Henry Picker

Aus Norder Stadtgeschichte
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Dr. Henry Picker (* 6. Februar 1912 in Wilhelmshaven; † 2. Mai 1988 in Starnberg) war von 1942 bis 1943 Landrat des Landkreises Norden.

Leben

Picker wurde 1912 als Sohn eines Wilhelmshavener Kaufmanns und Senators in Wilhelmshaven geboren und bereits 1930 Mitglied der NSDAP. ER studierte Rechtswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg, der Christian-Albrechts-Universität Kiel und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.[1] Seit 1931 war er Mitglied des Corps Teutonia Marburg.[2] Seit 1934 Referendar, promovierte er 1936 in Kiel zum Doktor der Rechte.

1936/37 war er (als Assessor) Hauptreferent und Auslandsrepräsentant der Reichsjugendführung. 1938/39 war er Regierungsrat in Jever und Brake (Unterweser). Nachdem er 1940/41 beim Stab des Stellvertreters des Führers in München gewesen war, kam er von März bis Juli 1942 als Oberregierungsrat und juristischer Mitarbeiter Hitlers ins Führerhauptquartier.[1] In Vertretung von Heinrich Heim hatte er Hitlers Tischgespräche zu protokollieren. Am 19. September 1942 beauftragte der Reichsinnenminister Wilhelm Frick Picker mit der kommissarischen Verwaltung des Landratsamtes des Landkreises Norden.[3] Am 24. September nahm er diese Tätigkeit auf.[4]

Seit 1943 Soldat der Wehrmacht, kam er als Fähnrich d. R. in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde.[1] Während seiner Abwesenheit blieb seine Stelle bis unbesetzt, faktisch diente der Leeraner Landrat Windels als sein Stellvertreter, ehe dieser im April 1945 noch von Admiral Fleischer.[5] In der Nachkriegszeit vertrat Picker von 1948 bis 1951 das Notstandsgebiet Wilhelmshaven beim Bund in Frankfurt am Main und Bonn. Danach arbeitete er als Schriftsteller.[1] Als solcher veröffentlichte er bald ein Buch über Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier.[5]

Seine umgearbeitete Fassung der von ihm selbst und Heim gemachten Aufzeichnungen wurde ab 1951 in zahlreichen Auflagen publiziert. In der Folge kam es zu rechtlichen Auseinandersetzungen über etwaige Urheberrechte Pickers an den Notizen.[6]Die vollständigen Aufzeichnungen wurden erst 1980 von Werner Jochmann herausgegeben, woraufhin Picker erneut die juristische Auseinandersetzung suchte.[7]

1963 veröffentlichte Picker ein Buch über Papst Johannes XXIII., bei dessen Abfassung er von dem vatikanischen Bibliothekar Graf Giuseppe Newlin beraten wurde.[8]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Blaubuch des Corps Teutonia zu Marburg 1825 bis 2000
  2. Kösener Corpslisten 1996, 171, 1292
  3. Lüpke-Müller, Inge (1998): Eine Region im politischen Umbruch. Der Demokratisierungsprozess in Ostfriesland nach dem Zweiten Weltkrieg, Aurich,S. 84f.
  4. Haddinga, Johann (1995): Kriegsalltag in Ostfriesland, Norden, S. 104
  5. 5,0 5,1 Haddinga, Johann (1988): Stunde Null. Ostfrieslands schwerste Jahre, Norden, S. 49
  6. Hitlers Erben. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1952, S. 3
  7. Feldherr bin ich wider Willen. In: Der Spiegel. Nr. 10, 1980, S. 176
  8. Picker, Henry (1963): Johannes XXIII. Der Papst der christlichen Einheit und des 2. vaticanischen Konzils, Kettwig

Siehe auch