Von Wicht

Aus Norder Stadtgeschichte
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von Wicht

Basisdaten
Ersterwähnung um 1400
Einflussbereich Westlintel
Stammsitz Wichte (Gemeinde Hage)

Die von Wicht (auch: t(h)o Wicht(e) bzw. nur Wicht) waren ein ursprünglich in Lintel sesshaftes, ehemaliges Häuptlings- bzw. Adelsgeschlecht. Im Laufe der Jahrhunderte sind aus der Familie mehrere bedeutende Bürgermeister, Droste, Juristen, Historiker und Schriftsteller hervorgegangen. Nach ihnen ist möglicherweise der Wichter Weg in Norddeich benannt.

Geschichte

Stammvater des Geschlechts war Ihmel tho Wichte, der im Osten der Bauerschaft Wichte (Gemeinde Hage) seinen befestigten Wohnsitz hatte, die sogenannte Burg Osterwichte. Ihmel war wohl ein Sohn eines Häuptlings aus Norden, verlegte später seinen Sitz nach Wichte und nannte sich entsprechend um. Von Historikern wird das Geschlecht als eines der ältesten und angesehensten ostfriesischen Geschlechter bezeichnet.[1] Die von Wicht waren mit zahlreichen weiteren Edelgeschlechtern der Region verwandt oder verschwägert, in Norden beispielsweise mit den Loringa und den Aldersna.

In Wichte befand sich seit Ende der frühgeschichtlichen Zeit einer von acht sogenannten Uthöfen, die als Außenstationen der Theelacht zwischen Bargebur und Arle auf der Geest errichtet worden waren und über die die Theellande, die sich bis in die Gegenwart hinein in der dem Geestrücken vorgelagerten Marsch befinden, bearbeitet und verwaltet wurden.[2] Die Frage, ob Ihmel, der Ahnherr derer von Wicht, einen bestehenden Uthof zur Burg ausbaute oder in der Nähe ein neues befestigtes Gebäude errichtete, kann aufgrund der Quellenlage nicht beantwortet werden. Als sicher gilt aber, dass es sich bei dem von dem Norder Edelmann um 1400 bezogenen Wohnsitz um die östlich des Dorfes Wichte gelegene Burg Osterwichte gehandelt hat.[3] Sie wird in der östlich von Blandorf-Wichte gelegenen Gemarkung Westerende vermutet.

Matthias von Wicht (1751–1824) nahm an, die Burg Osterwichte sei bereits um 1410 zerstört worden. Foelke Kampana, Ehefrau des Häuptlings Ocko I. tom Brook und wegen ihrer legendären Grausamkeit auch Quade Foelke (= Böse Foelke) genannt, hätte bei einem Heerzug gegen ihren Schwiegersohn, dem Nessmer Häuptling Lütet Attena, die befestigte Wohnstätte dem Erdboden gleichgemacht.[4] Andere Quellen berichten davon, dass die Burg Osterwichte erst während der Sächsischen Fehde um 1514 niedergebrannt worden sei. Burgherr Hayo Hiccen tho Wichte, Urenkel des Ahnherrn Ihmel, hätte als Drost zwar erfolgreich die Berumer Burg gegen den Esenser Häuptling Hero Omken verteidigen können, musste aber hinnehmen, dass derselbe nur kurze Zeit später seinen Wichter Stammsitz vernichtete.[5] Dass es auch noch um 1581 eine adelige Behausung zu Wicht gegeben hat, belegt eine Urkunde, die vom 27. Oktober des genannten Jahres stammt und in Wichte ausgefertigt wurde. Sie besiegelte einen "Compromiß zwischen Habbo Aldinga, Enno v. Nesse und Otto Iderhoff".[4] Bei dem in der Urkunde erwähnten Enno von Nesse handelt es sich um den 1599 verstorbenen Enno Aldringa von Nesse, der in verschiedenen Ahnentafeln als „Herr zu Wichte“ bezeichnet wird.[6] Seine Tochter nannte sich Enna Aldringa von Nesse zu Wichte. Sie verstarb 1652 im Haus Wichte. Ihr Wichter Familienbesitz ging an ihren Ehemann Eberhard von Mahrenholz († 1633) über, der sich nach ihrem Tod als Erbgesessener auf Burg Wichte bezeichnete. Die gemeinsame Tochter Catharina Sophia von Mahrenholz wurde noch im Haus Wichte, einem burgartigen Gebäude mit umfangreichem Landbesitz, geboren. Diese Belege lassen vermuten, dass der Stammsitz der Familie von Wicht trotz mancher zerstörerischer Aktionen im Laufe ihrer Geschichte noch mindestens bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts existierte.

Bedeutung für die Stadt

Über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren bekleideten zwei Mitglieder der Familie von Wicht das Amt des Bürgermeister der Stadt Norden:

Einzelnachweise

  1. Tiaden, Enno (1785): Das Gelehrte Ostfriesland, Aurich, S. 174ff.
  2. Rack, Eberhard (1967): Siedlung und Besiedlung des Altkreises Norden. Aurich, S. 84
  3. Remmers, Arend (2004): Von Aaltukerei bis Zwischenmooren: Die Siedlungsnamen zwischen Dollart und Jade, Leer, S. 174
  4. 4,0 4,1 Matthias v. Wicht (1937): Anmerkungen bey der Genealogie; Hermann v. Wicht: Der Weg der Familie v. Wicht durch die Jahrhunderte im Dienste von Heimat und Volk. In: Band 25 des Jahrbuches der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden. Emden, S. 74
  5. Coldewey, Dettmar (1967): Frisia Orientalis. Daten zur Geschichte des Landes zwischen Ems und Jade. Wilhelmshaven, S. 180
  6. Ahnentafel der Familie von Wicht, abgeurfen am 13. April 2021

Siehe auch