Osterburg

Aus Norder Stadtgeschichte
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Osterburg

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Basisdaten
Entstehungszeit um 1410
Erbauer unbekannt
Burgentyp Steinhaus
Erhaltungszustand 1969 abgebrochen
Genaue Lage Osterstraße 135

26506 Norden

Die Osterburg (auch: Osterhus bzw. Osterhaus, nicht zu verwechseln mit dem Osterhues des Dominikanerklosters) war eine Burg ostfriesischen Typus, die sich im Winkel der heutigen Straßenzüge Osterstraße und Im Horst befunden hat. Die Burg wurde zu Verteidigungszwecken errichtet, da Norden zu keiner Zeit eine Befestigung durch Wallanlagen bzw. eine Stadtmauer hatte. Es sicherte die Stadtgrenze nach Osten und befand sich unmittelbar an der Grenze zur Norder Umlandgemeinde Sandbauerschaft, wobei die nördlichen Teile des dazugehörigen Grundstücks bereits innerhalb dessen Grenzen lagen. Die südlichen Ländereien, genannt Osterhauser Lande, befanden sich wiederum in Norden.

Geschichte

Die Burg wurde im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts im Stil typisch ostfriesischer Burgen als größeres Steinhaus errichtet und verfügte einen Wehrturm. Die Bauart ähnelt damit dem heute noch erhaltenen Steinhaus Bunderhee im Rheiderland.

Erbauer war vermutlich das Häuptlingsgeschlecht der Idzinga, die zu dieser Zeit großen Einfluss in und um Norden hatten. Möglicherweise wurde die Osterburg als Nachfolgebau der Ennenburg errichtet, die im Sommer 1408 von Streitkräften der Hansestadt Hamburg mit Unterstützung des regional einflussreichen Häuptlings Keno II. tom Brook zerstört wurde, da die ostfriesischen Häuptlinge immer wieder die als Feinde der Hanse geltenden Seeräuber wie den berüchtigten Klaus Störtebeker unterstützten.

Das Gebäude bestand aus zwei Geschossen und wurde aus weitestgehend grob behauenen Steinen errichtet, was die Vermutung bestärkt, dass sich hier zuvor die Ennenburg befand und beim Bau der Osterburg dessen Steine verwendet wurden, die in früheren Zeiten noch mangels geeigneterer Methoden per Hand geschlagen bzw. geformt wurden.

Der ersten namentlich bekannten Eigentümer des Gebäudes waren Halle Hadelsen (geb. um 1450) und dessen Frau Bauwa von Groothusen. Halle Hadelsen starb 1495 nach einer Kriegsverwundung, die Osterburg fiel daraufhin an seinen Schwiegersohn mit Hicco Mentet(s) Aldringa von Nes(se), der mit Halles Tochter Tochter Tiade Hadelsen verheiratet war. Im 16. und 17. Jahrhundert wird dieses Gebäude (vermutlich nach dieser Person) auch Mentet von Nes Hof genannt.

Ob die Familie Hadelsen auch die Erbauer der Osterburg waren, kann nicht mit Gewissheit bestimmt werden. Dies liegt nahe, jedoch ist es ebenso wahrscheinlich, dass sie durch die siegreichen tom Brook errichtet wurde und später an die Familie Hadelsen fiel, die Günstlinge der tom Brook gewesen sein könnten oder es diesen schlichtweg abkauften.

Im 16. Jahrhundert gehörte die Burg der Familie Harringa.[1] In der Zeit um 1704 gehörte das Land Adolf Moritz von Schleppegrell, einem Drosten aus einem Uradelsgeschlecht aus dem Raum Lüneburg. Dieser war durch Heirat mit einer Anna Dorothea Loringa in den Besitz des Hauses gekommen.[2] Im genannten Jahr erwarb Schleppegrell auch das sogenannte Galgenland vom Lütetsburger Grafen.[3] Der erste bürgerliche Besitzer war Johann Diedrich Fridag, seines Zeichens Deichrichter. Am 4. März 1752 trat er das Gut an die Stadt Norden ab.[4] Diese verkaufte es 1771 an Heye Jakobs. Über den späteren Auktionatoren Uke Wilts Uken ging es schließlich an den Notar Heilmann.[5]

Am 15. September 1849 sowie am 12. Juni 1850 erwarb die Firma Julius Meyer & Co. das Osterhaus samt einem Großteil des Grundstücks von dessen Witwe Reinste Ayßen Heilmann, geb. Uken und gründete hier die Eisenhütte.[5][6] Zu dieser Zeit umfasste das Anwesen noch einen rückwärtigen Anbau mit Scheune.[6] Die Osterburg wurde beim Bau der Eisenhütte mit im Gebäudekomplex eingebaut, die übrigen Ländereien wurden zum Großteil an die Firma Doornkaat veräußert, die die Flächen zunächst als Weideland nutzten.[7] Die beim Brennen anfallende Schlempe wurde seinerzeit als Mastfutter verwendet.

