Katholische Schule

Aus Norder Stadtgeschichte
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Katholische Schule

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Basisdaten
Entstehungszeit 1874 (1843)
Erbauer Ludgerusgemeinde Norden
Bauweise Ziegelsteinbau
Entwidmung April 1938
Erhaltungszustand nach 2005 abgebrochen
Genaue Lage Osterstraße 142

26506 Norden

Eine Katholische Schule hat es in Norden von 1843 bis 1938 gegeben. Das erste Schulgebäude befand sich zunächst an der Sielstraße 438 und wurde 1874 an seinen letzten Standort an die (heutige) Osterstraße 142 verlegt.

Geschichte

Bis die Reformation ab 1527 auch in Norden Einzug hielt, war die Stadt rein katholisch geprägt. Dies änderte sich, nachdem die Lutheraner sich gegen die Katholiken und die Reformierten durchsetzen konnten. Bis heute ist die Stadt überwiegend evangelisch-lutherisch geprägt. Katholische Kirchen gab es nun nicht mehr und nur noch vereinzelt katholische Christen. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts näherten sich die Katholiken wieder vorsichtig der Stadt, bis sie im späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts allmählich wieder ein anerkannter Teil des religiösen Lebens der Stadt Norden.

1843 wurde dem Pastorat eine Schule angegliedert. Bis dahin besuchten die katholischen Schüler die anderen Schulen der Stadt, nur der Religionsunterricht wurde für diese an den jeweiligen Schule von dem katholischen Pastor wahrgenommen. Bereits am 8. Mai 1840 wurde das Wohnhaus der Familie Fresmer auf dem rechts anliegenden Grundstück erworben (Anschrift: Westerkluft, 3. Rott, Nr. 365). Der Kaufpreis betrug 86 Pistolen (1 Pistole = 5 Goldmünzen) und 350 Reichstaler in Gold. Nach einem langwierigen Genehmigungsverfahren sowie Umbauarbeiten konnte der Schulbetrieb am 8. Mai 1843 mit 32 Kindern begonnen werden.[1] Bis dahin fand der Schulbetrieb im Pastorat selbst statt.[2] 1862 besuchten bereits 46 Kinder die katholische Schule. Unterrichtet wurden sie von Friedrich Hovestedt.[1]

Der Lehrer musste zugleich die Aufgaben des Küsters wahrnehmen und wurde sehr schlecht bezahlt, was den allgemein klammen Finanzen der Gemeinde geschuldet war.[2] Auch die allgemeinen Zustände an der Schule werden als äußerst schlecht beschrieben. Neben dieser hatte sich einige Jahre nach der Eröffnung ein Krämer angesiedelt, der mit altem Eisen, Knochen und Lumpen handelte. Zwischen diesen übelriechenden Haufen tobten die Kinder umher und brachten Ungeziefer mit nach Hause. Infolge einer damals noch fehlenden Kanalisation und der daraus mangelnden Hygienesituation kam es zudem zu Krankheitsausbrüchen.[3]

Nachdem das Pastorat im Jahre 1864 an die (Kleine) Osterstraße 32 (heute Nr. 20) verlegt wurde, wurde auch der Ruf nach der Verlegung der Schule in die Nähe des neuen Pfarrhauses lauter. Dazu wurde 1874 ein schräg gegenüberliegendes Grundstück mit der damaligen Hausnummer 42/43 (heute 142) erworben und bebaut. Der Bau wurde schnell vollendet, sodann besuchten 40 Schüler die Schule.[2] Nachdem die Schülerzahl lange Jahre stagnierte, stieg sie 1897 noch mal auf 54.[1]

Aus dem Jahr 1901 ist der Bericht eines Schulinspektors überliefert. So vermerkt er am 26. März des Jahres, dass die Schüler der Unterstufe nur mit Mühe den geschrieben Text der Bibel zu lautieren (zergliedern), sodass das Abschreiben der Texte genügte. Die Mittelklasse hingegen konnte ein mittelschweres Stück des Lesebuches wortrichtig, aber auch ohne Verständnis lesen. Leichte Verse konnten hingegen bereits fehlerfrei niedergeschrieben werden. Sogar die Leistungen der Oberschule werden als eher mäßig bewertet.[1]

