Sparkasse Aurich-Norden

Aus Norder Stadtgeschichte
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Sparkasse Aurich-Norden

Basisdaten
Gründung 1. März 2001 (1. April 1840)
Auflösung -
Rechtsform Sparkasse
Hauptsitz Neuer Weg 45-47

26506 Norden

Die Sparkasse Aurich-Norden ist das älteste noch bestehende Bankinstitut in Norden. Es ging aus der 1840 gegründeten Stadtsparkasse Norden (seit 1924: Kreis- und Stadtsparkasse Norden) hervor. Sie hat ihren Hauptsitz im auch als Löwenbank bezeichneten Gebäude am Neuen Weg, vom Volksmund nach einem Löwen über der Eingangstür benannt, das ursprünglich Sitz der Norder Bank war. Davor war sie in der Großen Neustraße 1 und davor wiederum in der Großen Neustraße 13 ansässig.

Geschichte

In Reaktion auf die großen sozialen Veränderungen der prosperierenden Industrialisierung veranlassen engagierte Norder Bürger 1840 die Gründung einer Leih- und Sparkasse in Norden.[1] Schnell entwickeln sich diese gut und übernehmen wichtige Funktionen im Wirtschaftsleben. Für viele arme Tagelöhner, die oftmals aus ärmeren Regionen Deutschlands, vor allem Westfalen stammten, waren damals die sogenannten Leihbanken von existenzieller Bedeutung, da sie hier gegen hinreichendes Pfand und mäßige Zinsen (kleinere) Geldsummen leihen konnten. So zumindest die Theorie: Zwar unterlagen die Banken seit 1787 dem preußischen Pfand- und Leihreglement, behördlich kontrolliert wurden sie jedoch kaum. Wucher und Ausbeutung waren die Folge. Es fehlte an günstigen Krediten und der Möglichkeit, kleinere Beträge anzusparen.[2]

Diese Missstände fielen schnell auch dem Magistrat auf. Bürgermeister Peter Friedrich Conerus kannte die Notlage der Norder Bevölkerung und trieb seit den 1830er-Jahren gemeinsam mit weiteren Persönlichkeiten der Stadt die Gründung einer Leih- und Sparkasse voran. Am 1. April 1840 konnte das Leihhaus-Sparcassen-Institut in der Wohnung des ersten angestellten Rechnungsführers (Rendant), dem Weinhändler Peter Tetens, am Neuen Weg 93 (nach heutiger Nummerierung) seine Arbeit aufnehmen. Der Vorstand sowie Rendant Tetens selbst eröffneten die ersten Sparkonten, doch das Geschäft mit den Einlagen lief nur schleppend. Kaum jemand verfügte über genügend Geld, um es bei dem neuen Institut anzulegen. Zwar erfreute sich das Pfandleihgeschäft größerer Beliebtheit, bei denen viele Norder ihre Alltagsgegenstände in Zahlung bzw. in Pfandleihe gaben, doch niemand wusste genau über die Erträge der städtischen Einrichtung Bescheid. Das Geschäft lief wohl eher nebenher, denn drei Jahre lang machte Tetens keinen ordentlichen Rechnungsabschluss und schon 1843 musste der Vorstand ihn wieder entlassen.[2]

Angesichts des mäßigen Anfangserfolges sah sich der Sparkassenvorstand veranlasst, Adolph von Freeden mit der Beauftragung der Geschäftsführung. Dieser führte bereits seit 1825 sehr erfolgreich ein privates Leihhaus. Zum 1. April 1843 wurde er gegen eine jährliche Vergütung von 400 Reichsthalern plus 50 Prozent des jährlichen Reingewinns angestellt. Tatsächlich schaffte es von Freeden innerhalb von drei Jahren, die Verluste der ersten drei Jahre auszugleichen. Zwar verlief die Eröffnung neuer Sparkonten weiterhin schleppend, doch immerhin verdoppelten sich die Einlagen der Sparer. Das Pfandleihgeschäft dagegen boomte regelrecht und zwischen 1843 und 1852 wurden durchschnittlich 12.000 Pfänder jährlich bei von Freeden abgegeben. Dabei handelte es sich vorwiegend um alltägliche und bescheidene Gegenstände, die zeigen, wie einfach und arm das Leben der meisten Menschen damals war: Jacken, Schuhe, Bibeln, Schmuck, Bettdecken, Plätteisen oder Schlittschuhe – eben alles, was nicht unmittelbar zum Leben gebraucht wurde.[3]

