Gerhard Klaffke

Aus Norder Stadtgeschichte
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Hermann Lebrecht Gerhard Klaffke (* 12. Oktober 1900 in Schwiebus; † 5. November 1965 in Norden) war von 1930 bis 1961 Schulleiter der Pestalozzischule sowie von 1945 bis 1949 ebenfalls als Dorflehrer an der Westerhörner Schule tätig. Ferner war er Mitbegründer der Kreisbildstelle im Medienzentrum. Ihm sind etwa 2.000 heimatkundliche Motive zu verdanken.

Leben

Klaffke wurde 1900 in Schwiebus (heute Polen) als Sohn des Hauptlehrers (Leiter einer kleinen Volksschule) Wilhelm Klaffke geboren. Wohl auch deshalb entschloss er sich auch, diesen Beruf zu erlernen und begann seine Ausbildung an der Präparande in Schönlanke (Posen), die er von 1915 bis 1918 besuchte.

Im Jahr 1918 kam er auf das Lehrerseminar Wangrowitz und geriet hier in die Wirren des Kriegsendes. Die Seminaristen wurden von den Polen vertrieben. Nach einigen Monaten im Grenzschutz konnte Klaffke seine Ausbildung von 1919 bis 1921 am Lehrerseminar in Prenzlau fortsetzen und mit der ersten Lehrerprüfung abschließen. In seiner Heimat fand er jedoch keine Lehrerstelle und kam aus diesem Grund in die abgelegene Provinz Ostfriesland. Zunächst wurde er Lehrer an einer der Volksschulen in Norden, mutmaßlich die Marktschule), ab 1923 arbeitete er als Sonderschulpädagoge an der Pestalozzischule, damals noch in einem Hintergebäude der Gewerbeschule, und wurde 1928 in dieser Funktion fest angestellt. Voraussetzung dafür war, dass er 1924 seine zweite Lehrerprüfung und 1926 seine Hilfsschullehrerprüfung abgelegt hatte. Nach dem Neubau der Pestalozzischule in der Schulstraße wechselte er dorthin und wurde 1930 zum Hauptlehrer und gleichzeitig zum Schulleiter der Pestalozzischule ernannt. Damit trat er die Nachfolge des Brune Tongers an.

Bereits als Jugendlicher hatte sich Klaffke Geld verdient, indem er in Lichtspielhäusern die Stummfilmvorführungen am Klavier musikalisch untermalte. Solche Erfahrungen könnten sein Interesse an Bildmedien geweckt haben. In Norden führte er bereits 1922 ein Schulkino ein und war maßgeblich an dem Aufbau einer Bildstelle in der Stadt beteiligt mit der Zielsetzung, dem schulischen Unterricht Anschauungsmaterial in der Form von Bildreihen und Lehrfilmen zur Verfügung zu stellen. Als 1935 eine Kreisbildstelle in Norden eingerichtet wurde, war es fast selbstverständlich, dass Gerhard Klaffke deren erster (ehrenamtlicher) Leiter wurde. Diese Funktion hatte er bis zu seinem krankheitsbedingten vorzeitigen Ruhestand inne, den er 1961 antrat. Als Bildstellenleiter vermittelte er nicht nur die vorhandenen Lehrfilme und Bildserien an die Schulen, er wurde selbst produktiv tätig, um das Angebot durch Themen der ostfriesischen Region zu vervollständigen. Vor allem die Fotografie wurde sein Arbeitsschwerpunkt und seine große Leidenschaft. Eine Leidenschaft, die er ganz in den Dienst der Schule und der Heimatkunde stellte.

Gerhard Klaffke unterhielt in der Bildstelle und in seiner Wohnung ein Fotolabor. Seine fototechnische Ausstattung konnte er auf einem hohen Niveau halten. Er wurde zu einem frühen Anwender der Farbfotografie, als die Firma Agfa 1936 den ersten Farbfilm in den Markt einführte. Mit einem sicheren Gespür für Bildkomposition und in unermüdlichem Einsatz dokumentierte Gerhard Klaffke als "der Mann mit der Kamera" seine ostfriesische Wahlheimat. Auch im Auftrag der Landesbildstelle in Hannover produzierte er in der Nachkriegszeit seine Bildserien. Das Themenspektrum Klaffkes reicht von Landschaften allgemein zu Mühlen, Bauernhöfen, Straßenansichten, Hausansichten, Burgen und Schlössern, Kirchen, Denkmälern, historischen und neuen Schulgebäuden, alten Handwerken, Kunstgegenständen bis zu unterschiedlichen Menschentypen und aktuellen Ereignissen.

Im Auftrag der Ostfriesischen Landschaft erstellte er eine Bilddokumentation der historischen Altargeräte in Ostfriesland, die in Teilen in der Publikation "Vasa Sacra" von 1960 wiedergegeben ist. Angeregt durch Landschaftsrat Dr. Wiemann entstand die fotografische Dokumentation aller Schulneubauten der Nachkriegszeit, die Anfang der 60er Jahre als Wanderausstellung unter dem Titel "Neue Schulen in Ostfriesland" zu sehen war. Im Zusammenhang mit diesem Projekt steht auch die Dokumentation der historischen Schulbauten Ostfrieslands.

Gerhard Klaffke engagierte sich auch im Deutschen Roten Kreuz, er war der Fahrer des Krankenwagens in Norden, an seiner Schule war die "Unfallhilfsstelle" angesiedelt. Dieses Engagement verhalf ihm dazu, vom Wehrdienst freigestellt zu werden, sodass er seine fotografisch-dokumentarische Tätigkeit auch in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft fortsetzen konnte. Es entstanden z.B. fotografische und auch filmische Dokumente von Aufmärschen, Heldengedenktagen, ebenso wurde die Entstehung des "Reichsarbeitsdienst-Dorfes" Neuwesteel dokumentiert.

1940 entstand eine Bildserie von Ansichten Emdens und nach der Bombardierung auch Dokumente der Zerstörungen. Klaffke wurde 1937 NSDAP-Parteimitglied, nahm aber keine Ämter - bis auf das Amt des Kreisfilmwarts (ab 1940) - wahr. In dieser Funktion führte er Unterhaltungsfilme in Orten des Kreises, in Baulagern und in Kriegsgefangenenlagern vor.

Nach Kriegsende konnte Klaffke in seinen Ämtern als Lehrer und Bildstellenleiter verbleiben, die britischen Besatzungsbehörden gewährten ihm sogar das Vorrecht, einen Teil seiner Kameraausrüstung behalten zu dürfen. In vier Jahrzehnten hat Gerhard Klaffke in seinen beiden Funktionen als Pädagoge und Fotograf einen großen Fundus an Bildmaterialien geschaffen. Seine Fotografien sind wegen ihrer Themenvielfalt wertvolle Bildquellen zur Geschichte der Stadt Norden und ganz Ostfrieslands.

Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Neuen Friedhof in Ostlintel.[1] Sein fotografisches Lebenswerk wurde von Oskar Decker fortgeführt.[2]

Einzelnachweise

  1. Grab des Gerhard Klaffke auf Grabsteine Ostfriesland, abgerufen am 18. Mai 2021
  2. Sanders, Adolf (1999): Norden - wie es früher war, Gudensberg, S. 3

Quellenverzeichnis

Siehe auch