Soltau Kurier Norden

Aus Norder Stadtgeschichte
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Soltau Kurier Norden

Basisdaten
Gründung 21. Januar 1861
Auflösung -
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Hauptsitz Stellmacherstraße 14

26506 Norden

Der Soltau Kurier Norden ist eine Norder Druckerei und unter anderem Herausgeber des Ostfriesischen Kuriers. Die Firma hat ihren Sitz seit 1982 in der Stellmacherstraße im Gewerbegebiet Leegemoor. Ihr erster Sitz befand sich unmittelbar Am Markt, im sogenannten Gräflichen Haus, in dem bis heute das 1922 vom Soltau Kurier abgespaltene Unternehmen Otto G. Soltau ansässig ist.

Geschichte

Diedrich Gerhard Soltau gründete die Druckerei zu Beginn des Jahres 1861. Die erforderliche Genehmigung zum Betrieb der Druckerei wurde ihm am 21. Januar 1861 erteilt. Die Gründung seiner Druckerei war eine mittelbare Folge der im Zuge der Deutschen Revolution 1848 erlangten Pressefreiheit.[1] Am 2. Juli 1867 wurde die erste Ausgabe des Ostfriesischen Kuriers (bis 1914: Ostfriesischer Courier) herausgebracht. Der erste Unternehmenssitz befand sich im sogenannten Gräfliche Haus (Am Markt 6). Eine (Buch-)Druckerei gab es in Norden jedoch bereits in der Zeit um 1620.[2] Schon 1904 wurde der Betrieb modernisiert und die Dampfmaschine für den Antrieb der Schnellpresse durch einen Gasmotor ersetzt. Drei Jahre später wird die erste Setzmaschine Typograph aufgestellt.

Während des Ersten Weltkriegs wurden erstmals Frauen in der Firma beschäftigt, um den kriegsbedingten Männermangel zu kompensieren.[3] Gegen Ende des Krieges kommt es 1918 zu einem Papiermangel. Die Firma brachte daher eine Notzeitung im halben Format für die Nummern zwei bis fünf heraus. Im Spätsommer 1918, wenige Wochen vor dem Kriegsende am 11. November 1918, gab die Stadtverwaltung den Druck von Notgeld beim Soltau Kurier in Auftrag, da das als wertbeständig geltende Hartgeld aus Gold und Silber im gesamten Reich zunehmend aus dem Zahlungsverkehr verschwand.[4]

Im Jahr 1922 teilten die Gründersöhne, Heinrich Soltau und Otto G. Soltau, das Unternehmen in die Firmen Otto G. Soltau GmbH und Heinrich Soltau GmbH. Während Heinrich weiterhin den Kurier heraus brachte, kümmert sich Otto um die Norderneyer Badezeitung. Letzterer blieb als älterer der beiden Brüder am bisherigen Standort, Heinrich zog mitsamt seinem neu gegründeten Unternehmen in das sogenannte Elefantenhaus. Die aufkommende Inflation führte beide Unternehmen in eine schwere Krise, der Kurier erscheint mit nur noch 3.000 Exemplaren.[3]

1925 trat der Enkel des Gründers, Diedrich Soltau, als Schriftleiter in den Verlag ein. Im selben Jahr bekam die hiesige Zeitungslandschaft mit dem Volksboten eine neue Konkurrenz. Die sozialdemokratisch geprägte Zeitung ging wegen ihrer Ausrichtung und der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wieder ein, obwohl sie mit 5.000 Exemplaren kurzzeitig sogar die Marktführerschaft errungen hatte.[3] Auch der Kurier wurde Opfer der NS-Ideologie und - wie alle Medien - gleichgeschaltet. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs durfte der Kurier, wie die gesamte unter den Nationalsozialisten gleichgeschaltete deutsche Presse, nicht mehr erscheinen. Nur von den Besatzungsmächten gestattete Lizenzzeitungen waren zunächst erlaubt.

Heinrich Soltau starb im August 1949. Nur kurz erlebte er die im Mai 1949 durch das Grundgesetz wiedererlangte Pressefreiheit, dank der der Kurier wieder in gewohnter Weise erscheinen konnte - wenngleich zunächst unter dem Namen Norder Kurier (bis 31. August 1950).[5] 1950 erwarb der SKN mit den Verlagen in Emden, Aurich und Rhauderfehn von der Oldenburger Nordwest-Zeitung deren Lizenzausgabe für den Regierungsbezirk Aurich, die Ostfriesen-Zeitung mit Sitz in Leer. Diedrich Gerhard Soltau verstarb 1953 nach längerer Krankheit. Seine Frau Irmgard Soltau, geb. Lattmann, aus Goslar übernahm die Verantwortung für den Verlag mit damals 64 Mitarbeitern. Nach dem Tod von Irmgard Soltau im Jahr 1973 übernahmen die älteste Tochter Ursula Basse-Soltau und der Verlagsleiter Heinrich Siever die Unternehmensführung. Siever verließ den Ostfriesischen Kurier 1976 und wurde Geschäftsführer bei der Ostfriesen-Zeitung in Leer.

