Alte Itzendorfer Schule

Aus Norder Stadtgeschichte
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Alte Itzendorfer Schule

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Basisdaten
Entstehungszeit 1770 - 1771 (vor 1677)
Erbauer Gemeinde Westermarsch II
Bauweise Ziegelsteinbau
Entwidmung 1936
Erhaltungszustand nach 1936 abgebrochen
Genaue Lage Deichstraße

26506 Norden

Die Alte Itzendorfer Schule gehört zu den ältesten Schulen im (heutigen) Stadtgebiet. Sie befand sich im untergangenen Itzendorf, wurde später im neuen Itzendorf wiedererrichtet und 1936 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Die (alte) alte Itzendorfer Schule befand sich im Bereich des heutigen Campingplatzes nahe der Deichlinie.

Geschichte

Vermutlich gab es bereits um 1600 eine Schule in Itzendorf, spätestens in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Erstmalig nachweisen lässt sich die Existenz durch ein Schreiben aus dem Jahr 1677, aus dem hervorgeht, dass Hinrich Laven von den Interessenten (Eltern schulpflichtiger Kinder) zum Schulmeister (nicht-akademische Lehrkraft) gewählt wurde. An Schulgeld zahlten diese einen Gulden und etwa 50 Liter Gerste je Halbjahr. Am 12. März 1683 wird das Schulgeld um einen Gulden erhöht, die Arbeiter und Kleinbauern mussten jedoch nur die Hälfte zahlen. Schulmeister bzw. Lehrer ist zu dieser Zeit Johannes Naudaeus.[1]

Gegen Ende des Jahres 1717 sucht die Weihnachtsflut auch Itzendorf heim, das in den Fluten praktisch gänzlich zerstört wird und in der Folgezeit aufgegeben werden muss. Zahllose Menschen sterben in den Fluten, die Felder werden durch das salzige Meerwasser unbrauchbar. Die Schäden waren so schwerwiegend, dass der Westermarscher Seedeich weiter ins Hinterland verlagert und Itzendorf dadurch aufgegeben wurde. Heute erinnert nur noch eine Untiefe namens Itzendorfplate an den einstigen Ort. Von der Ausdeichung betroffen war auch die Schule. Im Frühjahr 1771 wird ein neues Schulgebäude errichtet.[2] Über 50 Jahre hat es damit keine Schule in Itzendorf gegeben. Zurückzuführen ist dies wahrscheinlich vorwiegend auf die Nachwirkungen der Flut, vor allem auf den Geldmangel. Andere Vorhaben, wie der Neubau des Deiches, der Wiederaufbau der Häuser und die Neuanlage von Feldern hatten vor allem anderen Priorität.

Zum ersten Schulmeister nach dem Neubau wird Cornelius Harmens Norman gewählt. Dieser hatte maßgeblichen Anteil an der Wiederrichtung der Schule und hatte dabei die Bevölkerung von Westermarsch II auf seiner Seite, da die Kinder der meisten von ihnen die anderen, weit entfernt gelegenen Schulen, nicht besuchen konnten. Herausragend wurde das Projekt auch durch Hayo Laurenz Damm begleitet. Durch Pastor Jelto Jelten von der Norder Ludgerigemeinde wurde das Gebäude im Beisein der gesamten Schulgemeinde eingeweiht.[3]

Die Schülerzahl stieg in den Folgejahren spürbar und erreichte im Schuljahr 1774/1775 einen Höchststand von 75 männlichen und weiblichen Schülern. Erkennbar ist hierbei auch eine deutliche Überrepräsentanz männlicher Schüler, was darauf schließen lässt, dass bei der Schulplatzvergabe durch die Eltern vor allem die männlichen Nachkommen des Hofherren bevorzugt wurden.[4] Ein Jahr später bittet der neue Lehrer in einem Rundbrief um eine Spende für einen neuen Fußboden für die Schule.[5]

1785 wird Berend Friedrich Gnapheus neuer Lehrer. 1825 richtet die Februarflut erneut schwere Schäden in der Westermarsch an. Der Deich bricht und beschädigt auch die Itzendorfer Schule. Das nahegelegene, auf einer Warft errichtete Wachthaus (Westermarsch II), blieb hingegen von den Fluten verschont. Lehrer Gnapheus schreibt daraufhin an das Königliche Hohe Konsortium in Aurich und bericht über die Umstände in Itzendorf. Er selbst wohne mittlerweile in Norden, da das Itzendorfer Schulgebäude unbewohnbar geworden sei. 1826 wird daraufhin wieder ein Neubau errichtet, diesmal auf einer Warft, um besser vor Sturmfluten geschützt zu sein. Im gleichen Jahr verstarb der beliebte Gnapheus.[6]

