Ostermarscher Schule

Aus Norder Stadtgeschichte
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Ostermarscher Schule

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Basisdaten
Entstehungszeit 1899 (1696, 1841)
Erbauer Gemeinde Ostermarsch
Bauweise Ziegelsteinbau
Entwidmung 1963
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Landstraße 29

26506 Norden

Eine Ostermarscher Schule ist bereits seit 1687 nachweisbar. Das bis heute erhaltene Gebäude, das im Laufe der Jahrzehnte mehrfach neu errichtet bzw. restauriert wurde, wurde noch bis 1963 als einklassige Schule genutzt. Der wohl bekannteste Lehrer der Schule war Otto Leege, einer der angesehensten norddeutschen Naturforscher. Nach ihm ist heute auch der anliegende Otto-Leege-Platz benannt worden.

Geschichte

Erstmalig erwähnt wird eine Schule in Ostermarsch im Jahre 1687 in Unterlagen zur Einstellung des Dirk Meenßen zum dortigen Schulmeister (nicht-akademische Lehrkraft). Aus einer Abrechnung aus dem Jahre 1693 wird ersichtlich, dass den Eltern der schulpflichtigen Kindern (auch Interessenten genannt) zur Finanzierung des Schulunterhaltes 20 Gulden und 4 Stüber aus der Verpachtung von Land im Mandepolder (Mandeheller) zustünden. In diesem Jahr wurde ein Johan von Honard von Aurich an die Ostermarscher Schule versetzt. 1696 wird Evers Arendts der neue Schulmeister.[1]

Das erst bekannte Schulgebäude maß etwa 22 x 8 Meter (überliefert: 72 x 27 Fuß) und umfasste auch eine Lehrerwohnung. Diese wiederum enthält ein Wohn- und Schlafzimmer, eine Küche und eine Milchkammer. Im Hinterhaus wurde ein Kuh- und ein Schweinestall sowie ein Lagerraum für Torf und Heu errichtet, auch ein Garten gehörte zum Grundstück. Der Finanzierung der Schule dienten bis ins 20. Jahrhundert neben Pachteinnahmen aus schuleigenen Ländereien (Schulland) auch Schulgebühren, die von den Eltern der Schulkindern zu tragen waren.[2]

Für die kommenden Jahre scheint es keine Aufzeichnungen zu geben. Erst am 30. April 1801 wird wieder ein Schulmeister in Ostermarsch erwähnt. An diesem Tag trat Frerich Hinrichs dieses Amt an.[3]

Spätestens seit dem 5. September 1825 standen dem Lehrer, der zu dieser Zeit etwa 50 Kinder unterrichtete, je Kind ein unterschiedliches Schulgeld zu, das sich anhand des Umfangs des Unterrichts bemaß. Kinder, die nur lesen lernen, hatten 1 3/4 Stüber zu zahlen, diejenigen, die auch schreiben lernen mussten 2 1/4 Stüber bezahlen. Die Kinder, die alles (lesen, schreiben und rechnen) lernen sollten, mussten 2 3/4 Stüber bezahlen. Als eine Art Grundbetrag mussten zusätzlich 6 Reichstalern zu zahlen. Im Winterhalbjahr mussten die Interessenten auch die Erwärmung des Schulgebäudes mit 12 Stübern Torfgeld bezahlen. Darüber hinaus mussten sie jährlich jeweils 1/6 Tonne an Gerste entrichten.[1]

Der Schulmeister schrieb halbjährlich Rechnungen über die Beträge, die von den Erziehungsberechtigten direkt an ihn zu entrichten waren. Hieraus ist zu ersehen, dass es mehrfach zu säumigen Zahlungen kam. Konnte der Lehrer das Geld nicht anders eintreibe, wandte er sich an das zuständige Amt (i.S. von Landkreis; siehe Amt Norden und Amt Berum) oder an die Kirchenbehörde in Aurich. In den meisten Fällen wurden seine Klagen stattgegeben.[4]

1833 werden der Schule mehrere Kinder aus der Nachbargemeinde Hagermarsch (Ortsteil Junkersrott) zugewiesen. Die Eltern der neuen Schüler wurden verpflichtet, sich an den allgemeinen Kosten und einem Vergrößerungsbau zu beteiligen. 1839 besuchten daher bereits 73 Kinder diese Schule. Die jährlichen Einnahmen des Lehrers bestanden aus 7 Tonnen Gerste, 97 Reichstalern und einem Stüber. Der Hof des Bauern Odinga zahlte zusätzlich einen Reichstaler.[2]