1901 wird Lehrer Hovestedt in den Ruhestand versetzt. Ihm folgt 1902 Wilhelmine Wollersen, die jedoch nur vertretungsweise eingesetzt wird, ehe sie 1903 von Joseph Unvefehrt abgelöst wird, der 38 Kinder unterrichtete. Ab 1908 übernimmt Heinrich Schulte den Lehrerposten. Dieser wurde zum Beginn des Ersten Weltkriegs eingezogen, sodass Lucie Grote bis 1917 bzw. ein Herr Meyer weiter unterrichteten. Bis 1924 hatte die Schüler 39 Schüler.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch das Schulwesen neugestaltet. Der katholischen Gemeinde wurde ein Mitspracherecht bei der Wahl der Schulform gegeben und konnte mitentscheiden, ob ihre Lehranstalt fortan eine Konfessions- (rein katholisch) oder Simultanschule (überkonfessionell) werden sollte. Die Gemeinde sprach sich klar für die Konfessionsschule aus und gründete eigens einen "Katholischen Elternrat", um ihre Schule zu erhalten.[3]

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, die auch bei den Schulen auf eine Gleichschaltung drängten, kam die Schule erstmalig ernsthaft in Bedrängnis. Die Machthaber verlangten eine Vereinheitlichung und kontrollierbare Lenkung des Schulweses. Die Gemeinde und der Elternrat gaben dem Druck der Nationalsozialisten schließlich bei und stimmten einer Schließung zu. An Ostern 1938 wurde der Schulbetrieb eingestellt. Das endgültige, offizielle Ende der Schule wurde allerdings erst am 29. März 1940 durch einen Erlass des Reichskultusministeriums besiegelt. Der Lehrer durfte jedoch wöchentlich zwei Religionsstunden an der Marktschule geben.[4]

Im Juli 1945, zwei Monate nach Kriegsende, gab es erste Versuche, die Schule wiederzueröffnen. Die Gemeinde wandte sich hierzu an die britische Militärregierung, die zu dieser Zeit die Regierungsgewalt in der Stadt innehielt. Mit der Stadt Norden wird 1946 sogar ein Mietvertrag für das ehemalige Schulgebäude abgeschlossen. Das Vorhaben versandet jedoch mit dem unerwarteten Fortgang des Pfarrers aus der Stadt, der sich maßgeblich dafür eingesetzt hatte. Die alte Schule wurde schließlich als Jugendheim der katholischen Gemeinde genutzt.[5] Das Gebäude wurde nach 2005 abgebrochen, heute befindet sich hier die Zufahrt zu einem Parkplatz im rückwärtigen Bereich der Osterstraße 143.

Schülerzahlen

Jahr Anzahl
1843 32
1874 40
1897 54
1903 38
1924 39

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 85
  2. 2,0 2,1 2,2 Foraita, Heinz (1985): Dein sind die Zeiten, Herr. Die Geschichte der Katholischen Gemeinde Norden. Herausgegeben zur 100-Jahr-Feier der St.-Ludgerus-Kirche zu Norden, Norden, S. 15
  3. 3,0 3,1 Foraita, Heinz (1985): Dein sind die Zeiten, Herr. Die Geschichte der Katholischen Gemeinde Norden. Herausgegeben zur 100-Jahr-Feier der St.-Ludgerus-Kirche zu Norden, Norden, S. 17
  4. Foraita, Heinz (1985): Dein sind die Zeiten, Herr. Die Geschichte der Katholischen Gemeinde Norden. Herausgegeben zur 100-Jahr-Feier der St.-Ludgerus-Kirche zu Norden, Norden, S. 23
  5. Foraita, Heinz (1985): Dein sind die Zeiten, Herr. Die Geschichte der Katholischen Gemeinde Norden. Herausgegeben zur 100-Jahr-Feier der St.-Ludgerus-Kirche zu Norden, Norden, S. 24

Siehe auch