Zum 1. Mai 1870 expandierte die Norder Stadtsparkasse gen Aurich, wo an diesem Tage auch das erste Sparbuch eröffnet wird. 1896 folgt Emden. Schnell entdeckt auch der Adel und die wirtschaftliche Elite Ostfrieslands das Sparkassenwesen für sich und gründet die Ostfriesische Sparkasse, wodurch sich die bisherige Sparkasse erstmals Konkurrenz ausgesetzt sieht. Nach der Pensionierung von Freedens wird Arnold Cornelius Adena im Jahre 1862 neuer Geschäftsführer der Norder Stadtsparkasse, 20 Jahre später folgt ihm sein Sohn Foolrich Adena ins Amt. Beide streben eine Reformierung der Bank an, die sich selbst durch zu hohe Zinszahlungen für Einlagen bei gleichzeitig niedrigen Zinseinnahmen durch Kreditvergabe immer größerer wirtschaftlicher Schwierigkeiten und dem zunehmenden Konkurrenzdruck der umliegenden Sparkassen ausgesetzt sieht. Seit August 1883 war die Bank in der Große Neustraße 13 ansässig.[3] Die Zeit, dass die Geschäftsräume sich in den Räumen der jeweiligen Rendanten lag, war damit vorbei.[4]

Als sich der Ruf seitens des königlichen Oberpräsidenten nach staatlicher Kontrolle verstärkte und Pläne der Gründung einer Postsparkasse den Widerstand der bestehenden Kassen auf den Plan riefen, gründete sich 1887 der Sparkassenverband für die Provinz Hannover.[2] Gemeinschaftlich organisierte Selbstkontrolle erschien den Sparkassen vorteilhafter als staatlich verordnete. Ein Jahr zuvor wurde das Pfandleihgeschäft vom Bankengeschäft strikt getrennt, 1905 sogar ganz aufgegeben.[3]

Nach und nach traten die Ostfriesische Sparkasse, die Städtische Sparkasse Norden und die Sparkasse des Amtes Aurich dem neuen Verband bei. Damit bekamen sie auch Zugang zur 1893 geschaffenen Geldvermittlungsstelle, die einen Ausgleich zwischen Instituten mit Kapitalüberfluss und denen mit Geldmangel schuf. Mit neuen Werbemitteln, wie der Ausgabe von Heimspardosen, fördern die Sparkassen das Sparen und erschließen sich neue Kundenkreise. Seit 1909 stellt der Spargiroverkehr auch kleinen und mittleren Unternehmen moderne Finanzinstrumente zur Verfügung. Der Kundenkreis wächst und bald schon ziehen die Institute in Aurich, Norden und Emden in größere Räume. Während der Weltkriege und der Inflation gehen auch die Einlagen bei den Sparkassen zurück. Dennoch bleiben die Sparkassen von der Bevölkerung gern genutzte Finanzinstitute. Die verschiedenen Reichsregierungen nutzen das zur Umsetzung politischer Ziele, wie bei der Zeichnung von Kriegsanleihen.[2]

Nachdem bereits Ende des 19. Jahrhunderts für die Ostfriesische Sparkasse ein Neubau entstanden war, plante zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch die Stadtsparkasse Norden neues Gebäude. Schon 1904 erwarb sie ein Grundstück in der Nähe der bestehenden Hauptstelle in der Großneustraße. Dazu wurden noch zwei angrenzende Häuser gekauft und nach deren Abriss begann der Bau eines repräsentativen Hauptstellengebäudes an der Großen Neustraße 1, der 1906 abgeschlossen wurde.[3] Die örtliche Presse war voll des Lobes für den neuen Sparkassenbau: "Der Monumentalbau übt einen trefflich wirkenden Eindruck aus und hebt sich von der nächsten Umgebung um so mehr ab, als durch das Einspringen der Fluchtlinie ein freier Platz geschaffen worden ist, der das Gesamtbild umso wirkungsvoller hervortreten lässt." Doch schon bald wurde das Gebäude zu klein, sodass man 1924 in das ehemalige Bankgebäude (Löwenbank) der Norder Bank zog, wo der Hauptsitz der hiesigen Sparkasse bis heute ansässig ist.[2] Der Sitz an der Großen Neustraße wurde 1927 für 40.000 RM an den Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter verkauft.[4]

Als nach dem Ersten Weltkrieg die Inflation den Menschen immer mehr zu schaffen machte, ging auch die Zahl der Heimsparbüchsen zurück. Zu schnell verfiel der Wert des Geldes. Die meisten lösten ihre Sparkonten auf und flüchteten, wenn möglich, in Sachwerte. Den Sparkassen fehlte es an Einlagen. Die Stadtsparkasse Norden zählte Anfang des Jahres 1924 nur noch 32 Sparkonten mit Einlagen von gerade einmal 1.706 Reichsmark. Also warb sie wieder für ihre Dienste, verstärkte erneut die Ausgabe von Heimsparbüchsen und förderte damit den Kleinsparverkehr. Immerhin steigerte sie auf diese Weise die bei ihr registrierten Heimspardosen bis 1927 wieder auf 271 Stück und sammelte bis zu 7.000 Reichsmark im Jahr ein. Jetzt nutzten die meisten Sparkassen eine ovale Dose mit einem klappbaren Bügel, die wegen Form und Gewicht bald den Spitznamen Bügel-Eisen-Spardose erhielt.[2]