Aus sieben Bewerbern konnte sich Jan Jacobs Hinrichs Fischer durchsetzen und wurde von den Interessenten noch im selben Jahr zum neuen Lehrer gewählt. Zuvor war dieser Lehrer in Norden gewesen. Die Amtseinführung findet im März 1826 statt. Infolge einer schweren, zur Lähmung führenden Krankheit musste Fischer sein Amt aufgegeb und verstarb 1834 im Alter von gerade einmal 27 Jahren. An seine Stelle trat sein Bruder Wilhelm Egbert Fischer, der die Stelle am 7. April 1834 antrat und 37 Jahre im Dienst blieb. 1871 trat Johann Juilfs die Lehrerstelle an.[6]

In den Jahren 1905 bis 1906 wurde die Funkstation Norddeich in Utlandshörn errichtet und zunächst dem Kaiserlichen Postamt in Norden angegliedert. Die Küstenfunkstelle war von großer militärischer Bedeutung und bis zu ihrer Schließung am 31. Dezember 1998 ein tragender Faktor für die Sicherheit auf See. Während des Ersten Weltkriegs unterstand die Küstenfunkstelle dem Kommando der Kaiserlichen Marine. Das Gebäude der Itzendorfer Schule wurde von der Marine requiriert, um dort Soldaten unterzubringen. Nachdem die Marine im November 1918 die Küstenunkstelle geräumt hatte, wurde diese durch Mitglieder des Arbeiter- und Soldatenrates besetzt.[7] Ein geordneter Unterricht war so nicht möglich, weshalb die Kinder die weiten Strecken zu den anderen Schulen im Umkreis auf sich nehmen mussten, was vor allem im Winter nicht möglich war. Ab 1916 wurde Georg Valentins Georg neuer Lehrer in Itzendorf, der nach Kriegsende auch wieder einen geordneten Unterricht aufnehmen konnte.[8]

1933 wurde der Unterricht übergangsweise von Lehrer Schmelke wahrgenommen, der zuvor bereits in Brinkum, Ostermoordorf, Neßmersiel, Menstede-Coldinne und Süderneuland I sowie Süderneuland II tätig war. Ab 1934 unterrichtete Rikus Hinrichs Daniels an der Schule.[8] 1936 wurde das baufällige Schulgebäude abgebrochen und etwas weiter südöstlich der bis heute bestehende Bau errichtet.[6] Während des Zweiten Weltkrieges musste der Itzendorfer Lehrer zeitweise an der Westerhörner Schule aushelfen, da der dortige Lehrer zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Der Schulbetrieb wurde erst im Herbst 1945 wieder aufgenommen.[9] 1966 wurde das Schulgebäude durch Zentralisierungsmaßnahmen entwidmet und an einen Privatmann verkauft.[8]

Lehrkräfte

Zeitraum Vollständiger Name
1677 - 1683 Hinrich Laven
1683 - ??? Johannes Naudaeus
1771 - 1775 Cornelius Harmens Norman
1775 - 1785 B. J. Sjauken
1785 - 1826 Berend Friedrich Gnapheus
1826 - 1834 Jan Jacobs Hinrichs Fischer
1834 - 1871 Wilhelm Egbert Fischer
1871 - 1913 Johann Juilfs
1913 - 1916 vakant
1916 - 1933 Georg Valentins Georg
1933 - 1934 Schmelke
1934 - 1936 Rikus Hinrichs Daniels

Schülerzahlen

Schuljahr Anzahl
1771 - 1772 48
1772 - 1773 53
1773 - 1774 65
1774 - 1775 75
1775 - 1776 52
um 1783 54

Einzelnachweise

  1. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 33
  2. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 34
  3. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 35
  4. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 37
  5. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 38
  6. 6,0 6,1 6,2 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 40
  7. Beschreibung von Westermarsch II in der historischen Ortsdatenbank der Ostfriesischen Landschaft
  8. 8,0 8,1 8,2 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 41
  9. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 44

Siehe auch