Johann Weege

Aus Norder Stadtgeschichte
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Porträt aus der Zeit um 1955.

Johann Christian Weege (* 25. September 1893 in Norden; † 30. Mai 1963 ebenda) war mehr als 39 Jahre Friedhofswärter zu Norden. Als solcher gab er - insbesondere bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, mehr als 8.000 Verstorbenen das letzte Geleit.

Leben

Weege wurde 1893 als Sohn des aus Woquard stammenden Postboten Jan Evers und dessen Frau Tettje, geb. Hayunga in Norden geboren. Die Familie wohnte zuletzt in Ruthörn, sein Vater starb, als er gerade einmal 15 Jahre alt war.[1]

Im Ersten Weltkrieg kämpfte Weege in Frankreich und möglicherweise auch an der Ostfront. Er wurde mindestens einmal (1918) verwundet und wurde hierfür mit dem Verwundetenabzeichen in schwarz ausgezeichnet. Zuvor (von 1908 bis 1911) erlernte er den Beruf des Gärtners bei Carl-Wilhelm Fischer (Am Zingel 2) und ging danach auf Wanderschaft, während der er in mehreren Gärtnereien in Westfalen arbeitete. Am 1. Februar 1922 trat er die Stelle des Friedhofswärters in Norden an. In dieser Position hatte er maßgeblichen Anteil an der Gestaltung des neueren Teils des Friedhofs am Barenbuscher Weg.

Als Angestellter des Öffentlichen Dienstes musste Weege bald auf Druck seiner Vorgesetzten der SA beitreten, in der er bis in den obersten Mannschaftsdienstgrad (SA-Rottenführer) befördert wurde. Dennoch war er nachweislich kein überzeugter Nationalsozialist, sondern ermöglichte den jüdischen Mitbürgern bis zu ihrer Flucht oder Deportation ein ehrwürdiges Begräbnis auf dem - ebenfalls seiner Obhut unterstehenden - Jüdischen Friedhofs. Dies ist so ausdrücklich von jüdischen Mitbürgern beschrieben worden.[1]

In der Reichspogromnacht gehörte er als langjähriges Mitglied der Norder Feuerwehr (1. August 1920 bis 31. Dezember 1959) zu den eingesetzten Feuerwehrmännern, die die Brände in der Stadt - ausgelöst durch die Plünderungen und Brandschatzungen der Nationalsozialisten gegen jüdische Einrichtungen und Geschäfte - bekämpften. Dabei wurde es ihm und seinen Kameraden untersagt, diese Gebäude zu löschen. Sie hatten vielmehr dafür Sorge zu tragen, dass das Feuer nicht auf benachbarte, nicht-jüdische Gebäude überging.[1]

Während des Zweiten Weltkriegs konnte Weege einer Einberufung zum Kriegsdienst wegen seiner Unabkömmlichkeit entgehen und verblieb daher im Reservistenstatus. In dieser Zeit gab er vielen Kriegsopfern und Gefallenen das letzte Geleit, insbesondere vielen jungen Männern, die auf den Schlachtfeldern Europas ihr Leben lassen mussten. Auch seine beiden Söhne Jann und Erich wurden zur Wehrmacht eingezogen, Jann überlebte den Krieg, Erich fiel am 12. September 1944 in Flandern und liegt auf dem Soldatenfriedhof in Lommel (Belgien) begraben.[1]

Nach dem Krieg wurde er von der britischen Militärregierung als unbelastet eingestuft und konnte seinen Beruf daher bis zu seiner Pensionierung ausüben.[1] Im November 1945 führte er die Aufsicht über rund 280 ehemalige NSDAP-Mitglieder, die verpflichtet worden waren, den von ihren Parteigenossen geschändeten jüdischen Friedhof wiederherzustellen.[2]

Insgesamt wurden in Weeges Dienstzeit - er ging 1961 nach 39 Dienstjahren in Pension - 8.015 Verstorbene beerdigt. Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb er am 30. Mai 1963 im Alter von 69 Jahren in Norden.[1]

Familie

Weeges erste Ehefrau Friederike, geb. Fähners, begang am 21. Januar 1942 Suizid. Aus der Ehe gingen drei Söhne und fünf Töchter hervor. Nach dem Krieg heiratete Weege erneut und bekam zwei weitere Söhne. Seine Frau Petine, geb. Wiebersiek, verw. Rumfeld, brachte zudem einen Sohn aus erster Ehe mit in die Familie. Ihr erster Ehemann Paul verstarb am 1. Oktober 1945 an einem im Krieg erlittenen Lungendurchschuss.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Weege, Jans (2017): Erkenntnissammlung aus der Ahnenforschung
  2. Haddinga, Johann (1988): Stunde Null. Ostfrieslands schwerste Jahre, Norden, S. 91

Siehe auch