Die Kündigung des Lohndrucks der Emder Zeitung stürzte die Firma 1979 bis 1982 in eine Existenzkrise. Nachdem 1945 durch die Bombardierung Emdens die dortige Zeitungsdruckerei vernichtet worden war, hatte sich der Norder Verlag vollständig darauf ausgerichtet, Zeitungen herzustellen. Rund ein Drittel der 100 Norder Mitarbeiter war 1979 mit dem Emder Lohnauftrag beschäftigt.[6] Bei der Schneekatastrophe 1979 wurde die Zeitung zeitweise von Mitgliedern des THW Norden zugestellt.[7]

Im Juni 1981 wurde die letzte Emder Zeitung in Norden gedruckt, wodurch der Betrieb erneut in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten drohte. Am 1. November 1981 trat Christian Basse als Mitglied der fünften Generation in die Geschäftsführung der Firma ein. Im Dezember 1981 verkaufte der Verlag das Elefantenhaus an Anton Götz und errichtete 1982 ein modernes Druck- und Verlagshaus im Industriegebiet Leegemoor im Süden der Stadt.[6] Mit neuer Unternehmensausrichtung und mit zusätzlichen Maschinen wurde hier neben der Zeitungsproduktion vor allem der mehrfarbige Illustrationsdruck in großem Umfang aufgenommen. Das überregionale Marketing fand jetzt unter dem Logo Soltau-Kurier-Norden und der neuen Firmierung SKN Druck und Verlag GmbH & Co. (SKN) von Norden aus statt.

Obgleich die 1980er Jahre erneut von wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch Arbeiterstreiks und Tarifverträge geprägt waren, gelang es dem Betrieb, sich trotz einiger Verlustjahre wieder zu konsolidieren und brachte 1984 erstmals das Ostfriesland Magazin heraus.[8] 1985 wurde die Ostfriesische Presse Druck GmbH (kurz: ODP) unter Beteiligung von SKN gegründet. Die Druckerei der Emder Zeitung wurde von der OPD GmbH übernommen und ausgebaut. Der Chefrotationsdrucker des Ostfriesischen Kuriers und seine Kollegen übernahmen neue Arbeitsplätze in Emden und druckten unter anderem wieder die Emder Zeitung.

Am 5. Dezember 1991 wurden vom SKN und der Oldenburger Druckerei Hugo Prull die Industriedruck Norden GmbH & Co. (kurz: IDN) gegründet. 1992 nahm in einer neuen Halle eine 16-Seiten-Rollenoffsetanlage vom Typ MAN Polyman die Produktion auf. Ein Jahr später erweiterte die Firma ihren Druckvorstufenbereich um eine elektronische Bildverarbeitung (EBV) mit einem Linotype-Hell-Scanner. 1997 wurde beim Industriedruck Norden eine zweite 16-Seiten-Rollenoffsetmaschine vom Typ Heidelberg Harris M 600 aufgestellt.

Zwischen 1999 und 2005 wurde die Druckerei der Ostfriesischen Presse Druck GmbH in Emden erneut ausgebaut. Eine MAN-Uniset-S70-Rotation für 32 Seiten Zeitungsformat bzw. 2 x 32 Seiten DIN-A4-Format im Heat-Set und Cold-Set wurde aufgestellt. Eine CTP-Vorstufe von Creo und eine Weiterverarbeitung von Ferrag vor und hinter der Druckmaschine vervollständigten das Investitionsvorhaben. Der technische Umbruch von bisher analoger Filmbelichtung zur digitalen Druckvorstufe war einschneidend. Während noch 1999 über Film analog 60.000 Druckplatten belichtet wurden, sank der Anteil der analogen Druckplattenbelichtung in 2001 auf nur noch 10 Prozent aller Druckplatten. Alle Mitarbeiter in den Montageabteilungen wurden umgeschult, um jetzt die Seiten digital über den Computer zu umbrechen. Die Druckplatten werden nach vorgespeicherten Ausschießschemas automatisch bebildert. Die Arbeit im Stehen an groß dimensionierten A1-Montagetischen gehört der Vergangenheit an.

Am 28. Mai 2001 wurde das erste Mal eine Ausgabe des Ostfriesischen Kuriers durchgängig in 4C-Euroskala gedruckt. Die neue Rotation war aber in erster Linie für den Druck von Werbedrucksachen prädestiniert. Zeitungsbeilagen, Zeitschriften und Kataloge waren die Hauptproduktionen, die fortan bei der OPD hergestellt wurden. 2003 wurde die Uniset-Reotation mit einem weiteren Trockner und zusätzlichen Meß- und Regeleinrichtungen für einen Heat-Set-Druck von 64-Seiten in einem Druckvorgang versehen. 2004 stieg Charlotte Basse in die Geschäftsführung ein. Im Jahr 2005 übernahm der SKN bei der Ostfriesischen Presse Druck GmbH in Emden die Gesellschaftsanteile der Fa. Dunkmann in Aurich. Der Verlag war nun alleiniger Gesellschafter der OPD.

2006 verlegte SKN erstmals ein Regionales Telefonbuch für den Altkreis Norden. Danach wurde das Telefonbuchgeschäft auf Ostfriesland, Oldenburg und das Emsland ausgeweitet. 2007 erwarb der SKN die Gesellschafteranteile an der Industriedruck Norden GmbH & Co. KG von Prull-Druck Oldenburg. SKN wurde damit alleiniger Gesellschafter vom Industriedruck Norden. Im Zuge eines Kartellentflechtungsverfahrens wurde die Überkreuzbeteiligung zwischen der Nordwest Zeitung, Oldenburg, und dem Ostfriesischen Kurier, Norden, wieder aufgelöst. Im selben Jahr stieg Victoria Basse in die Geschäftsführung ein.

2019 wurde das Druckereigebäude an der Stellmacherstraße verkauft und von Doepke Schaltgeräte übernommen. Das benachbarte Unternehmen richtete hier ein Zweigwerk ein.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 85
  2. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 66
  3. 3,0 3,1 3,2 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 116
  4. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 15
  5. Festschrift zum 150-jährigen Firmenbestehen, abgerufen am 20. Oktober 2021
  6. 6,0 6,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 118
  7. Ostfriesischer Kurier vom 11. Februar 1989, S. 35
  8. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 118

Quellenverzeichnis

Siehe auch