck's.

Geschichte

Auf dem Grundstück der späteren Brauerei Beck wurde bereits seit 1634, also noch zu Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) Bier gebraut. Zu dieser Zeit gehörte die Brauerei der Familie Ufen.[3][4] Obgleich das Bierbrauen eine lange Tradition hat und Bier noch lange vor Tee und Kaffee, die hierzulande erst zu Beginn des 18. Jahrhundert aufkommen, als Volksgetränk galt und einen guten Ruf hatte, organisierten sich die Bierbrauer erst verhältnismäßig spät in einer Brauerzunft. Im Jahr der Zunftgründung betrug die Zahl der örtlichen Bierbrauer 30, bereits im Folgejahrhundert sank diese Zahl jedoch zusehends. Der Tee begann das Bier als Volksgetränk abzulösen und die Nachfrage danach stieg immer weiter, während der Bierkonsum schwand.[5] 1761 gab es nur noch 17 Bierbrauer in Norden. Diese begannen nicht mehr nur für den Eigengebrauch (z.B. die eigene Gaststätte), sondern auch für den Handel zu produzieren, um ihren Absatz zu steigern und gingen in Kooperation mit anderen Gaststätten. 1804 gab es noch zwölf Brauereien. 1819 waren es nur noch acht und diese waren allesamt mit einer Gaststätte verbunden.[5]

Noch unter der Familie Ufen wurde das bis heute erhaltene, vordere Gebäude im Jahre 1808 errichtet.[1] 1832 kam die Brauerei in den Besitz der Gebrüder Pauls. Die Gebrüder Pauls, selbst keine gelernten Kaufmänner, führten die Brauerei mit großem Geschick und beschäftigten auch Lehrlinge. Einer von ihnen war der spätere Teeimporteur Onno Behrends, der bei den Brüdern die Grundlagen der Betriebsführung erlernte und von ihnen sogar Privatstunden in Englisch finanziert bekamen.[6]

1864 existierten noch zwei Brauereien, die nur Bier produzierten, ohne eine eigene Gaststätte zu betreiben. Dazu kamen fünf Gaststätten, die Bier im Nebenerwerb produzierten.[5] Die Paul'sche Brauerei bekam dann 1882 finanzstarke, regionale Konkurrenz durch die neue, bedeutend größere Brauerei Doornkaat zu Westgaste.[7]

30 Jahre später, 1912, kam Georg Beck in den Besitz der Paul'schen Brauerei.[4][8] Seine Brauerei, die 1934 noch rückwärtig erweitert wurde, bestand noch viele Jahre fort, ehe sie dem geänderten Trinkverhalten und dem großen Wettbewerb erlag.[1][4] Das Gebäude wurde daraufhin vom Schriftsteller Hansjörg Martin erworben, der hier eine Gastronomie (Charleston; später Chaco oder Tschako) und Wohnungen einrichtete und hierzulande vor allem durch den - später verfilmten - Roman Kein Schnaps für Tamara bekannt wurde.[4] Nach ihm wurde das Gebäude umgangssprachlich auch Martinshaus genannt. Gegen Ende der 1980er Jahre befand sich hier dann ein chinesisches Restaurant (Shanghai).

Bis heute wird das Gebäude zu Gastronomie- und Wohnzwecken genutzt.

Beschreibung

Die Brauerei bzw. das Beck'sche Haus ist ein aus dem Jahre 1808 stammender und 1832 erweiterter, zweigeschossiger Ziegelbau im Stile des Klassizismus. Ähnlich eines Hochparterres befindet sich das erste Geschoss, erbaut auf hohem Kellergeschoss, in dem sich auch ein Eiskeller befindet. Überdacht ist das Gebäude mit einem Walmdach. Eine fünfachsige Straßenfront mit hoher zweiläufiger Freitreppe weist in Richtung Heringstraße. Der hintere Anbau stammt aus dem Jahr 1934.

Aufgrund seiner historischen und für das Stadtbild prägenden Bedeutung sowie seiner "geschichtlichen Bedeutung aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes durch beispielhafte Ausprägung eines Stils bzw. Gebäudetypus" steht es als Einzeldenkmal gem. § 3.2 NDSchG unter Denkmalschutz.[1]

Sonstiges

Nach alter Hausnummerierung hatte die Brauerei die Hausnummer 165.[3]

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Liste der Baudenkmale in Norden, abgerufen am 11. November 2021
  2. Medienzentrum des Landkreises Aurich (Bildarchiv)
  3. 3,0 3,1 Cremer, Ufke (1938): Die Hausnummern Nordens im Jahre 1812, Norden, S. 1
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 21
  5. 5,0 5,1 5,2 Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 64
  6. Rast, Friedemann (1987): 100 Jahre Onno Behrends, Norden, S. 6
  7. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 79
  8. Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 5

Siehe auch