Verein zur Erforschung und Erhaltung des Seehundes

Aus Norder Stadtgeschichte
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Verein zur Erforschung und Erhaltung des Seehundes

Basisdaten
Gründung 1. Juli 1978
Auflösung -
Rechtsform eingetragener Verein (e.V.)
Hauptsitz Dörper Weg 24

26506 Norden

Der Verein zur Erforschung und Erhaltung des Seehundes e.V. ist der Betreiber der Seehundaufzuchtstation in Norddeich. Ziel des Vereins ist es, die Seehundbestände zu erhalten. Dazu betreibt sie neben der Aufzuchtstation auch Räumlichkeiten und Einrichtungen zur Forschung und Aufklärung.

Geschichte

Die Seehundpopulation erreichte in den 1960er Jahren einen dramatischen Tiefstand, nachdem diese durch Überjagung, Seuchen und Umweltverschmutzung jahrzehntelang stark dezimiert wurde. So wurde die Seehundjagd im Land Niedersachsen erst 1971 verboten. Im selben Jahr beschloss die Jägerschaft Norden mit finanzieller Unterstützung der Landesjägerschaft Niedersachsen die Gründung der Station, welche zunächst am Schwanenteich errichtet wurde. Am 25. Juni 1971 wurde der erste Heuler aufgenommen, welcher in Greetsiel von einem Fischer gefunden worden war. Nach erfolgreicher Aufzucht wurde dieser am 3. Oktober 1971 wieder ausgewildert.

Da allerdings das Gelände am Schwanenteich für diese Fülle an Aufgaben nicht ausgelegt war und eine Erweiterung des Geländes abgelehnt wurde, schlug die Stadt Norden einen Neubau in Norddeich vor. Um den Neubeginn in Norddeich zu verwirklichen und die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen, wurde am 1. Juli 1978 der "Verein zur Erforschung und Erhaltung des Seehundes e.V." gegründet. Nach einer Bauzeit von fast zwei Jahren konnte dann am 6. Juni 1980 die neue Station in Norddeich eingeweiht und in Betrieb genommen werden.

Das große Seehundsterben 1988 stellte für die Station eine große Bewährungsprobe dar: 68 schwerkranke Seehunde wurden in die Station eingeliefert, 1123 tote Seehunde mussten geborgen und entsorgt werden. Das Seehundsterben schuf jedoch Bewusstsein in der Bevölkerung und löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Zahlreiche Spenden konnten in den Ausbau der Forschungseinrichtungen, Beckenanlagen etc. investiert werden.

Ursprünglich sollte die Station zu einem Forschungsinstitut für Meeressäuger ausgebaut werden, eine entsprechende Absichtserklärung des Landes Niedersachsen lag vor. In dieser Sache führte der Vorstand viele Gespräche, geblieben ist die Einrichtung eines Nationalparkzentrums, das am 10. Juli 1992 von der niedersächsischen Umweltministerin Monika Griefahn eröffnet wurde.

Nach dem Auslaufen des Kooperationsvertrages mit dem Land Niedersachsen am 31.12.2005 und der Kürzung der Mittel für die Umweltbildung durch das Land konnte durch den Einsatz von Vorstand, Geschäftsführung und weiterer Fürsprecher eine Lösung mit Fortbestand der Nationalpark-Einrichtung gefunden werden: Der Standort in Norddeich erhielt den Status als "Nationalparkhaus". Ab 2006 wurde der Betrieb des Nationalparkhauses durch einen direkten Vertrag mit der Nationalparkverwaltung vom Verein übernommen. Nach jahrelangem Bemühen erhielt die Station 1994 auch die Anerkennung als Vogelpflegestation.

Im Dezember 2002 führte die Vorgabe, eine geeignete Quarantänestation aufzubauen zum Kauf des ehemaligen Sendergebäudes von Norddeich Radio in Osterloog. Während einer zweijährigen Bauzeit entstanden neben der Quarantänestation noch Unterkünfte für PraktikanntInnen, TeilnehmerInnen der Freiwilligendienste sowie Vortrags- und Schulungsräume.

Die Strandung der zwei Pottwalbullen im November 2003 vor Norderney, bei der die Mitarbeiter der Station zur Bergung gerufen wurden, weckte die spontane Idee, die großzügigen Räumlichkeiten in Osterloog zur Ausstellung eines der Skelette zu nutzen. Die Idee des Waloseums war geboren. Bis 2006 entstand die Ausstellung unter großem Engagement des Stationsteams und vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter, sie konnte 11.06.2006 eingeweiht werden.

2006/2007 war die Seehundstation komplett umgebaut worden. Die Quarantänebecken waren nun extern im Waloseum untergebracht, die Außenanlage wurde um drei große Becken erweitert, von denen eines mit einer Unterwassersichtscheibe ausgestattet ist. Auch die Ausstellung wurde deutlich vergrößert und erneuert. Dies war nötig, um sich an die höheren Kapazitätsansprüche sowohl durch die tierischen, als auch durch die menschlichen Gäste anzupassen und eine didaktisch verbesserte Ausstellung zu schaffen, die dem hohen Umweltbildungsanspruch genügt. Am 20. Juni 2007 - pünktlich zum Beginn der "Heulersaison" - konnte der Bau abgeschlossen und die Station in Betrieb genommen werden. Diese Expansion war ein wichtiges Zwischenziel in der mehr als vierzigjährigen Geschichte des Seehundschutzes durch die Seehundstation Norddeich und ein Wegweiser für die Zukunft.

Auch in den Jahren 2008 und 2009 setzte sich die kontinuierliche Weiterentwicklung der "Seehundstation-Nationalparkhaus Norden-Norddeich" fort. Nach der Fertigstellung des Waloseums und dem Umbau der Seehundstation in den Jahren zuvor, ging es nun darum, den Umgang mit den neugeschaffenen Strukturen zu verfeinern und den beiden Einrichtungen weiteren Feinschliff zu verleihen. Hierzu gehört natürlich auch die Weiterqualifizierung der Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer.

Im März 2009 konnte dann erstmals eine Schulung zum Wattenjagdaufseher durchgeführt werden. Dies war nur durch eine Kooperation der Seehundstation mit dem Jägerlehrhof in Springe und dem Ministerium für Landwirtschaft, der Nationalparkverwaltung und dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) möglich. Mittlerweile haben die Lehrgänge im Waloseum sich etabliert. Ziel ist es, die Schulungsmaßnahmen alle zwei bis drei Jahre anzubieten. Im Jahr 2012 konnte der mittlerweile bereits dritte Kurs abgehalten werden.

Nach 31 Jahren hatte im Juni 2012 die alte Aufzuchtbeckenanlage ausgedient. Sie wurde komplett umgebaut. Es entstanden 14 moderne Einzelbecken für die Kleingruppenhaltung, in denen die Tierpflege besser agieren kann. Durch die Möglichkeit einzelne Tiere zu separieren und unter besondere Beobachtung und nötigenfalls medizinische Versorgung zu stellen, ist eine Kontrolle der Individuen durch die Tierpfleger wesentlich vereinfacht worden.

Um die Vielzahl der Aufgaben, die die Station im Laufe der Zeit übernehmen durfte, bewältigen zu können, beschäftigte die Seehundstation im Jahr 2018 insgesamt 25 feste Mitarbeiter. Hinzu kommen zahlreiche ehrenamtliche Helfer sowie Leistende eines Freiwilligen Ökologischen Jahres oder ähnlichem.

Quellenverzeichnis

Siehe auch