Diedrich Gerhard Soltau

Aus Norder Stadtgeschichte
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Portrait (unbekanntes Datum).

Diedrich Gerhard Soltau (* 30. November 1836 in Norden; † 13. März 1894 ebenda) gründete 1861 den Soltau Kurier Norden, dessen Geschäftsführung er bis 1894 innehatte. Der Verlag ist vor allem bekannt für die Herausgabe des Ostfriesischen Kuriers. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Heinrich Soltau die Geschäftsführung.[1]

Leben

Soltau wurde als jüngerer von zwei Söhnen des aus Schwarme bei Hoya an der Weser stammenden Reinhard Heinrich Soltau und seiner zweiten Ehefrau Henrietta Louise Soltau, geb. Ries in Norden geboren. Die Familie wohnte zu dieser Zeit am Neuer Weg 2-3, wo der Vater eine Buchbinderei betrieb. Neben seinem Bruder hatte Diedrich Gerhard noch drei Schwestern.

Nach dem Tod des Vaters 1859 musste Diedrich Gerhard seine Mutter und seine Schwestern versorgen, da der ältere Bruder Christoph schon vor 1851 in die USA ausgewandert war. Er betrieb die väterliche Buchbinderei und Buchhandlung weiter, die Gewerbeerlaubnis hierzu erhielt er am 21. Januar 1861, 14 Tage später auch das Bürgerrecht.[2] Ab 1866 unterhielt er auch eine Kunst- und Musikalienhandlung und mindestens 15 Jahre lang Nähmaschinenvertretungen, unter anderem als Hauptagentur für die Firma Singer aus New York.

1863 verlegte er sein erstes (philosophisches) Buch (J. H. Frerichs, Geist und Herz, 2. Aufl. 1878), dem schnell weitere Titel folgten. Am 1. Juli 1867 eröffnete er eine Buchdruckerei, in der der Ostfriesische Kurier gedruckt wurde, ab Juni 1868 auch die Norderneyer Badezeitung und ab 1869 jährlich der Kalender Der Hausfreund, zu dem sich später noch diverse andere gesellen sollten: Ab 1875 der bekannte Christophorus der Stelzfuß, ab 1914 umbenannt in Ostfreesland-Kalender für Jedermann. Insgesamt brachte der Verleger in den 31 Jahren bis zu seinem Tod 597 Buchtitel, fünf Kalender-Reihen, zwei Zeitungen und drei Zeitschriften heraus.

Zwischen 1880 und 1884 erreichte Soltau, dass der Verein für niederdeutsche Sprachforschung den Soltau-Verlag zu seinem Hausverlag machte. Hier erschienen bis 1927 alle Veröffentlichungen des Vereins, sowohl die Periodica als auch Monographien. Gedruckt hatte Soltau schon bis zur Emder Gewerbeausstellung 1888 für eigene bzw. fremde Rechnung 696 Titel. Seine Verlagsprodukte wurden von Berlin bis Basel, von Hamburg bis Leipzig besprochen, da er einem Verbund von 28 christlichen Verlagen angehörte.

Vom ersten Erscheinungstag des Kuriers an, bis zu seinem Tode 1894 blieb Soltau alleiniger Redakteur der Zeitung, die so schnell wuchs, dass er die gutgehende Buchhandlung samt Leihbücherei schon am 1. Januar 1870 verkaufte. In Norden erschien seit 1848 das liberale Norder Stadtblatt des Johann Friedrich Schmidt (Auflage 750) und ab 1865 der welfische Telegraph. Als dessen überschuldeter Verleger von Bloh 1867 aufgab, belieferte Soltau die 480 Abonnenten weiter mit seiner konservativen Zeitung, dem Kurier. Schon 1868 hatte er 1.000 Abonnenten.

1872 (bei 1.245 Abonnenten, dadurch drittgrößte von elf Zeitungen in Ostfriesland) zog Soltau in das Gräfliche Haus. 1885 wurde der Kurier amtliches Kreisblatt, 1890 (bei 3.600 Abonnenten) stellte das Norder Stadtblatt sein Erscheinen ein. Trotz zeitweiliger Konkurrenz durch andere Blätter lasen bei Soltaus Tod im Jahre 1894 ganze 4.000 Familien den Kurier.

Neben seinem unternehmerischen Engagement war Soltau auch ein wohltätiger und frommer Mann. So unterstützte er zusammen mit anderen Norder Bürgern die Armen und Kranken und unterhielt eine Suppenküche. Im Verein für freiwillige Armenpflege war er als Armenpfleger aktiv und gründete 1881 eine Pfennig-Sparkasse, die schnell erfolgreich auf Norderney, in Aurich und Emden kopiert wurde. Schließlich bewirkte Soltau zum 13. März 1885 die Einrichtung einer Herberge zur Heimat im Engenahof, um bei Frost arbeitslosen, wandernden Handwerksburschen billig eine Übernachtung und günstiges Essen geben zu können. Diese Armenspeisung wurde noch bis in das Jahr 1933 angeboten.[3]

Familie

Seine Frau Marie Elisabeth Soltau, geb. Eiben, aus Berum gebar ihm fünf Kinder, von denen nur die älteste Tochter Louise sowie Otto G. Soltau und Heinrich Soltau groß wurden. Sie arbeitete ab 1891 mit in der Pflegeanstalt für Kinder unbemittelter Eltern, wie nach ihr noch zwei Generationen von Frauen der Soltaus. Soltau setzte sich sehr dafür ein, dass aus dem Ulrichsgymnasium wieder ein Vollgymnasium wurde und schickte auch seine Söhne dahin. Otto und Heinrich heirateten spät, führten die Firma gemeinsam bis 1922 und teilten sie dann, sodass der Ostfriesische Kurier an Heinrich fiel, der auch weiterhin Bücher verlegte.

Einzelnachweise

  1. Internetseite des Soltau Kurier Norden, abgerufen am 12. März 2021
  2. Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S. 114
  3. Ostfriesischer Kurier (1999): Von der Kaiserzeit bis zur Gegenwart (Sonderdruck), Norden, S. 6

Quellenverzeichnis

Siehe auch