Jan Fegter (1852)

Aus Norder Stadtgeschichte
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Jan Fegter auf einer Porträtaufnahme von 1912.

Jan Freers Martens Fegter (* 7. Oktober 1852 in Schoonorth; † 21. März 1931 in Süderneuland I)[1] war ein bedeutender Politiker und Bauernfunktionär sowie ein Vetter von Popke Fegter.

Leben

Jan Fegter wurde am 7. Oktober 1852 in Schoonorth als ältester Sohn eines Landwirts, Domänenpächters und Deichrichters geboren. Nach dem Besuch der Dorfschule in Wirdumer Neuland wechselte er 1861 auf das Gymnasium in Emden, das er 1870 mit dem Reifezeugnis verließ. Hieran an schlossen Lehrjahre auf dem Hof seines Vaters und längere Zeiten der landwirtschaftlichen Tätigkeit, ehe er als Nachfolger seines Vaters Pächter des Gehöfts Kloster Aland bei Wirdum wurde. Im gleichen Jahr (1884) heiratete er Immine Edzards, die Tochter des Besitzers des Hofs Kloster Appingen.

Im Jahre 1890 übernahm er in der Gemeinde Wirdum das Amt des Gemeindevorstehers. Fegters politische Überzeugung wurde durch seine Familie geprägt. Der Vater und mehrere Mitglieder der weit verzweigten und großen Familie gehörten zu den wichtigsten Vertretern der in Ostfriesland traditionell starken nationalliberalen Bewegung. Sein Onkel war Kreisdeputierter, Gemeindevorsteher sowie Mitglied der Provinzialstände in Hannover und gehörte für eine Legislaturperiode als Abgeordneter dem preußischen Abgeordnetenhaus an. Fegter selbst trat 1893 bei der Reichstagswahl zusammen mit anderen als Unterstützer des liberalen Kandidaten und gegen den Vertreter der Konservativen, den bekannten Politiker und Großagrarier Edzard Fürst von Knyphausen, hervor. Als Pächter einer der größeren ostfriesischen Domänen hätte man ihn allerdings eher in den Reihen des Bundes der Landwirte und als Anhänger der konservativen Bewegung vermutet, jedoch stand er als Liberaler eher auf der Seite ihrer politischen Gegner. Bei der Reichstagswahl im Jahre 1907 wurde er als Kandidat der linksliberalen Freisinnigen gegen den populären Fürsten von Knyphausen ins Rennen geschickt, unterlag jedoch klar.

Für die nach dem Tod des Wahlkreisinhabers (Emden) im Jahre darauf erforderliche Nachwahl stellte die Freisinnige Vereinigung Jan Fegter wieder als Kandidaten auf. Im zweiten Wahlgang und mit Unterstützung der Sozialdemokraten entschied Fegter mit 59% aller Stimmen die Wahl für sich, gegen den Vertreter der Nationalliberalen, Emdens Oberbürgermeister Fürbringer, und den Kandidaten der vereinten Rechtskonservativen, Rechtsanwalt Groeneveld. Bei der letzten Wahl im Kaiserreich, der im Jahre 1912, hatte Fegter kaum ernsthafte Konkurrenz. Nur die Konservativen hatten einen Kandidaten, den unbekannten Volksschullehrer Engelkes aus Norden, aufgestellt. Die Sozialdemokraten zogen kurz vor der Wahl ihren Kandidaten zurück. Die Nationalliberalen unterstützten von vornherein Fegter und verzichteten auf einen eigenen Kandidaten. So fiel dann das Ergebnis mit 62% für Fegter auch nicht überraschend aus.

Als Agrarier widmete sich Fegter in seiner politischen Arbeit naturgemäß besonders der Landwirtschaft. Als Liberaler stand er hier in bewusster Gegnerschaft zu dem rechtskonservativen Bund der Landwirte, der im agrarischen Ostfriesland über einen beachtlichen Rückhalt verfügte. Fegter offenbarte in der parlamentarischen Auseinandersetzung mit seinen konservativen Gegnern eine überzeugende Sachkompetenz und zeichnete sich durch ein erstaunliches intellektuelles Vermögen aus. Vehement vertrat er dabei die Interessen der Kleinbauern und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe, die gegen die Getreideschutzpolitik der Reichsregierung antraten. Fegter wurde in der Folgezeit von seinen auswärtigen Parteifreunden wiederholt zu Wahlkampfveranstaltungen in anderen Gegenden Deutschlands eingeladen. Insbesondere in ähnlich strukturierten Bereichen - Oldenburg, Mecklenburg, Pommern - war er ein gerngesehener, weil sachkundiger Gast. Darüber hinaus trat er mit Beiträgen für liberale Zeitungen wie das Berliner Tageblatt oder die Vossische Zeitung in Erscheinung.

