Arend Hoppe

Aus Norder Stadtgeschichte
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Dr. med. Arend Hoppe (* 29. September 1875 in Norden; † 28. Februar 1957 ebenda)[1] war ein Norder Gynäkologe. Er erbte von seinem Schwiegervater Jan Klinkenborg das Haus Lubinus am Neuen Weg, das später nach ihm auch Hoppesches Haus genannt wurde.[2] Hier hatte er viele Jahre seine Praxis. Ferner war Hoppe nebenamtlich einige Jahre als Lehrer an der Ackerbauschule tätig.

Leben

Die Sesshaftigkeit der Familie Hoppe in Ostfriesland lässt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Aus ihr gingen mehrere bedeutende Kaufleute, Pastoren und Verwaltungsbeamte hervor.[3]

Die Eltern Arend Hoppes waren der in Norden ansässig gewordene Weinhändler Fritz Hoppe (1838-1889) und dessen Frau Theda, geb. Bode (1844-1933). Nachdem er vor 1893 das Ulrichsgymnasium ging er für ein Medizinstudium nach Freiburg, Göttingen und Bonn, wo er 1897 promovierte. Es folgte ein kurzer Militärdienst, nach deren Ende er eine Assistenzarbeit in Brebach (Saar) verfasste. Anschließend ließ sich Hoppe 1901 als praktischer Arzt in Habkirchen, ein kleiner Ort in der Pfalz direkt an der lothringischen Grenze, nieder, wo er 1908 die bayerische Staatsangehörigkeit erwarb. Einer gynäkologisch-geburtshilflichen Weiterbildung ab 1910 in Altona sowie an den Universitätskliniken in Rostock, Berlin und Groningen folgte er dem Ruf zurück in die Heimat, wo er sich von 1913 bis 1934 als Frauenarzt in Emden niederließ. Hier war er überwiegend in der Privatklinik von Dr. Bakker operativ tätig war. 1935 ging er zurück nach Norden.[3]

Während des Ersten Weltkriegs war er als Sanitätsoffizier im III. Reserve-Infanterie-Regiment 15 an der Westfront. eingesetzt. Verheiratet war Hoppe in erster Ehe mit Menna geb. Klinkenborg (1889-1941) aus Norden und nach ihrem Tode in zweiter Ehe mit Luise geb. Fromme (1905-1993) aus Melle. Von den acht Kindern erreichten fünf das Erwachsenenalter. Seine Tochter Theda Beata verh. Schuh (1913-1989) war eine herausragende ostfriesische Familienkundlerin.[3]

Verdienste und Ehrungen

Gleich nach seiner Niederlassung in Emden 1913 war Hoppe der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, der „Emder Kunst“, als Mitglied beigetreten, um insbesondere nach seiner Rückkehr aus dem Kriege dort engagiert mitzuarbeiten. In dem Gymnasialprofessor Dr. Friedrich Ritter fand er einen anregenden Gesprächspartner und Mentor für alle ihn interessierenden ostfriesischen Heimat- und Geschichtsthemen. Am 29. April 1919 wurde Hoppe als Nachfolger des Landrats Carl von Frese zum 1. Vorsitzenden gewählt. Während seiner Amtsführung in der wirtschaftlich schwierigen Zeit nach dem Kriege erreichte die Emder Kunst ihren höchsten Mitgliederstand.[3]

Mit wissenschaftlichen Beiträgen ist Hoppe nicht hervorgetreten; er sah seine Aufgabe vielmehr darin, die Geschicke der Emder Kunst zu lenken und diese nach außen hin zu vertreten. So stand 1924 die Emder Kunst in vorderster Linie einer energischen Protestbewegung, als die preußische Staatsregierung das Staatsarchiv von Aurich nach Osnabrück verlegen wollte. Die Empörung der heimattreuen ostfriesischen Bevölkerung war ungeheuerlich. Hoppes leidenschaftliche Rede im voll besetzten großen Saal des Emder Rathauses am 7. März und die anschließend verfasste Resolution, die deutlich seine Handschrift trägt, an die preußische Regierung gaben dieser Empörung wirkungsvoll Ausdruck. Es gelang, das Staatsarchiv in Aurich zu erhalten. Hoppes Initiative ist es ferner zu danken, dass 1928 mit Dr. Jan Fastenau erstmals ein hauptamtlicher Museumsleiter zur Neuordnung und Betreuung der umfangreichen Sammlungen der Emder Kunst angestellt werden konnte.[3]

Zu Hoppes besonderen Verdiensten zählt auch, dass 1930/31 bei der Versteigerung der Münzsammlung des Carl Graf zu Inn- und Knyphausen (1831-1880) in Hannover die Emder Kunst mit finanzieller Unterstützung durch die Ostfriesische Landschaft für ihre Münz- und Medaillensammlung fast alle fehlenden ostfriesischen Stücke erwerben und damit ihrem Münzkabinett die letzte Abrundung geben konnte. Hoppe war ein Anhänger Gustav Stresemanns (1878-1929) und gehörte dementsprechend der national-liberalen Deutschen Volkspartei an. Hoppe wurde 1924 in das damals 24 Mitglieder zählende Bürgervorsteher-Kollegium und 1928-1929 zum Wortführer der Bürgervorsteher gewählt. In der Wahlperiode von 1929-1933 bekleidete Hoppe im Magistrat das Amt eines unbesoldeten Senators.[3]

Die politische Entwicklung zum Nationalsozialismus hin brachte es dann mit sich, dass Hoppe sich 1933 aus der Emder Kommunalpolitik zurückziehen musste. Viel mehr schmerzte ihn jedoch, dass die nationalsozialistische Gleichschaltung auch vor der Emder Kunst nicht haltmachte und er nach längeren Querelen schließlich 1934 sein Amt als 1. Vorsitzender aufgeben musste. Verbittert verließ er 1935 Emden, um im 60. Lebensjahr in seiner Geburtsstadt Norden einen neuen beruflichen Anfang zu wagen. Erleichtert mag dieser Entschluss dadurch geworden sein, dass er eines der schönsten Patrizierhäuser in Norden bewohnen würde, das Haus Neuer Weg 92, welches 1805 sein Urgroßvater Peter Friedrich Lubinus (1777-1827) erbaut hatte und das über seine Frau wieder in die Familie zurückgekommen war. In Norden hat Hoppe sich nur noch auf seine erfolgreiche frauenärztliche Praxis, die auch eine umfangreiche operative Tätigkeit im Städtischen Krankenhaus sowie im Helenenstift in Hage umfasste, konzentriert und kein öffentliches Amt mehr bekleidet. In einer Rückschau auf seine lange ärztliche Berufslaufbahn hat Hoppe am Ende seines Lebens (die Fertigstellung des Manuskriptes überlebte er nur um zwölf Stunden) eine kasuistische Mitteilung veröffentlicht von einem erfolgreichen siebenmaligen Kaiserschnitt bei derselben Patientin, durch denselben Operateur (Hoppe), in demselben Krankenhaus und mit derselben Hebamme; dieser Beitrag ist in der medizinischen Literatur einmalig.[3]

Einzelnachweise

  1. Grabstein des Dr. Arend Hoppe auf Grabsteine Ostfriesland, abgerufen am 20. Dezember 2021
  2. Dorsch, Thomas / Wenz, Martin (2003): Norden / Ostfriesland. Denkmalpflegerische Zielplanung für Osterstraße und Neuen Weg, Hameln, S. 44
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 Schuh, Friedrich (1997): Biographie des Arend Immanuel Hoppe, veröffentlicht bei der Ostfriesischen Landschaft

Siehe auch