Zwischen dem 21. und 26. Juni 1948 leisten die Mitarbeiter der ostfriesischen Sparkassen, wie überall in den westdeutschen Besatzungszonen, Sonderschichten. Bis tief in die Nacht wird Geld gezählt, sortiert, gebündelt und schließlich in Wäschekörben zwischengelagert. Die Bürger des Landes bringen ihre alten Reichsmark oder die von den Alliierten ausgegebenen Marknoten zur Sparkasse. Dort wird das Geld auf ein Reichsmarkkonto verbucht, geprüft und auf D-Mark umgestellt. Seit dem Morgen des 21. Juni 1948 galt nur noch die neue D-Mark als Zahlungsmittel. Um die Wirtschaft während der Umstellung am Laufen zu halten, hatte am Tag zuvor jeder Bürger ein Kopfgeld von 40 D-Mark erhalten. Nun musste er bis zum 26. des Monats sein Altgeld abliefern und in die neue Währung verrechnen lassen. Ansonsten würden die Altbestände verfallen. Familien wurden gemeinsam veranlagt, also sämtliche Konten einer Familie, auch die bei anderen Kreditinstituten, mussten zusammengefasst und dann über ein Reichsmarkabwicklungskonto umgetauscht werden. Nach dem Umtausch im Verhältnis 10:1 kam der Betrag je zur Hälfte auf ein Freikonto und ein Festkonto. Doch mit dieser Operation war die Arbeit der Banken und Sparkassen noch nicht beendet. Im Oktober wurden die Festkonten aufgelöst: 7/10 verfielen, 2/10 der Summe kamen aufs Freikonto, das restliche Zehntel war als Anlagekonto gutzuschreiben. Damit erhielt ein Sparer für 100 Reichsmark gerade einmal 6,50 D-Mark. Im Geschäftsbericht 1948/49 konnte die Kreissparkasse Aurich nur feststellen: "Das Jahr 1948 brachte den Sparern endlich die Gewißheit über das Schicksal ihrer Ersparnisse. Durch die Währungsumstellung wurde mit erschreckender Deutlichkeit die grenzenlose Armut des deutschen Volkes offenbar. Die Anrechnung der Kopfquote löschte 25.895 Stück kleiner Sparkonten (= 56 % der Sparkonten) und 1.666 Stück kleiner Spargirokonten (= 38 % aller Spargirokonten) vollständig aus." [2]

Die Folgejahre waren geprägt vom Misstrauen der Bevölkerung gegenüber dem Sparen, was durch die Inflationen und damit einhergehenden Wertverluste der Einlagen nach den beiden Weltkriegen bedingt war. Die Sparkassen setzte damit alles daran, das Vertrauen zurückzugewinnen. Unter anderem begann man, die Leute mit Prämiensparen und anderen Lockangeboten wieder für sich zu gewinnen. Der Plan ging auf: Erstaunlich schnell kehrten die Deutschen zum Sparbuch zurück. Die Kreis- und Stadtsparkasse Norden vermeldete 1956 stolz den Einlagenrekord von über 25 Millionen D-Mark. Durch den Zuwachs der Einlagen konnte die Baufinanzierung stark gefördert werden. Die Sparkasse begleitete damals fast 90 Prozent der privaten Bauvorhaben.[2]

Mitte der 1970er Jahre wurde die Löwenbank um einen Anbau erweitert. Die Fassade des Erweiterungsbaus erdrückte den stilvollen Altbau und passte auch sonst nicht zum Rest der Bebauung der Straße. Kritische Stimmen wurden laut. Auch zeigten sich die kaum integrierten beiden Gebäudeteile als wenig zweckmäßig. Die Sparkasse lobte daraufhin Mitte der 1980er Jahre einen Wettbewerb aus, der die beanstandeten Mängel beseitigte und die Löwenbank bis 1988 in ihren ursprünglichen und für Norden typischen Zustand zurückversetzte. Vom ehemaligen Neubau wurden zwei Stockwerke abgetragen und die Fassaden an die bestehende Bebauung angepasst. Damit war insgesamt ein Ensemble geschaffen, das nicht nur in Norden, sondern auch über seine Grenzen hinaus Beachtung fand.[2]

Mit Wirkung zum 1.  März 2001 schlossen sich die Kreis- und Stadtsparkasse Norden und die Kreissparkasse Aurich (Ostfriesische Sparkasse) zusammen. Mit rund vier Milliarden D-Mark Bilanzsumme wurde die Sparkasse Aurich-Norden sodann die größte Sparkasse Ostfrieslands. In dem 2009 geschaffenen ImmobilienForum mit Sitz in der Doornkaatlohne 14 arbeiten Finanzierungsberater und Immobilienvermittler eng zusammen. Ihre landwirtschaftliche Kompetenz hat die Sparkasse im Agrarcenter gebündelt. Dort kümmern sich die Mitarbeiter um die Belange ihrer Kunden aus der Landwirtschaft. In ihrem FirmenkundenCenter betreut die Sparkasse ihre gewerblichen Kunden in allen finanziellen Angelegenheiten.[2]

Galerie

Literatur

  • Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S 107 - 110

Einzelnachweise

  1. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 90
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 2,9 Chronik der Sparkasse Aurich-Norden, abgerufen am 2. Juni 2021
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S 109
  4. 4,0 4,1 Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 55

Siehe auch