Im Jahre 1862 werden 49 Kinder gezählt, fünf Jahre später 62. 1869 sank die Zahl leicht auf 58 und steigt um 1870 wieder um zwei auf 60 Kinder. Nach der damals geltenden Gesetzeslage dürfte die Schule mit ihrer Größe insgesamt 73 Schüler aufnehmen. Bereits 1878 wird diese Grenze jedoch deutlich überschritten, als bereits 78 Kinder die Schule besuchen. Ein Erweiterungsbau wird nötig und 1882 besuchten ganze 96 Kinder die Schule. Die schwankende Schülerzahl war meistens bedingt durch den Ab- und Zugang von kinderreichen Arbeiterfamilien.[2]

Im Jahre 1875 wird in der Schule eine Hinterküche erbaut. 1879 wird das Schulgebäude mangels Raum um weitere 3 Meter verlängert. Am 24. Februar 1898 wird der Kauf eines Grundstückes für eine neue Schule besiegelt und 1899 fertiggestellt. 1907 befinden sich 65 Kinder aus Ostermarsch und 16 Kinder aus Junkersrott in der Schule. Sämtliche Kinder sind evangelischen Glaubens. Ab 1907 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1924 unterrichtete dort der durch seine naturkundlichen Studien bekannt gewordene Lehrer Otto Leege, nach dem ein gutes Jahrhundert später der anliegende Platz benannt worden ist. 1920 unterrichtete Lehrer Leege 89 Schulkinder - davon 42 Jungen[5] - in einer Klasse. 1923 sind es noch 88.[2]

Ansicht des Schulgebäudes in der Zeit um 1905.

Zum 1. Oktober 1914 wurde wegen der Überfüllung der Schule eine zweite Lehrerstelle in Ostermarsch geplant. Auch eine zweite Klasse sollte eingerichtet werden. Beide Vorhaben fielen jedoch aufgrund des einsetzenden Ersten Weltkriegs aus. So kam es, dass die Schule bis zuletzt eine für kleine Dörfer übliche Einraumschule blieb und eine zweite Lehrerstelle erst zum 1. April 1950 eingerichtet wurde. 1963 wurde die Ostermarscher Schule letztlich geschlossen. Die Grundschüler besuchten zunächst die Schule in Neßmersiel. Nachdem Ostermarsch zum 1. Juli 1972 ein Stadtteil Nordens wurde, wurden die Schüler der Grundschule Norddeich zugewiesen.[2]

Das Schulgebäude in Ostermarsch befindet sich heute im Besitz der Stadt Norden und wird als Dorfgemeinschaftshaus für unterschiedlichste Aktivitäten genutzt. An jedem ersten Sonntag im Monat wird hier zudem ein Gottesdienst angeboten.[6]

2023 wurde die Schule mit Fördermitteln des Landes Niedersachsen umfangreich saniert.[7] Dabei wurde die Schule auch um einen kleinen, westlichen Anbau erweitert.

Lehrkräfte

Anmerkung: Die nachfolgende Liste ist weder abschließend, noch vollständig!

Zeitraum 1. Lehrerstelle
1687 - 1693 Dirk Meenßen
1693 - 1696 Johan von Honard
1696 - ??? Evers Arendts
1801 - ??? Frerich Hinrichs
??? - 1825 ??? Bolinius
1825 - ??? H. F. Brauer
1907 - 1924 Otto Leege
1924 - 1946 Friedrich Meyer
um 1935 ??? Schröter
1946 - 1950 Valentin Wagner
1950 - 1955 Wilhelm Hein
1955 - 1959 Walter Fleischer
1959 - 1963 Hans Rumpelt

Schülerzahlen

Schuljahr Anzahl
1825 50
1839 73
1862 49
1867 62
1869 58
1870 60
1878 78
1882 96
1907 81
1920 89
1923 88

Einzelnachweis

  1. 1,0 1,1 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 50
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Beschreibung von Ostermarsch in der historischen Ortsdatenbank der Ostfriesischen Landschaft
  3. StAA, Rep. 139, 868
  4. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 51
  5. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 52
  6. Internetseite der Ludgerigemeinde Norden , abgerufen am 18. April 2021
  7. Online-Bericht des Ostfriesischen Kuriers vom 6. November 2023, abgerufen am 6. November 2023

Siehe auch