Altes Zollhaus

Aus Norder Stadtgeschichte
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Altes Zollhaus

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Basisdaten
Entstehungszeit 1856-1858
Erbauer Stadt Norden
Bauweise Backsteinbau
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Am Hafen 1

26506 Norden

Das Alte Zollhaus ist ein ehemaliges Zoll- und Packhaus am Norder Hafen. Es wurde von 1856 bis 1858 von der Stadt Norden errichtet und zeugt mit seinem Detailreichtum vom einstigen Wohlstand Nordens. Bis zu seinem Bau diente das Hafenhaus als Zollhaus.

Geschichte

Den Beschluss zum Bau eines Zollhauses fasste der Magistrat am 4. Februar 1856 unter Vorsitz von Bürgermeister Taaks. Ziel war es, einen besseren Umschlag der Waren am (noch) florierenden Norder Hafen zu ermöglichen.[1] Die hier eingeführten Waren wurden vorab von den Zollbeamten des Zollhauses in Westermarsch I unter Siegel gelegt und im Hafenzollhaus abschließend verzollt. Für den Bau dieses prachtvollen, langgestreckten Backsteinbaus, dessen besonders detailreicher Formen und dem geschmückten Giebel einen ungefähren Eindruck von Nordens einstigem Wohlstand ermöglicht, waren zunächst umfangreiche Rammarbeiten notwendig.[2] Das Land hier war noch bis zum Bau des Neuen Süderdeichs ein den Sturmfluten preisgegebenes Gebiet und stand bis zu dessen Eindeichung regelmäßig unter Wasser. Dementsprechend war der Untergrund weich und morastig, wie man es auch heute noch auf dem benachbarten Schmertmanns Land erkennen kann.

Den Zuschlag für die Herstellung und Lieferung der gut 357.500 erforderlichen Ziegelsteine erhielt ein Betrieb aus Oldersum (Landkreis Leer). Je 10.000 Steine wurden 8 Taler und 12 Gute Groschen gezahlt. Dem langgestreckte und von Nordost bis Südwest ausgerichtete Backsteinbau wurden 107 Fenster eingesetzt, die Mauern wurden mit 100 Ankern abgesichert. Das hierfür verwendete Holz wurde eigens aus Skandinavien importiert, um eine bestmögliche Qualität sicherzustellen.[2]

Die gesamten Baukosten betrugen 36.797 Reichstaler, 22 Gute Groschen und 8 Pfennig, eine unvorstellbare Summe für damalige Zeiten, die jedoch den außerordentlichen Wohlstand der Stadt seinerzeit ebenso wie der Detailreichtum des Gebäudes zum Ausdruck bringt.[2] Dabei war schon seinerzeit abzusehen, dass der Hafen infolge natürlicher Verschlickungen und durch die Verschmälerung des Norder Tiefs durch zahlreiche Eindeichungen sich im Niedergang befand.

Die Räumlichkeiten wurden als Zollamt sowie gegen Zahlung einer Gebühr vor allem für Lagerzwecke genutzt.[3] Nach dem Bau des Leybuchtsiels im Jahr 1929 wurde Nordens Zugang zum Meer weitestgehend eingeschränkt und der Norddeicher Hafen gewann an Bedeutung. Infolgedessen verlor das Zollhaus im Norden Hafen seine Bedeutung, war aber noch bis mindestens 1962 Sitz des Norder Zollamtes.[4] Bis dahin wurden auch die Schienen des Lastenkrans zur Wasserseite entfernt.[5] 1972 erwarb der Landhandel Mennenga & Poppinga das Alte Zollhaus von der Stadt und richtete hier Lagerstätten ein.[6]

Zwischen 1998 und 2000 wurde das altehrwürdige Gebäude schließlich in Privatinitiative restauriert. Seitdem befinden sich hier ein Restaurant sowie mehrere Büros und Wohnungen. Am Bau maßgeblich beteiligt war das Bauunternehmen Gebrüder Neumann.[7]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Haddinga, Johann / Stromann, Martin (2001): Norden/Norddeich – Eine ostfriesische Küstenstadt stellt sich vor, Norden, S. 80
  2. 2,0 2,1 2,2 Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 145
  3. Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 26
  4. Medienzentrum des Landkreises Aurich (Bildarchiv: 1300585.jpg)
  5. Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 48
  6. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 274
  7. 150 Jahre Gebrüder Neumann (Broschüre)

Siehe auch