Durch den Ausbau der Eisenhütte verlor die Osterburg endgültig ihr bisheriges Aussehen. Werkleute der Schleiferei, Vernickelei und Tischlerei machten sich in dem altehrwürdigen Gebäude breit und der frische Wind der Industrialisierung fegte die abgestorbene Pracht vergangener Jahrhunderte fort. Die alte Gulfscheune musste einer neuen Produktionshalle weichen, bei der die alten Balken der Scheune eine neue Verwendung fanden. Der Anbau der Osterburg wurde aufgestockt und mit einem Mansarddach versehen. Zumindest um die ansonsten verlorengegangenen Wappen machte sich der Werksleiter Sorge und platzierte sie gut sichtbar an anderer Stelle.[8]

Beim ihrem Abriss im Jahr 1969 wurde die historische Osterburg mit abgebrochen, da dem Denkmalschutz zu dieser Zeit leider noch keinerlei Bedeutung beigemessen wurde. Bis dahin befand sich das Gebäude in einem erstaunlich guten Zustand. Die alten, am Mauerwerk angebrachten Wappen, befinden sich heute im Heimatmuseum.[8]

Beschreibung

Beschrieben wird die Osterburg als ansehnliches, burgähnliches Steinhaus, das über einen großen Garten verfügte, welcher sich südlich bis auf das ehemalige Doornkaatgelände erstreckte. Als Land werden der Osterburg um 1715 gehören 78 Diemat Land. Ein Diemat sind in etwa 5.700 qm, 65 Diemat folglich gut 445.000 qm. Um 1771 gehörten noch 24,5 Diemat Land, also etwa 140.000 qm, zur Osterburg, unter anderem das Galgenland und der Horst.

Am Haus befanden sich vier sandsteinerne Wappen, die von der Historikerin Isa Ramm identifiziert werden konnten. Am Ostgiebel befand sich die Wappen der Familie Aldringa (ein Wappen) und der Familie Hadelsen (drei Tatzenkreuze), an der nördlichen Traufseite (parallel zur Osterstraße) die Wappen der Familie Loringa (eine durch drei Ringe gezogene Weinranke) und der Familie Harringa (ein Löwe mit Streitkolben). Durch die Wappen lassen sich zumindest einige der Besitzer nachweisen. Die Besitzer waren adelig frei, das bedeutet, dass sie Sonderprivilegien hatten und damit nur bei Freuden- oder Trauerfällen Hofdienste am Hofe des Landesherren zu leisten hatten.

Galerie

Quellenverzeichnis

  • Pühl, Eberhard (2007): Flurnamenforschung. Alte Backsteinhäuser in Ostfriesland und im Jeverland, Oldenburg, S. 37ff.
  • Ramm, Heinz / Fegter, Popke (1989): Sein Leben und Wirken im Norderland, Norden, S. 95 - 124
  • Schreiber, Gretje (1992): Der roßdienstpflichtige bäuerlich-bürgerliche Stand und seine Vertreter im Norderland/Ostfriesland, Aurich, S. 125ff.
  • Schreiber, Gretje (1995): Nordens Häuser und ihre Bewohner (XIV) Die Leute in der Osterstraße, in: Ostfriesischer Kurier vom 17./18. Juni 1995, S. 8
  • StAA, Rep. 237, Bd. 1380, Nr. 24

Einzelnachweise

  1. Pühl, Eberhard (2007): Alte Backsteinhäuser in Ostfriesland und im Jeverland. Backsteinbauten des 15. bis 19. Jahrhunderts, Oldenburg, S. 167
  2. Schreiber, Gretje (1994): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 68ff.
  3. StAA, Rep. 237, Bd. 1380, Nr. 24
  4. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 29
  5. 5,0 5,1 Canzler, Gerhard (1994): Norden. Museen im Alten Rathaus, Norden, S. 127
  6. 6,0 6,1 Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S. 111
  7. Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 26
  8. 8,0 8,1 Ramm, Heinz (1989): Popke Fegter (1874-1946). Sein Leben und sein Wirken im Norderland, Norden, S. 102

Siehe auch