Nach dem Kriege, in dem er einen Sohn (Popke Fegter jun.) verlor, zog Fegter für Theodor Tantzen, der Ministerpräsident in Oldenburg wurde, in die Deutsche Nationalversammlung ein. Bereits 1918 hatte er sich der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei angeschlossen, die sich um Friedrich Naumann scharte. Ab 1920 gehörte er dann dem Parteiausschuss der DDP an – neben dem Hauptvorstand das Führungsgremium der Partei –, wurde aber für die Reichstagswahl im gleichen Jahr von seiner Partei nicht mehr aufgestellt, da er inzwischen im Provinziallandtag saß und als Vertreter der Provinz Hannover im preußischen Staatsrat tätig war. Als Bezirksvorsitzender der DDP führte er aber weiterhin die ostfriesischen Liberalen an.

Ob es letztendlich Fegters politisches Verdienst war, 1922 seinen Parteifreund, den bis dahin wenig bekannten Jann Berghaus als ersten Ostfriesen auf den Sessel des Regierungspräsidenten in Aurich lanciert zu haben, sei dahingestellt. Vielleicht war aber eine gewisse politische Rivalität der Grund für ein anscheinend nicht ungetrübtes Verhältnis, das sich bei Berghaus später gegenüber Fegter zeigte. Obwohl Jan Fegter bis 1930 der Führungsriege der DDP angehörte, hatte er doch seinen politischen Zenit überschritten, zumal auch seine Partei von Wahl zu Wahl an Bedeutung verlor. Und doch war der fast Achtzigjährige noch weiter aktiv und pendelte zwischen Hannover, Berlin, Norden und Aurich hin und her. Als Politiker und Mitglied des Kreisausschusses in Norden und des Bezirksausschusses in Aurich arbeitete er in seinen letzten Jahren noch an einem Plan für den Anschluss des Dornumer Siels an die Leybucht, an Landgewinnungsprojekten und an der Verbindung der Inseln mit dem Festlande.

Jan Fegter starb nach kurzer schwerer Krankheit im März 1931. Vor seinem Tode zog er nach Süderneuland I, wo er vermutlich in einer der prachtvollen Stadtvillen der Bahnhofstraße lebte, die zum Großteil gegen Ende des 19. Jahrhunderts von wohlhabenden Bauern des Norder Umlandes errichtet wurden. Jan Fegter war sicher der bedeutendste und wichtigste Vertreter des linken Liberalismus in Ostfriesland. Bei der Würdigung seiner Person muss man vor allem seine Arbeit für die Region Ostfriesland, hier besonders für die einheimische Landwirtschaft und die Fischerei, herausstellen. Und nicht zuletzt war es seine hohe politische Moral, die ihn in der Geschichte über viele andere Politiker stellt. Schon in der Zeit der Monarchie war er überzeugter Republikaner. In den Wirren der Nachkriegszeit trat er für soziale Ideen und gegen Klassenherrschaft und Kastengeist ein. Letztendlich sei daran erinnert, dass es gerade seine politische Richtung des Liberalismus war, die sich dem schon damals latenten Antisemitismus in Deutschland zu widersetzen suchte.

Trivia

Seine (politischen) Freunde unterstützten Jan mit dem Wahlspruch Jan mutt 'rin (Jan muss herein).[2] Seine Gegner hingegen wandelten den Spruch in Jan mutt herut (Jan muss heraus) um.

Einzelnachweise

  1. Grab des Jan Fegter auf Grabsteine Ostfriesland, abgerufen am 23. April 2021
  2. Ramm, Heinz (1989): Popke Fegter (1874-1946). Sein Leben und sein Wirken im Norderland, Norden, S. 70

Quellenverzeichnis

Siehe auch